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Wissenschaftlich bewiesen Es gibt einen biologischen Grund, warum dein Partner nicht zugibt, Unrecht zu haben

Mann im orangenen Pullover zwinkert Betrachter:in an
© Strelciuc / Adobe Stock
Wenn du gerade mit deinem Partner diskutierst, weil er nie zugibt, einen Fehler begangen zu haben: Spare dir die Energie für andere Dinge auf, denn dafür gibt es einen wissenschaftlichen Grund.

Wer kennt diese Situation: Du führst eine hitzige Diskussion mit deinem Partner, von der du zuvor gar nicht gedacht hättest, dass sie überhaupt das Potenzial hat, über ein "Ja, du hast Recht" von seiner Seite hinauszugehen. Und trotzdem steht ihr beide seit zehn Minuten da und werft euch gegenseitig Argumente – oder in seinem Fall: dreiste Lügen – an den Kopf. 

Und worum geht es? Um die Frage, ob ihr in einem Restaurant schon einmal gegessen habt oder nicht. Du weißt es noch genau: Es war Freitag, der 12. Juli, ihr habt euch eine Vorspeise geteilt und der Hauptgang war köstlich, nur der Wein schmeckte abgestanden, weswegen ihr euch vorgenommen habt, beim nächsten Mal lieber keinen zu bestellen. Diese Erinnerung ist so klar in deinem Kopf, dass du eine Zeichnung von der Situation anfertigen könntest – doch laut Meinung deines Partners hat es diesen Abend nie gegeben, nichts wurde geteilt, es gab keinen köstlichen Hauptgang und Wein schon mal gar nicht. Bitte, was?

Jedes Argument prallt ab, jedes Beweisstück (wie Fotos vom gemeinsamen Abend) wird ignoriert, die Wand der Sturheit ist errichtet und scheint unüberwindbar. Was genau ist hier gerade passiert? Warum scheinen manche Menschen – und das sind gerne mal Männer – so gar nicht in der Lage zu sein, zuzugeben, wenn sie Unrecht haben? Tatsächlich hat die Wissenschaft einen Grund dafür gefunden.

Menschen stehen ungern zu ihren Fehlern

Unabhängig vom Geschlecht kam eine Studie zu dem Ergebnis, dass Menschen grundsätzlich nicht unbedingt gerne ihre Fehler zugeben – aus den unterschiedlichsten Gründen. Personen, die sich unwohl damit fühlen, zu den eigenen Fehlern zu stehen, gaben in der Befragung an, dass sie

  • glauben, dass das Zugeben von Fehlern sie angreifbar für Zurückweisung oder Spott macht (66 Prozent)
  • sich "erniedrigt" fühlen, wenn jemand sie auf ihre Fehler hinweist (64 Prozent)
  • sich von Kritik anderer niedergemacht fühlen (65 Prozent)

Weiterhin fanden die Wissenschaftler:innen heraus, dass Menschen, die ungern einen Fehler zugeben, zu "tiefsitzenden Unsicherheiten" neigen: So fürchten sie beispielsweise, dass andere den Respekt vor ihnen verlieren, wenn sie zugeben, etwas falsch gemacht zu haben (55 Prozent) oder fürchten sich davor, ihr wahres ("fehlerhaftes") Ich vor anderen preiszugeben, weil sie Angst davor haben, nicht gemocht zu werden (50 Prozent). Etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt zu, sich grundsätzlich nicht leiden zu können.

Bei Männern sorgt Testosteron für besonders viel Selbstbewusstsein

Und wie sieht es speziell bei Männern aus? Der Typ, der zuerst schießt und dann erst die Fragen stellt, mag eine überzogene Figur aus Western- und Cop-Filmen der 1970er sein – doch wie jedes Klischee hat auch dieses einen wahren (wenngleich bedeutend weniger karikativen) Kern. Die Forscher:innen der Caltech, der Wharton School, der Western University und des ZRT Laboratory testeten kürzlich die Hypothese, dass ein höherer Testosteronspiegel bei Männern die Tendenz verstärkt, sich auf ihr intuitives Urteilsvermögen zu verlassen. Dem gegenüber steht die kognitive Reflexion, nach der eine Person bei einem Entscheidungsprozess kurz innehält, um die Sinnhaftigkeit des Bauchgefühls zu hinterfragen.

Für die Untersuchung wurde der Hälfte der Männer zusätzlich Testosteron verabreicht, die andere erhielt Placebo. Das Ergebnis: Die Gruppe mit dem Testosteron schnitt bei einer Fragerunde deutlich schlechter ab als die Gruppe mit dem Placebo und konnte im Schnitt 20 Prozent weniger Fragen korrekt beantworten. Besonders spannend: Die Ergebnisse "zeigen eine klare und stabile kausale Wirkung von Testosteron auf die menschliche Kognition und Entscheidungsfindung", heißt es von den Wissenschaftler:innen in einer Pressemitteilung der Caltech.

Es wird angenommen, dass Testosteron im Allgemeinen das "männliche Streben nach sozialem Status verstärkt. Neuere Studien zeigten auch, dass Selbstvertrauen den Status verbessert". Die Forscher:innen glauben, dass das beobachtete Phänomen mit der vertrauenssteigernden Wirkung von Testosteron in Verbingung gebracht werden kann. Colin Camerer vom Caltech sagt hierzu: "Wir glauben, dass es über die Steigerung des Selbstvertrauens wirkt. Wenn man selbstbewusster ist, hat man das Gefühl, im Recht zu sein, und hat nicht genug Selbstzweifel, um Fehler zu korrigieren." 

Demnach würde das Testosteron entweder den Prozess der mentalen Überprüfung der eigenen Leistung hemmen – oder das Gefühl verstärken, dass man mit dem intuitiven Gefühl definitiv richtig liege. Was wir daraus mitnehmen können: Im Kopf deines Partners wart ihr vielleicht wirklich nie in dem besagten Restaurant – er kann nichts dafür, es liegt an der Biochemie. Vielleicht will er dich aber auch einfach nur ärgern. 

Verwendete Quellen: yourtango.com, caltech.edu, researchgate.net, journals.sagepub.com

csc Brigitte

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