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Psychologie 3 Gewohnheiten, die gar nicht so schädlich für unsere Mental Health sind wie gedacht

Junge fröhliche Frau mit Smartphone: 3 Gewohnheiten, die unserer mentalen Gesundheit nicht so schaden wie gedacht
© JKstock / Adobe Stock
Wir allen glauben sehr genau zu wissen, was "gut" und was "schlecht" für die (psychische) Gesundheit ist. Aber lässt sich das überhaupt so verallgemeinern und auf alle Menschen übertragen?

Es gibt Dinge, bei denen sind wir uns sicher, dass sie gut für uns sind – oder eben nicht. Fast Food ist zum Beispiel eindeutig schlecht für unsere Gesundheit, genauso wie zu wenig Wasser zu trinken oder zu viel Alkohol. Meditieren, grüner Tee und Spaziergänge in der Natur stehen dagegen eindeutig auf der guten Seite.

Aber ist es wirklich immer so einfach? Können wir bei jedem dieser Punkte zu 100 Prozent sagen, dass er uns in jedem Fall guttut oder schadet? Nur zu meditieren und sich überhaupt nicht mehr mit der Realität zu befassen, kann schließlich auch ungesund sein, genau wie zwölf Liter grünen Tee am Tag zu trinken. Und eine Portion Pommes mag mit ihren Transfetten nicht viel für unser Herz auf physischer Ebene tun – kann uns aber emotional durchaus guttun und damit vielleicht den organischen Schaden zumindest vertretbar machen. Und ob wir 100 Gramm oder ein Kilo Pommes futtern, macht auch einen Unterschied.

Es ist also immer eine Frage des Abwägens – und vor allem des Maßes. Denn auch bei unserer mentalen Gesundheit ist sich die öffentliche Meinung schnell einig, was auf die "Gut"-Seite gehört und was auf die "Böse"-Seite. Aber so einfach und schwarz-weiß funktioniert die Welt nicht immer, schon gar nicht im Bereich Mental Health. Wir haben drei Beispiele von Angewohnheiten, die gern als schädlich verteufelt werden, aber bei genauerem Hinsehen gar nicht so schlimm für unser psychisches Wohlbefinden sind.

Diese Gewohnheiten schaden unserer Mental Health nicht so sehr wie gedacht

1. Uns mit anderen vergleichen

Der Konsens lautet: Wer sich vergleicht, wird unglücklich. Und ja okay: Wenn wir uns ständig mit Menschen vergleichen, die vermeintlich mehr haben als wir, mag das sein. Aber die Frage ist doch die: Hat die Person dafür etwas anderes nicht oder zumindest weniger? Freundin xy mag ja einen verantwortungsvollen Job und ein hohes Gehalt haben, aber dafür arbeitet sie vielleicht deutlich mehr und fühlt sich oft gestresst. Daran ist ja grundsätzlich auch nichts falsch, es ist nur die Frage, was einem selbst wichtig ist, in diesem Fall: Freizeit und Entspannung oder Geld und Prestige?

Insofern ist erst mal nichts verkehrt daran, uns mit anderen zu vergleichen – wir müssen dabei nur die Scheuklappen abnehmen und alle Aspekte anschauen, die es zu der Thematik zu beachten gibt. Denn wenn wir das Gefühl haben, dass unser Leben in etwa so gut läuft und ähnliche Rahmenbedingungen hat wie das der Menschen in unserem Umfeld, dann trägt das sogar zu unserer Zufriedenheit bei, erklärt uns der Neurobiologe Prof. Dr. Martin Korte. "Unser Stirnlappen bezieht das Grundgefühl der Zufriedenheit maßgeblich aus dem Vergleich mit anderen Menschen", sagt der Hirnforscher.

