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Eskapismus Wie viel Ablenkung ist gesund?

Eskapismus: Frau sitzt vor dem Fenster und sieht nach draußen.
© LightField Studios / Shutterstock
Flüchtest du noch oder lebst du schon? Durch Eskapismus leben wir nicht mehr richtig im Hier und Jetzt. Was hat es mit der Realitätsflucht auf sich?

Wer kennt es nicht: Nach einem langen anstrengenden Tag versinkt man mit dem Handy auf der Couch und verzieht sich in die unendlichen Weiten des Internets. Ein bisschen Realitätsflucht muss manchmal sein, oder? Social Media, Netflix und Co. lassen uns das Hier und Jetzt für eine Zeit lang vergessen – und damit verschwinden auch alle Problemchen, Sorgen und Verpflichtungen. Zumindest für den Moment.

Aber wie viel Ablenkung ist eigentlich gut für uns? Eskapismus nennt sich das Phänomen, das Eintritt, wenn wir die Wirklichkeitsflucht etwas zu exzessiv betreiben. Welche Folgen können dadurch auftreten und wie erkennen wir den eigenen Eskapismus? Darum geht es in diesem Artikel.

Was genau ist Eskapismus?

Laut dem Duden steht Eskapismus für den "Hang zur Flucht vor der Wirklichkeit und den realen Anforderungen in eine imaginäre Scheinwirklichkeit". Diese Scheinwelt kann alles Mögliche sein: Fantasy-Rollenspiele oder eine gesteigerte Promi-Liebe, bei der akribisch jeder Artikel des Stars aufgespürt wird. Vielleicht bist du aber auch in einer Anime-Community unterwegs und bist fleißig mit dem Posten von Forenbeiträgen beschäftigt. Oder du gehörst zu den absoluten Reise-Fanatikern und planst ständig neue Reiseabenteuer. Aber wann ist eine Tätigkeit lediglich ein leidenschaftliches Hobby und wann verwandelt sich das Ganze in eine Art toxischen Eskapismus?

Folgende Veränderungen, die natürlich Folgen mit sich bringen, sprechen für den Eskapismus: 

  • Seit mehreren Monaten beschäftigst du dich kaum noch mit deinem eigenen Leben im Hier und Jetzt, sondern lenkst dich vermehrt ab.
  • Du verbringst einen Großteil des Tages mit Aktivitäten, die dich von der Wirklichkeit fernhalten.
  • Du bist in vielen Punkten unzufrieden mit deinem Leben und fühlst dich erst besser, wenn du dich ablenken kannst.
  • Das Highlight deines Tages ist immer häufiger eine Tätigkeit, die dich von der Realität ablenkt.
  • Wegen diesen Aktivitäten kommst du deinen Verpflichtungen nicht mehr richtig nach.
  • Freunde oder Familienmitglieder werden vernachlässigt.
  • Insgesamt werden soziale Kontakte weniger, weil du deine Zeit anders verbringen möchtest.
  • Der Wunsch nach Zielen schwindet.
  • Probleme werden durch die ständige Ablenkung nicht angegangen.
  • Haushaltsaufgaben bleiben liegen.
  • Im Alltag driften die Gedanken immer wieder in Traumrealitäten oder Wunschvorstellungen ab.

Eskapismus: Auslöser und Ursachen

Videospiele, Instagram oder YouTube Videos: Die heutigen Ablenkungsmöglichkeiten sind vielfältig! Da kann es schon mal passieren, dass wir mehrere Stunden mit Gucken und Klicken verbringen, ohne es zu merken. Das ist natürlich noch nicht gleich Eskapismus. Dieser entsteht erst, wenn wir längerfristig vor der Wirklichkeit flüchten. Und damit dies passiert, braucht es neben den spannenden Medienangeboten da draußen noch bestimmte seelische Faktoren. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Hohe Anforderungen im Leben: Der große Stress bedingt den Wunsch nach Ablenkung.
  • Starke Unterforderung im Leben: Kommt dir dein Leben langweilig vor, suchst du vermehrt nach Aufregung und Spaß.
  • Minderwertigkeitskomplexe: Weil du davon überzeugt bist, nicht gut genug für diese Welt zu sein, flüchtest du lieber in Traumwelten.
  • Unzufriedenheit: Wer mit seinem eigenen Leben nicht glücklich ist und nicht weiß, wie man etwas verändern könnte, reagiert ebenfalls mit Realitätsflucht.
  • Traumata und Schicksalsschläge: Wer tiefe Rückschläge erlebt hat, nutz Eskapismus, um die schwerwiegenden Trauergefühle zu umgehen. Hier wird ein professioneller Rat benötigt.
  • Psychische Erkrankungen: Ein Burnout oder eine Depression rauben dir die Kraft, dich mit der harten Realität auseinander zu setzen. Auch das kann ein Grund für Wirklichkeitsflucht sein und auch hier sollten sich Betroffene unbedingt Hilfe holen.

Eskapismus: Was kannst du tun?

Gerade in schwierigen Phasen neigen wir dazu, uns ablenken zu wollen. Total verständlich – wir möchten dadurch dem emotionalen Druck entfliehen. Damit die Wirklichkeitsflucht aber keine überhandnimmt, kannst du folgende Tipps ausprobieren:

  • Analysiere, wie viel Zeit du mit den Ablenkungen tatsächlich verbringst. Zuerst sollten wir ganz ehrlich mit uns selbst sein, ohne Wertung.
  • Hinterfrage, ob du bereits negative Konsequenzen erlebt hast. Oft verdrängen wir Probleme – hier gilt es aber, sich ganz bewusst einzugestehen, was unser Eskapismus bereits für Folgen hat.
  • Frage dich, was dir in deinem Leben gerade nicht gefällt. Wer glücklich ist, hat nicht das Bedürfnis nach Wirklichkeitsflucht. Traue dich daher dir einzugestehen, was dir fehlt.
  • Plane kleine Veränderungen. Was könntest du tun, um im Alltag nur ein bisschen glücklicher zu sein?
  • Stelle Zeitfenster auf. Damit du nicht zu viel Zeit mit Ablenkungen verbringst, kannst du dir kleine Timeframes basteln. Zum Beispiel so: Am Abend nehme ich mir bewusst zwei Stunden Zeit für meine kleine Flucht aus der Realität, aber danach kümmere ich mich wieder um meine Aufgaben. Mit ein bisschen Selbstdisziplin schaffst du es, dich daran zu halten.

Die große Medienvielfalt bietet heutzutage viele Verlockungen. Jetzt weißt du, wie du Eskapismus vermeiden kannst und wie er entsteht. Solltest du selbst bemerken, dass du ein eskapistisches Verhalten einfach nicht aufgeben kannst, hilft ein therapeutisches Gespräch garantiert weiter. Scheue dich nicht Hilfe anzunehmen, wenn du sie brauchst!

Verwendete Quellen: webmd.com, psychologytoday.com, mentalhelp.net

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