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Coaching mit Andrea Huss Diese Frage hat mein Leben verändert

Coaching mit Andrea Huss: Eine Frau sitzt auf einer Schaukel über einem See
© Song_about_summer / Adobe Stock
Die Frage, die (m)ein Leben verändert hat:
"Was würden Sie tun, wenn Sie nicht scheitern könnten?"

Die Frau, die mir gegenübersitzt, ist Mitte 40 und schiebt mutlos Karten auf dem Tisch herum, die sie mit Ideen zu ihrer Zukunft beschrieben hat. Um ihr einen Stups zu geben, hatte ich sie gefragt, was ihr letztes schönes Erlebnis bei der Arbeit gewesen sei. "Mein Urlaub", sagte sie und lachte. Wann immer sie kann, fliegt sie zu Freunden nach Italien, wo sie studiert hat. Nach vielen Jobs, die ihr "so zufielen" und die sie "einfach gemacht hat", möchte sie nun herausfinden, was sie wirklich will. Ich bitte sie, ebenfalls auf Karten zu schreiben, was sie auf jeden Fall behalten möchte. Sie notiert: ein ähnliches Einkommen, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, remote zu arbeiten.

Ich merke, wie sie sich festbeißt an dem Gedanken, was alles in Gefahr ist, wenn sie sich bewegt. Sie sagt: "Wenn ich das so lese: Ich habe ja echt ein gutes Gehalt und viele Freiheiten." – "Dann sitzen Sie hier also ganz verkehrt", versuche ich zu provozieren. "Nein, ich will ja raus aus dem Trott. Aber ich glaube, meine Komfortzone hat was dagegen."

Früher oder später kommt jede auf sie zu sprechen: die Komfortzone – unsere überfürsorgliche Betreuerin. Sie mag uns und will uns beschützen. Sie will, dass wir uns nicht überfordern mit Neuem. Wer sich aus dem Fenster lehnt, könnte schließlich fallen. Impulse, die unser Bauchgefühl uns eingibt, bremst sie oft aus durch alle möglichen Einwände. Was, wenn wir mit unserem Handeln das aufs Spiel setzen, was wir sicher haben? Dann doch lieber den Spatz in der Hand …?

Raus aus der Komfortzone

Um sie aus den Fängen ihrer Komfortzone zu befreien, frage ich meine Klientin: "Was würden Sie tun, wenn Sie nicht scheitern könnten?" Da, wo die Zweifel liegen, biegt diese Frage einfach scharf links ab und nimmt den direkten Weg zum Erfolg. Ihre Antwort: "Nach Italien ziehen und von dort arbeiten!" So grandios klingen die Antworten fast immer: "Ich würde ein Bed& Breakfast aufmachen!", "Ich würde einen Roman schreiben!" Die Vision, womit man glücklich wäre, ist da. Aber ernst genommen wird sie selten, Träume sind Schäume … Nein, sind sie eben nicht! Sie sind ein Fingerzeig in die richtige Richtung.

Es dauert keine Minute, bis sich die Frau ihre Fantasie wieder austreibt. Denn sie hat einen Freund, der nicht mitziehen kann. Ich lasse nicht locker und will wissen, was sie damit verbindet, in Italien zu leben. "Den ganzen Tag italienisch sprechen zu können!" Sie erzählt, wie sie das beschwingt. Was jetzt hochkommt, sind die tieferen Bedürfnisse, das Ziel hinter dem Ziel. Andere sagen an dieser Stelle vielleicht: "Es geht mir um mehr Selbstbestimmung" oder "Ich will mehr Nähe zu anderen". Genau hier liegt der Impuls, um ins Handeln zu kommen. Und das Leben so auszurichten, dass es diesem Kompass folgt.

Der Kompass führte meine Klientin dahin, Ausschau zu halten nach Firmen in ihrer Stadt, die geschäftliche Kontakte zu Italien haben. Sie ist noch auf der Suche, aber ihr Feuer ist wieder da.

Ein Satz, der Kraft freisetzt

Was würde ich tun, wenn ich nicht scheitern könnte? Dieser Konjunktiv setzt Kraft frei. Anders als der rückwärtsgewandte Konjunktiv, der uns vertrauter ist: Hätte ich vorher nicht besser … Wir sind oft so damit beschäftigt, unser vergangenes Handeln in zig Varianten durchzuspielen, dass wir uns damit die Energie nehmen, ein Bild davon zu entwerfen, wie wir in Zukunft leben wollen. Wer willst du sein? Oder wie wir ein Kind fragen würden: Was willst du mal werden? So wie Little Miss Sunshine im gleichnamigen Film: Das Mädchen Olive ist rundlich, trägt eine dicke Brille und will Schönheitskönigin werden. Keine Chance, denkt man zunächst. Doch Olive glaubt an sich, und als sie doch Angst bekommt, als Loser auf der Bühne zu stehen, sagt ihr Opa: "Weißt du, was ein Loser ist? Jemand, der aus Angst, nicht zu gewinnen, es nicht mal versucht."

Olive wird am Ende keine Schönheitskönigin, aber eine Siegerin. Das Mantra "Du kannst alles schaffen, wenn du dran glaubst" ist eine Illusion, denn Herkunft, Beziehungen und glückliche Fügungen entscheiden mit darüber, was für uns erreichbar ist. Was wir aber immer entscheiden können, ist: uns in die Richtung zu bewegen, in der wir mehr wir selbst sein können, mehr nach unseren Bedürfnissen leben.

Mini-Übung: Es lohnt sich, diese Frage für sich zu beantworten. Timer auf fünf Minuten stellen und ungefiltert runterschreiben, was als Antwort in Ihnen hochkommt. Wichtig: Stift nicht absetzen, dranbleiben. So setzen Sie mit etwas Glück die Musik frei, die in Ihnen schlummert.

Buchtipp:

"Schenk dir das Leben, von dem du träumst" von Katharina Tempel, 192 S., 16,99 Euro, GU

Andrea Huss ist systemischer Coach in Hamburg und begleitet Frauen in Veränderungsprozessen. Für uns berichtet sie jeden Monat von einem Fall aus ihrer Praxis.

Brigitte

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