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Déjà-vu: Das steckt dahinter

Déjà-vu: Eine junge Fraut sieht einen Mann und hat ein Déjà-vu
© Rommel Canlas / Shutterstock
Auch schon mal ein Déjà-vu gehabt? Dann bist du auf jeden Fall in guter Gesellschaft! Was dahintersteckt und wie dieses unheimliche Erlebnis entsteht, erfährst du hier.

Déjà-vu: Was ist das eigentlich?

Du unterhältst dich mit deiner besten Freundin und auf einmal denkst du: "Genau dieses Gespräch hatten wir doch schon!" Du könntest schwören, die Situation schon einmal erlebt zu haben, doch deine Freundin schaut dich nur völlig verständnislos an, als wärst du bescheuert ...

So etwas nennt man Déjà-vu, eine Erinnerungstäuschung, bei der wir glauben, eine neue, uns unbekannte Erfahrung in der Vergangenheit bereits gemacht zu haben. Oder, wie es der Déjà-vu-Forscher Vernon Neppe formulierte: "Ein subjektiv unpassender Eindruck von Vertrautheit einer gegenwärtigen Erfahrung mit unbestimmter Vergangenheit". 

Im Prinzip kann jedes banale Alltagserlebnis ein Déjà-vu auslösen:

  • Ein Gespräch, das wir führen,
  • eine fremde Stadt oder uns unbekannte Gegend,
  • eine Autofahrt, auf der wir uns plötzlich daran erinnern, dass wir dieses Ziel mit diesem Beifahrer schon einmal angesteuert haben – und genau dieses Lied im Radio lief.

Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet wörtlich übersetzt "schon gesehen" – was irreführend ist, schließlich meinen wir bei einem Déjà-vu lediglich, etwas bereits erlebt zu haben, erleben es jedoch in Wahrheit gerade zum ersten Mal. Wobei! So ganz sicher ist sich die Wissenschaft da noch nicht ... 

Déjà-vu: Ist das denn normal?

Umfragen zufolge haben viele Menschen in ihrem Leben mindestens ein Mal ein Déjà-vu, wobei die Ergebnisse von Studie zu Studie zum Teil sehr unterschiedlich sind: Die Range reicht von 31 Prozent, die bereits Bekanntschaft mit einem Déjà-vu gemacht haben, bis 96 Prozent. Ein Grund für die starken Schwankungen mag sein, dass nicht jeder Mensch die gleiche Vorstellung von einem Déjà-vu hat: Was für die eine als Déjà-vu durchgeht, verbucht der andere als Erinnerung, die er gerade einfach nicht einordnen kann. Daher können die Ergebnisse je nach Definition und Fragestellung stark voneinander abweichen. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte und Déjà-vu-Erlebnisse sind rund 70 Prozent aller Menschen bekannt.

Was wiederum gemeinhin als erwiesen gilt, ist die Tatsache, dass Déjà-vus bei gesunden Menschen am wahrscheinlichsten auftreten, wenn sie müde, gestresst oder in sonstiger Weise erschöpft sind. Verstärkt beobachtet man die Erinnerungstäuschungen zudem bei Leuten mit Psychosen, Neurosen, organischen Hirnerkrankungen und Epilepsie. Na, wenn das mal kein Hinweis auf eine mögliche Erklärung für das Phänomen ist ...

Wie entsteht ein Déjà-vu? Die 5 gängigsten Theorien

1. Erinnerung aus Vorleben

Eine mögliche Erklärung für Déjà-vus ist, dass es Erinnerungen an ein früheres Leben sind. Hieße dann: Wir haben das Gespräch mit unserer Freundin wirklich schon geführt. In einem anderen Jahrhundert, anderem Körper und anderer Sprache, aber mit demselben Inhalt und Gefühl. Vielleicht ist das nicht unbedingt die wahrscheinlichste Erklärung – doch mit hundertprozentiger Sicherheit widerlegt hat man sie bisher nicht ...

2. Desynchronisierung

Bei diesem Erklärungsansatz geht man davon aus, dass bei einem Déjà-vu Wahrnehmungen verschiedener Sinnesorgane zeitversetzt beim Gehirn ankommen und verarbeitet werden. Zum Beispiel erfasst das rechte Auge die Situation schneller als das linke, was zur Folge haben könnte, dass uns die Infos vom linken bekannt vorkommen, wenn unser Gehirn sie auswertet. Das rechte Auge hätte dann quasi gespoilert. Auch eher bedingt wahrscheinlich, aber denkbar und irgendwie witzig ...

3. Unbewusste Wahrnehmung

Eine weitere Theorie besagt, dass Déjà-vus die plötzliche Bewusstwerdung von etwas zuvor nur unbewusst Wahrgenommenem sind. Zum Beispiel registrieren wir ein Café aus dem Augenwinkel, während wir uns auf das Telefonat mit unserer Mama konzentrieren. Dann schauen wir nach rechts, sehen das Café das erste Mal bewusst und haben das Gefühl, es irgendwoher zu kennen. Was wir ja auch tun – aus unserem Augenwinkel! 

4. Unbewusste Erinnerung

Die Kognitionspsychologin Anne M. Cleary von der Colorado State University will in einer Studie gezeigt haben, dass Déjà-vus Erinnerungen an ähnliche Situationen und Strukturen sind, die wir nicht so richtig auf den Schirm kriegen. Zum Beispiel haben wir mit unserer Freundin schon mal ein ähnliches Gespräch geführt, doch uns fehlen die Infos, wo, wann und was daran anders wahr. Das Gefühl der Vertrautheit überwiegt gegenüber den Fakten, die unser Gedächtnis uns liefert, und – schwupps! – Déjà-vu. 

5. Neurologischer Krampf

Einige Hirnforscher gehen davon aus, dass fehlgezündete Neurone im Hippocampus oder der Amygdala unseres Gehirns Déjà-vu-Erlebnisse hervorrufen, also fehlerhafte Impulse unseres Nervenzentrums die Ursache sind (vergleichbar mit Muskelkrämpfen). Dafür spricht vor allem die Beobachtung, dass bei Epileptikern Déjà-vus häufig im Zusammenhang mit epileptischen Anfällen auftreten. Hippocampus und Amygdala spielen wiederum tragende Rollen beim Speichern von Informationen und dem Empfinden von Vertrautheit.

Fakt ist: Déjà-vus sind (und bleiben offenbar vorerst ...) irritierend, und das sowohl für uns als Betroffene als auch für Hirnforscher, Mediziner und Psychologen. Vielleicht könnten sie uns etwas sagen und irgendwann, in naher oder ferner Zukunft, verstehen wir ihre Botschaften. Doch solange das nicht der Fall ist, hilft es ja schon, zu wissen, dass es solche Erinnerungstäuschungen gibt. Denn wenn wir meinen, das Gespräch mit unserer Freundin schon geführt zu haben, sie das aber anders sieht, könnte es unter Umständen die Freundschaft belasten, wenn wir auf unserem Standpunkt beharren ...

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