Anzeige

Abnehmen: Macht dünn sein glücklich?

Die eine hat beschlossen, sich nicht mehr um ihr Gewicht zu kümmern. Die andere kämpft beim Abnehmen um jedes Gramm weniger: Zwei Freundinnen versuchen, einander zu verstehen.

Liebste Katharina,

das darf nicht noch mal passieren, dass wir so lange nichts voneinander hören. Darum gleich heute eine Mail. Ich werde hier in Hamburg ewig von den Erinnerungen an Deinen Geburtstag zehren, so wie wir feiern eben nur die Rheinländer: Die Protestanten sind nett, aber von überschäumender Lebenslust verstehen sie nichts. Apropos: Bist Du etwa auch unter die Asketen gegangen?Ich habe mich ein bisschen erschrocken: Du hast wahnsinnig abgenommen. Warum? Du warst doch sowieso schlank!

Nun bist Du, ehrlich gesagt, geradezu dürr. Steht Dir nicht, Schätzchen, dieser Zicken-Look. Wenn Du mich besuchst, mäste ich Dich mit meiner Lasagne. Kommst Du? Gruß und Kuss, Jana

Liebe Jana,

wie schön, dass Euch die Party gefallen hat, wir waren auch ganz berauscht und glücklich, als um sechs die letzten Gäste aus unserer Wohnung schwankten. Allerdings mussten Karl und ich feststellen, dass wir keine 20 mehr sind - Alkohol baut sich mit zunehmendem Alter immer schleppender ab, was Bodenwischen und Gläserspülen nicht wirklich angenehmer macht. Ein bisschen geschockt bin ich allerdings über den "Zicken-Look", den Du mir angedichtet hast. Übertreib mal nicht! Du hast recht, ich habe acht Kilo abgenommen - verteilt über mehr als sechs Monate. Du hast mich halt lange nicht gesehen. Ich habe keine Diät gemacht, nur weniger gegessen und auf Süßes und übermäßige Fettmengen verzichtet. Okay, ich gebe zu, die Sache mit dem Abnehmen hat sich etwas verselbstständigt. Am Anfang wollte ich drei bis vier kleine Pfunde loswerden. Und das ging so leicht, da sollten es dann noch zwei mehr werden und dann noch zwei und noch zwei. Wie das eben so geht. Muss jetzt weg, ich melde mich bald! Liebe Grüße, Katharina

Liebe Katharina,

da kann ich Dir jetzt nicht ganz folgen. "Noch zwei Pfund weg und noch zwei und noch zwei - wie das eben so geht." Wie geht denn das? Einfach so nebenbei? Oder durch einen Zufall? Ich wäre begeistert, wenn Du mir diesen Trick verraten könntest. Vier oder fünf Kilo hätte ich auch abzugeben: will aber niemand haben, haha! Das klingt ein bisschen nach dem "Märchen von einer, die abnahm, ohne Diät zu machen". Denn das ist doch wohl ein Märchen - es sei denn, der Löffel Salatsoße, den Du Dir auf der Party nicht gegönnt hast, ist eine "übermäßige Fettmenge", auf die man locker verzichten kann. Du siehst, ich habe Dich genau beobachtet: weil ich Dich doch irgendwie und gegen meine Prinzipien ein bisschen beneide - und diesen Neid nur dadurch mildern kann, dass ich mir klar mache, auf was Du alles verzichten musst. Und jetzt wage nicht zu behaupten, Du würdest nicht verzichten: Diese Frauen, deren Frühstück aus einem Tee und einen halbem Magerjoghurt besteht und die ständig betonen, dass sie sich selbst nicht erklären können, warum sie immer dünner werden, die machen mich nämlich total fertig. Gruß und Kuss, Jana

Meine liebe Jana,

ich habe weder behauptet, ich wüsste nicht, wie meine Kilos verschwunden sind, noch, dass ich auf nichts verzichte. Und erst recht sage ich nicht, dass mir das leicht fiele - schließlich esse ich ziemlich gern. Aber ich fühle mich schöner als vorher. Und dieses Gefühl besiegt meinen Heißhunger auf Käsekuchen meistens. Der Satz "Ich hol Ihnen mal eben die 38" aus dem Mund einer Verkäuferin ist einfach unschlagbar. Das letzte Mal hab ich 'ne 38 getragen, als ich 11 Jahre alt und noch keine 1,80 Meter groß war. Eindeutig gut fürs Ego, wenn man in nahezu jede Hose passt und das dann auch noch gut aussieht. Und das scheint Dir ja so ganz unverständlich nicht zu sein, wenn Du es schade findest, dass es Dir nicht gelingt, ein paar Pfunde loszuwerden. Na gut, ich gebe zu, dass mich Reaktionen wie Deine nachdenklich stimmen. Zumal auch Karl sich schon darüber beschwert hat, dass ich mich zu viel mit meiner Figur beschäftige. Er hat sogar darauf bestanden, dass ich meinen Eltern sage, er hätte mir nicht eingeredet, ich müsse dünner werden. Aber ich wollte eben auch mal wieder wissen, wie es ist, sich im Bikini wohl zu fühlen. Und jetzt würde ich gern so bleiben. Ich weiß aber, dass das nicht der Fall wäre, wenn ich wieder zu meinen alten Essgewohnheiten zurückkehrte. Obwohl ich das manchmal gern würde. Wenn ich zum Beispiel sehe, wie Du ohne schlechtes Gewissen das Nachtischbüfett stürmst. So genussvoll habe ich wirklich seit längerer Zeit nicht mehr gegessen. Dann bin ich neidisch. Grüß mir die Familie, Deine Katharina

Tipp

Sie möchten gerne wissen, wie es weitergeht? Alle Briefe von Jana und Katharina finden Sie in der neuen BRIGITTE (Heft 5/2005, ab 16. Februar am Kiosk).

Von Jana Kamp und Katharina StöverBRIGITTE 05/05

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel