Anzeige

Beileidsbekundungen: Wie finde ich die richtigen Worte?

Beileidbskundungen: Frauen umarmen sich
© Shutterstock/AppleZoomZoom
Wenn ein Freund oder ein Bekannter einen lieben Menschen verloren hat, dann fehlen einem oft die Worte. Wir zeigen euch, wie ihr Trost spenden könnt.

Die meisten von uns waren schon in der Situation: Jemand aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis hat einen Angehörigen verloren. Wie geht man jetzt damit um? Wie kann man in Beileidsbekundungen oder einer Trauerkarte sein Mitgefühl ausdrücken? Schließlich gibt es doch kaum Worte, die es dem Betroffenen wirklich leichter machen, oder?

Die Trauerbegleiterinnen Madita van Hülsen und Anemone Zeim von "Vergiss Mein Nie", Deutschlands ersten Agentur für Trauerbegleitung, kennen sich mit solchen Fragen aus. Seit vier Jahren helfen sie Hinterbliebenen, besser mit ihrer Trauer umzugehen. 

Vergiss mein Nie: Madita von Hülsen und Anemone Zeim
Madita van Hülsen (l.) und Anemone Zeim helfen in ihrer Agentur "Vergiss Mein Nie" Trauernden, damit sie wieder positiv in die Zukunft blicken können.
© Ilona Habben

Beileidsbekundungen - was soll ich bloß sagen?

Wer sein Beileid aussprechen möchte, steht erst mal etwas hilflos vor dem Angehörigen und weiß nicht recht, wie er seine Anteilnahme in Worte fassen soll. Das ist okay, schließlich ist das keine alltägliche Situation. Trauersprüche, die man vielleicht in Trauerkarten schreiben würde, sind hier natürlich weniger angebracht, es sei denn, ihr könnt einen sinnvollen Bezug zum Toten herstellen oder ihn zitieren. Madita und Anemone haben folgende Tipps für euch:

Bringt eure Trauer zum Ausdruck

Das Wichtigste ist, dass man seine eigenen Gefühle beschreibt. Beispiel "Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist:" Das gibt dem Trauernden das Gefühl, dass ihr wirklich Anteil an den Geschehnissen nehmt.

Bietet eure Hilfe an

Fragt zum Beispiel, ob ihr etwas für den Trauernden oder die Trauernde einkaufen, Behördengänge erledigen oder auf die Kinder aufpassen könnt. Wenn Menschen stark trauern, können sie sich manchmal kaum um alltägliche Dinge kümmern.

Schweigen ist Gold

Ganz entscheidend ist, dass ihr dem Betroffenen zuhört - und auch mal die Stille aushalten könnt. Wechselt niemals die Straßenseite, nur um der unangenehmen Situation aus dem Weg zu gehen.

In den Arm nehmen

Eine lange Umarmung kann manchmal mehr aussagen als Worte. Versucht, die Zeichen des anderen zu deuten: Was braucht er jetzt?

Erinnerungen teilen

Gerade positive Erinnerungen können Kraft geben - und sie schaffen eine tiefere Verbundenheit. Erzählt dem Trauernden also von besonders schönen Erlebnissen mit dem Verstorbenen. Beispiel: "Einmal habe ich mitten in der Nacht angefangen, einen Song mit ihr zu komponieren."

Seid ehrlich

Wenn ihr nicht wisst, was ihr sagen sollt, dann sagt das. Das ist besser, als irgendwelche Floskeln auszupacken.

Beileidsbekundungen - schreibt einen Brief!

Ihr tut euch schwer, dem Betroffenen bei eurer Beileidsbekundung in die Augen zu sehen? Dann schreibt ihm einen Brief oder eine Trauerkarte. Das macht es für euch leichter - und auch ein Kondolenzschreiben zeigt dem Trauernden, dass ihr an ihn denkt. Wer möchte, kann natürlich auch eine SMS oder eine E-Mail schicken. Ein Brief wirkt oft aber etwas liebevoller.

Und was schreibe ich in die Trauerkarte?

Was von Angesicht zu Angesicht gilt, gilt natürlich auch in der Trauerkarte. Madita und Anemone haben folgende Tipps, wie man seine Anteilnahme in Trauerkarten ausdrücken kann.

  • Auch in der Karte solltet ihr eure Gefühle der Fassungslosigkeit und Trauer beschreiben und dem Betroffenen eure Hilfe anbieten.
  • Außerdem ist es schön, wenn ihr, wie oben beschrieben, eine Erinnerung an den Verstorbenen mit den Hinterbliebenen teilt. Der Vorteil an einer Karte: Hier könnt ihr die Geschichte für immer festhalten.
  • Wenn ihr überhaupt keine Worte findet, könnt ihr das natürlich auch in die Karte schreiben. "Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll - du sollst nur wissen, dass ich bei dir bin".
  • Sprecht euer Beileid nicht nur den Eltern oder dem Partner des Verstorbenen aus - sondern auch den Geschwistern. Die werden schnell mal vergessen.
  • Ganz besonders liebevoll wirkt es, wenn ihr die Trauerkarte selbst bastelt. In ihrem Youtube-Channel zeigen Madita und Anemone, wie das aussehen kann.

Und was ist mit Trauersprüchen in Beileidsschreiben?

Natürlich könnt ihr eure Beileidsbekundung auch mit einem Trauerspruch versehen. Trauersprüche gibt es allerdings wie Sand am Meer - und nicht alle passen zu der verstorbenen Person. Auf keinen Fall darf der Trauerspruch wie eine lieblose Internetrecherche daherkommen. Hier haben wir ein paar Vorschläge für euch zusammengestellt:

Das solltest du besser nicht sagen

Beim Thema Beileidsbekundung halten Madita und Anemone diese 5 Sätze für absolute No-Gos:

"Ruf mich an, wenn du etwas brauchst!"

Ein Trauernder hat kaum Energie, sich Hilfe zu holen - besser man bietet sie direkt an.

"Toll, dass du so stark bist"

Das impliziert, dass der Trauernde stark sein muss. Es ist aber wichtig, dass er weiß: Ich darf auch mal trauern und weinen!

"Du bist noch jung - du kannst doch noch viele Kinder bekommen"

Das ist kein wirklicher Trost, denn Mütter, die ein Kind verloren haben, können schwer traumatisiert sein.

"Ich weiß, wie du dich fühlst!"

Trauer ist sehr individuell. Vergleiche klingen so, als wolle man das Leid des Anderen herunterspielen. Nach dem Motto: Das kennt ja jeder!

"Das wird schon wieder"

Klingt schnell flapsig - und nicht wirklich ernst gemeint. Denn natürlich wird es nie mehr wie vorher werden.

Es gibt keine Regeln für Beileidsbekundungen

Ob bei der Beileidsbekundung von Angesicht zu Angesicht, in Kondolenzschreiben und Trauerkarten, bei Trauersprüchen oder der Anteilnahme per E-Mail oder SMS - die Tipps von Madita und Anemone sollen euch als Anregung und Inspiration dienen. Es gibt keine Regeln für die Beileidsbekundung. Wichtig ist, dass ihr euch damit wohlfühlt und den Hinterbliebenen ehrlich und aufrichtig eure Anteilnahme und Mitgefühl ausdrückt.

as

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel