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Partnerschaft Paartherapeut verrät: Geld und Liebe – ist der Zoff vorprogrammiert?

Geld und Liebe: Paar sitzt auf dem Boden und zählt Geld
© New Africa
Wieso hört die Liebe so oft beim Geld auf? Liebe ist die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle

Beim Geld hört die Freundschaft auf. Das ist schon sprichwörtlich. Denn Geschäft ist Geschäft. Da sollen Gefühle keine Rolle spielen. Und wo es um Gefühle geht, da sind Geschäfte und finanzielle Abhängigkeiten keine gute Idee. Weil es dadurch plötzlich Ungleichheit und Abhängigkeiten gibt, die eine Freundschaft zerstören.

Bedeutet eine Liebesbeziehung auch gleich eine Wirtschaftsgemeinschaft?

Auch eine Liebesbeziehung lebt ganz entscheidend davon, dass die Partner:innen wie gute, möglichst sehr gute Freund:innen füreinander sind. Doch anders als bei puren Freundschaften können wir in der Liebe Geld und Gefühle nicht einfach getrennt halten. Im Gegenteil. In unseren Paarbeziehungen trifft die kalte Logik des Kapitals – die oder der Stärkere gewinnt – frontal auf die Gesetze der Liebe, die besagen, dass wenn eine:r verliert, alle verlieren. Denn die meisten von uns leben das Modell, aus Liebe zusammenzukommen und nun plötzlich eine Wirtschaftsgemeinschaft zu sein.

Über Jahrtausende war die Ehe vor allem ein Wirtschaftsunternehmen. Es ging darum, gemeinsam zu überleben oder, für die Wohlhabenderen, den Besitz zu wahren und zu mehren. So wurden Prinzessinnen verheiratet, so fanden die ärmeren Schichten zusammen. In unseren Beziehungen heute trifft der schnöde Mammon auf die edle Liebe. Und es irritiert und verletzt uns und unsere romantischen Ideale, wenn der schnöde Mammon über die edle Liebe siegt. Sei es durch den bei Wohlhabenderen mittlerweile fast selbstverständlichen Ehevertrag, sei es, weil sie trotz 15 Jahren Beziehung immer noch Miete in seiner Villa zahlen muss, sei es, weil trotz aller Liebe immer noch jeden Monat auf Heller und Pfennig abgerechnet wird, sei es, weil der oder die finanziell abhängigere Partner:in keinerlei Einblick in die Finanzen des Besser- oder Alleinverdienenden hat.

Manchmal sind es emotionale Aufträge, beispielsweise das Familienvermögen zu erhalten, weshalb die Brieftasche fest verschlossen bleibt, obwohl das Herz sich öffnet.

Sich für Liebe verletzbar machen, während Geld die Kontrolle gibt

Es sind dann andere Gefühle als die Liebe, die unser Verhalten bestimmen. Gefühle, die so tief in der Persönlichkeit verankert sind, dass auch Liebe sie nicht erreicht: wie Geiz, die Angst, ausgenutzt zu werden, oder das Bedürfnis nach Dominanz, weil das Vertrauen fehlt, von anderen liebevoll behandelt zu werden. Oder es handelt sich um Gefühle, die in der Beziehung entstanden sind: Wer das Gefühl hat, nicht das zu bekommen, was ihm oder ihr zusteht, immer mehr zu geben als zu kriegen, wird nicht großzügig sein. Wer sich ausgeliefert fühlt, für den ist das eigene Geld ein fester Halt. Wer nicht aufgeben kann oder um den Selbstwert kämpft, für den werden Geld und Besitz zum ultimativen Machtmittel, um sich durchzusetzen.

In einer Liebesbeziehung suchen wir Bindung, die emotionale Sicherheit, nicht allein zu sein. Dazu müssen wir uns öffnen. Wir machen uns emotional abhängig, werden verletzlich. Auch Geld gibt uns ein Gefühl von emotionaler Sicherheit, aber hierfür müssen wir uns nicht öffnen und verletzbar machen. Geld gibt uns also ein Gefühl von Kontrolle, an die sich viele möglicherweise erst recht klammern, wenn sie in der Liebesbeziehung dazu aufgefordert sind, sie aufzugeben. Dann hört beim Geld die Liebe auf. Aber damit leider auch oft gleich die ganze Liebesbeziehung.

Neu in den Partner verlieben: Oskar Holzberg
Oskar Holzberg, 67, berät seit über 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und ist seit über 30 Jahren verheiratet. Sein aktuelles Buch heißt "Neue Schlüsselsätze der Liebe" (240 S., 11 Euro, DuMont).
© Ilona Habben
Brigitte

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