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Bin ich schön? Die 4 gängigsten Wege, es herauszufinden

Bin ich schön? Eine Frau auf einer Wiese schaut in den Spiegel
© Ruslan Gramble / Shutterstock
Die Frage "Bin ich schön?" ist nicht oberflächlich, sondern menschlich. Unsere Autorin hat auf unterschiedlichen Wegen nach einer Antwort gesucht – was dabei herausgekommen ist, lest ihr hier.

Machen wir uns nichts vor: Die Frage "Bin ich schön?" hat uns vor der Body-Positivity-Bewegung beschäftigt und sie beschäftigt uns auch nach der Body-Positivity-Bewegung. Und zwar "uns" Frauen, Männer, Diverse, Jungen und Mädchen.

Klar, Hashtags wie #CelebrateMySize oder #EffYourBeautyStandards haben der Welt eingebläut, dass sich auch Menschen schön und wohl fühlen dürfen, die es bei GNTM nicht unter die Top 10 schaffen. Aber das hält trotzdem nur die wenigsten davon ab, potentielle Sexpartner in Ligen einzuordnen oder wissen zu wollen, wo sie selbst in Sachen Schönheit eigentlich ranken. Und mich hindert's nicht daran, mich aufzubrezeln, wenn ich auf ein Date gehe, und mich der Welt im Allgemeinen immerhin möööglichst hübsch zu präsentieren.

Also was soll's. Gehen wir die Frage doch mal systematisch an.

Bin ich schön? Vier mögliche Lösungswege

Es gibt mindestens vier probate Wege, wie wir bei besagter Frage eine Antwort bekommen können:

  1. Andere Leute fragen.
  2. In den Spiegel schauen.
  3. Uns mit anderen vergleichen.
  4. Googeln.

Wie hilfreich und wirksam die Methoden im einzelnen sind, klären wir jetzt. (In den Sternen lesen lassen wir dabei mal bewusst aus ...) 

Bin ich schön? Das sagen die anderen

Andere Leute fragen ist ja sowieso immer gut. Beliebte Antwortgeber:

  • Freund oder Ehemann
  • BFF
  • Schwester
  • Mama
  • Experten

Typische Antworten in selber Reihenfolge (zum Teil aus eigener Erfahrung):

  • "Für mich bist du die schönste Frau der Welt." (Im Idealfall auch nach der Hochzeit ...)
  • "Wenn du deine blaue Denim und dazu die schwarze Bluse anhast, bist du richtig hot."
  • "Ist doch scheißegal, du bist toll so, wie du bist."
  • "Klar! Du bist wunderschön! Die Leute waren immer ganz verzaubert, wenn ich mit dir im Kinderwagen spazieren gegangen bin, Frau Heinemann hat sogar deinetwegen selbst noch ein Baby gekriegt."
  • Je nach Experte entweder: "Wir suchen hier nicht nur den Look, sondern auch die richtige Pörsenäletie und Edditüd, und die haben nunmal nur sehr wenige ..." oder: "Also für 8000 Euro könnte ich Ihnen zum Beispiel die Nase etwas zierlicher machen, wenn Sie noch die Lippen aufspritzen lassen, zahlen sie für beides nur 10.000 ..."

Wir sehen: Auf Menschen ist schonmal kein Verlass. Andere fragen, ob wir hübsch sind, können wir uns künftig getrost sparen ...

2. Bin ich schön? Das bringt der Blick in den Spiegel

Mit dem Spiegel ist das leider auch so eine Sache. Auf mich zum Beispiel macht mein Spiegelbild an manchen Tagen (in der Regel montags) einen ganz passablen Eindruck. Meistens denke ich, "Wow, was so zwei Tage ausschlafen und genug Zeit für Bewegung und selber Kochen so ausmachen!" und nehme mir vor, auch unter der Woche mehr zu schlafen, sprich früher ins Bett zu gehen. 

Donnerstags, wenn mir dann die Augenringe bis zum Kinn hängen und mein Bauch durch den Hormon-Stress in meinem Körper aufgebläht ist und so aussieht, als wäre ich in der 15. Woche, lasse ich mein Spiegelbild lieber gar nicht erst auf mich wirken, da ich genau weiß: Es würde mich heute doch nur runterziehen und verunsichern.