2. Binge-Watching

"Vom Fernsehen kriegst du viereckige Augen", hat meine Mutter früher immer gesagt. Einen wissenschaftlichen Beweis dazu habe ich allerdings nie gesehen. Nun: Dass es für unsere Gesundheit nicht unbedingt förderlich ist, den gesamten Tag vor dem Fernseher zu verbringen, darauf können sich die meisten Wissenschaftler:innern wohl einigen.

Aber: Hier gilt es zu differenzieren. Denn unter allen Umständen als schädlich abtun lässt sich unser heiß geliebtes Binge-Watching nicht. Ob es uns schadet oder nicht, hängt von einigen Faktoren ab. Der wichtigste: Kontrolle. Expert:innen wie Dr. Emil Steiner, Assistenzprofessor für Journalistik an der Rowan University in Philadelphia, unterscheiden nämlich zwischen Cringe-Watching und Feast-Watching.

Cringe bedeutet auf Englisch so viel wie "schaudern, zurückschrecken, sich schämen", und diese Form des Fernsehens oder Streamens ist eindeutig ungesund. Sie zeichnet sich nämlich dadurch aus, dass wir mehr oder weniger nebenbei etwas gucken, vielleicht parallel dazu auf dem Smartphone surfen. Auf jeden Fall schauen wir nicht bewusst und kontrolliert – und das schadet laut Dr. Steiner definitiv unserer Gesundheit.

Beim Feast-Watching dagegen – Feast heißt so viel wie "Feierlichkeit" oder auch "Festmahl" – behalten wir die Kontrolle und schauen bewusst unsere Lieblingsserie. Wir haben uns vorher darauf gefreut und machen ein richtiges Ritual daraus. Und wenn wir so ein paar Folgen binge-watchen, leidet unsere mentale Gesundheit laut Dr. Steiner nicht darunter.

Generell ist natürlich die richtige Dosis entscheidend – ein Zuviel ist fast immer ungesund, egal, wovon. Aber in Maßen und ganz bewusst kann uns auch ein Serienmarathon guttun.

3. Aufgeben

Aufgeben hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Dabei kann es sehr befreiend sein, etwas loszulassen, das uns nicht (mehr) guttut. Das gilt für Menschen, Jobs, Gewohnheiten ebenso wie für Ziele, die nicht mehr zu unseren Werten passen.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der uns häufig suggeriert wird, wir seien nur etwas wert, wenn wir auch selbst permanent Dinge leisten. Und dazu gehört es laut dem Mythos auch, dass wir unsere Ziele mit möglichst viel harter Arbeit und unter großem Stress erreichen. Denn nur dann lohnt es sich angeblich.

Aber ist das wirklich so? Kann es nicht manchmal viel mutiger und bereichernder sein, sich ehrlich einzugestehen, dass das Studium nicht mehr das Richtige für uns ist oder dass wir nicht mehr auf das große gesellschaftlich anerkannte Ziel – Kleinfamilie, Eigenheim, sicherer Job – hinarbeiten möchten? Oder es ist genau andersherum: Wir wollten unbedingt etwas Kreatives, vermeintlich Sinnstiftendes machen, tun aber besser daran, diesen Traum irgendwann aufzugeben und uns einzugestehen, dass wir als Buchhalter:in viel zufriedener sind und mehr Raum für die Dinge haben, die uns wirklich wichtig sind.

Niemand hat etwas davon, sein oder ihr Bauchgefühl mit Durchhalteparolen ruhigzustellen – im Gegenteil: Langfristig kann uns das sogar krank machen. Es ist häufig viel gesünder, mal so richtig ehrlich zu sich selbst zu sein und zu schauen, ob es sich noch lohnt, an diesem Plan, diesem Glaubenssatz oder diesem Ziel festzuhalten. Denn manchmal ist Aufgeben nicht nur gar nicht so schlimm wie gedacht – es ist sogar das einzig Richtige für uns und unsere Gesundheit.

Verwendete Quellen: spektrum.de, Deutsche Welle, zeit.de, psychologytoday.com

Brigitte

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