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Einsamkeit nach Trennung: Keine Angst mehr vorm Alleinsein

Einsamkeit nach Trennung: Frau allein in einem Café
© Jacob Lund / Shutterstock
Franziska Muri dachte lange, wer allein ist, macht etwas falsch. Dann hat sie es verherrlicht. Und jetzt die richtige Balance gefunden.

Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, sich mit dem Alleinsein zu versöhnen, wenn es einem geschieht. Bei mir war es eine Scheidung, die mich auf mich selbst zurückgeworfen hat. Ich hatte danach lange die Tendenz, mir vorzuwerfen, etwas falsch gemacht zu haben, weil ich jetzt allein war. Ich war eigentlich ganz zufrieden, aber spürte zugleich so einen Makel. Weglaufen half nicht, also begann ich, mich damit auseinanderzusetzen, was es eigentlich für mich bedeutet, woran genau ich litt und wie ich damit umgehen kann. In dem Moment, wenn man sich konstruktiv mit dem Alleinsein befasst, beginnt man auch, die schönen Seiten daran zu entdecken. Und interessanterweise fällt es dann auch wieder leichter, sich verbunden zu fühlen.

Balance zwischen Alleinsein und Verbundenheit

Ich sage gern, ich bin wirklich durchgetaucht durch das Alleinsein. Eine Weile habe ich es sogar verherrlicht und wäre am liebsten Eremitin geworden. Ich habe eine ganze Zeit gebraucht, um zu merken, dass auch das eine etwas trotzige Flucht war und das Wesentliche die Balance zwischen Alleinsein und Verbundenheit ist. Wir brauchen immer beides, individuell dosiert. Verbundenheit kann man dabei auf vielfältige Weise finden: mit sich selbst, mit Partner oder Freunden, aber auch mit Menschen, die uns einmal begleitet haben und nicht mehr da sind, mit dem Lieblingsdichter, sogar mit jemandem, mit dem sich beim Einkaufen ein Small Talk entwickelt. Und natürlich mit der Natur. Zu spüren, dass man immer verbunden ist, gehört für mich zu gelingendem Alleinsein.

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Mittlerweile bin ich wieder in einer Beziehung. Dass ich mich in dieser ganz neu beziehungsfähig erlebe, verdanke ich auch dem Alleinsein. Wenn man keine Angst mehr davor hat, kann man sich viel freier begegnen. Man muss den anderen nicht festhalten, sondern kann ihm Raum geben. Das ist für beide Seiten sehr angenehm.

Franziska Muri, 47, ist Lektorin, Coach und hat mehrere Bücher zu den Themen Spiritualität und Lebenshilfe geschrieben, u. a. "21 Gründe, das Alleinsein zu lieben" (288 S., 9,99 Euro, Heyne).

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BRIGITTE 09/2020

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