Da ich allein dutzende Leute kenne, denen es ähnlich geht wie mir, schließe ich: Auch das Spiegelbild ist kein besonders glaubwürdiger Schiedsrichter in Sachen Schönheits-Benotung, zumindest nicht für jeden.

3. Bin ich schön? Das taugt der Vergleich

Das Wichtigste zuerst: Der Vergleich ist die kleine Schwester der Verneinung und ich rate dringend davon ab. Denn was haben wir davon, wenn wir feststellen, dass wir verglichen mit jemand anderem hübsch oder hässlich, dick oder dünn sind? Und an wem müssen wir uns messen, um zu einer absoluten Antwort zu kommen? 

Klar, wir können uns an Angelina Jolie oder den Cover-Girls der "Sports Illustrated" oder vom "Playboy" orientieren, aber erstens wissen wir, wie man Fotos bearbeiten, beschönigen und entsprechend verkaufen kann, und zweitens sind Schönheitsideale null vertrauenswürdig, wenn wir wirklich wissen wollen, ob wir schön sind.

Denn: In den 30er Jahren galten ganz andere Merkmale als attraktiv als heute, in Brasilien sind andere Eigenschaften schön als in Deutschland und letztlich spürt Person A bei ganz anderen Typen ein Kribbeln im Bauch als Person B. 

Vergleichen sollten wir weiterhin Strompreise, Konditionen von Kreditkarten oder Angebote bei Amazon, aber Schönheit eignet sich dazu nicht.

4. Bin ich schön? Diesen Rat weiß Google

Da sich die Old-School-Methoden als einzige große Enttäuschung herausgestellt haben, bleibt nur noch Google – und das beantwortet die Frage, um die es uns geht, erstmal mit einer Gegenfrage beziehungsweise mit einer Reihe von Gegenfragen: Als Top-Ergebnis liefert die Suchmaschine nämlich einen Test, bei dem wir zum Beispiel angeben müssen, wie alt wir sind, welche Farbe unsere Haut hat (kein Witz!), wie dick oder muskulös unsere Arme sind und ob andere uns eher attraktiv oder normal finden.

Mein offizielles Ergebnis: Ich bin zu 38 Prozent schön, genau wie knapp 78.000 andere Leute, die das Quiz gemacht haben. Pretty bad, findet mein offenbar überaus eitles Selbstbewusstsein. Kein Wunder, dass ich so selten von heißen Typen angesprochen werde und gerade keinen Mann an meiner Seite habe (mimimi, von wegen Powerfrau ...)!

Bin ich schön? Ein alternativer Annäherungsversuch

Sicher gibt es noch andere Wege, um herauszubekommen, ob wir schön sind. Aber wenn die einfachen, naheliegenden und für jeden umsetzbaren Methoden nichts taugen: Ist die Frage vielleicht gar nicht dazu da, eindeutig beantwortet zu werden

Die Regisseurin Doris Dörrie hat 1998 einen Film mit dem Titel "Bin ich schön?" gedreht (unter anderem mit Heike Makatsch und Franka Potente), in dem die Geschichten und Schicksale von elf Protagonisten erzählt werden. 

Es geht darin um die Suche nach Liebe, Wahrheit und Sinn. Eine Suche, auf die sich jeder Mensch in seinem Leben begibt, für die wir alle vielleicht sogar irgendwie leben – und im Laufe derer bisher jeder seine ganz eigene, individuelle Liebe, Wahrheit und seinen Sinn gefunden hat.

Und vielleicht kann uns genau das inspirieren. Vielleicht sollten wir frei nach Doris Dörrie die Frage nach unserer Schönheit ähnlich angehen wie die Suche nach unserer Wahrheit: Sie auf unserem Lebensweg zu finden, zu entwickeln und auszuleben, ist unsere persönliche Aufgabe, bei der uns Google, BFF und Spiegel zwar helfen, sie uns aber nicht abnehmen können. 

Immerhin auf eines könnten wir uns dann aber schonmal einigen: Schönheit steckt in uns allen (und zwar zu 100 Prozent, nicht nur 38). Nur sieht sie bei jedem anders aus.

Videotipp: Diese Gewohnheiten machen sympathisch

Sympathische Frau

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