Anzeige

Erkenntnisse vorm Tod Drei Dinge, die Sterbende am meisten bereuen

Erkenntnisse vorm Tod: Hände einer älteren Frau übereinandergelegt
Vor dem Tod blicken Menschen noch einmal auf ihr Leben zurück.
© kuzmaphoto / Shutterstock
Tenzin Kiyosaki hat jahrelang Menschen in Hospizen auf ihrem letzten Weg begleitet. In einem neuen Buch beschreibt sie, welche Gedanken sich Sterbende kurz vor ihrem Tod machen – und was das für das Leben bedeutet.

Wenn ein Mensch spürt, wie der Tod immer näher rückt, wenn sogar eine medizinische Diagnose ihm diese Sicherheit gibt, dann zieht meist sein Leben noch einmal an ihm vorbei. Viele, die kurz vor dem Sterben stehen, machen sich Gedanken über das, was hinter ihnen liegt. Manchmal stellt sich dabei Dankbarkeit ein, vielleicht sogar Freude über das Erlebte, aber auch bittere Gefühle kommen auf: verpasste Chancen, folgenschwere Fehler, falsche Entscheidungen. Ändern lässt sich das dann nicht mehr.

Tenzin Kiyosaki kennt viele solcher Menschen. In einem interreligiösen Hospiz in Los Angeles hat die ehemalige buddhistische Nonne sie auf dem letzten Weg begleitet, ihnen zugehört und Trost gespendet. Dabei ist ihr aufgefallen: Es sind immer wieder die gleichen Dinge, die Sterbende vor dem Tod bereuen. In ihrem neuen Buch schreibt sie laut dem US-Portal "Today", dass drei Punkte sich besonders oft wiederholen.

Vergebung wird kurz vor dem Tod wichtig

Erstens: "Ich habe mir meine Träume nicht erfüllt."
Viele Patienten hätten in ihrem Leben große Träume gehabt, die jedoch nie wahr wurden: eine Weltreise, eine Geschäftsidee, im Ausland zu leben. Am Ende des Lebens bemerken sie, dass die Pflichten des Alltags diese Ziele erstickt haben. Kiyosaki ermutigt ihre Leser, sich über ihre Träume bewusst zu werden und diese zu verfolgen, bevor es zu spät ist.

Zweitens: "Ich habe meine Liebe nicht weitergegeben." 
Ihre Zuneigung zu anderen können viele Menschen nur selten richtig zeigen. Kurz vor dem Tod erkennen sie, dass vieles unausgesprochen blieb. "Finden Sie Wege, 'Ich liebe dich' zu sagen und ihre Liebe jeden Tag auszudrücken", schreibt Kiyosaki.

Drittens: "Ich habe nicht vergeben."
Über lange Jahre sammelt sich Groll an – ob nun berechtigt oder nicht – und führt zu Verbitterung. Aus Kiyosakis Sicht ist dies bei vielen Patienten der Punkt, den sie am meisten bereuen. Wenn es dem Ende zugehe, kämen viele ungeklärte Konflikte noch einmal in den Sinn. Nicht immer ist dann noch eine Aussprache möglich. Eine ähnliche Beobachtung hat der Autor Stefan Weiller gemacht, der für seine Bücher todkranke Menschen begleitet. "Vergebung ist ganz entscheidend, von außen und sich selbst gegenüber", sagte er im stern-Interview. "Es ist wichtig, dass man vor dem Tod sich und anderen zu verzeihen weiß – und dass irgendwann ein Einvernehmen besteht, dass die Dinge des Lebens so sind, wie sie sich entwickelt haben."

Kiyosaki gibt dazu den folgenden Tipp: "Stellen Sie sich vor, Sie hätten nur noch ein Jahr zu leben. Wen würden Sie anrufen? Was würden Sie tun oder sagen, um Frieden zu finden? Tun Sie das jetzt."

Der Tod kann jederzeit kommen – nicht nur für Ältere

Schlussfolgerungen wie diese sind der eigentliche Grund, warum Tenzin Kiyosaki ihre Erfahrungen und Beobachtungen aufgeschrieben hat. Sie möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sich Menschen nicht erst kurz vor dem Tod mit ihrem Leben und Sterben auseinandersetzen sollten. Schließlich sei der Tod keineswegs etwas, was nur alte Menschen betreffe – auch Jüngere können unvermittelt sterben oder schwer erkranken. Kiyosaki spricht aus eigener, bitterer Erfahrung: Ihre Mutter starb im Alter von nur 49 Jahren.

"Zu verstehen, dass der Tod jederzeit kommen kann, hilft uns zu sehen, wie wertvoll das Leben ist, wie wir unsere Ziele und Träume verfolgen und gut miteinander umgehen können", sagte sie "Today". "Wir sollten jetzt mit den Dingen aufräumen, die wir bereuen."

Die australische Palliativkrankenpflegerin Bronnie Ware hat 2012 ein ähnliches Buch veröffentlicht. Auch in "5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen" geht es darum, Gefühle nicht zugelassen zu haben und sich in seinem Leben zu viel an den Erwartungen anderer und zu wenig an den eigenen Träumen orientiert zu haben. Außerdem beobachtete Ware, dass viele Menschen sich wünschten, weniger gearbeitet zu haben und sich mehr um ihre Freunde gekümmert zu haben. Zudem bereuten viele, sich selbst nicht erlaubt zu haben, glücklicher zu sein.

Quelle: "Today" / Bronnie Ware: "Regrets of the Dying"

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

epp/stern

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel