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Psychologie 3 Zeichen toxischer Achtsamkeit, die mehr schaden statt schützen

Eine Frau sitzt nachdenklich in ihrem Wohnzimmer
© fizkes / Adobe Stock
Achtsamkeit wird uns oft und überall ans Herz gelegt. Ob von Freund:innen, der Familie, oder Ratgeber:innen im Internet – aber Vorsicht: Manchmal kann es auch zu viel des Guten sein.

Den Moment wahrnehmen und die eigenen Fehler reflektieren, so Stress mildern oder empathischer gegenüber unseren Mitmenschen sein. Das sind mögliche Ergebnisse, die Achtsamkeitsübungen versprechen und in einem gesunden Ausmaß nicht nur gut für uns, sondern auch für die Personen um uns herum sein können. Zu viel Achtsamkeit kann uns allerdings sogar schaden – nämlich dann, wenn sie zu "Toxic Mindfulness", übersetzt: "toxischer Achtsamkeit" wird. Wir erklären dir, worauf du achten solltest, um nicht in diese zu verfallen.

1. Zu viel Reflexion kann zu Stress führen

Die eigenen Ziele, Errungenschaften und auch Missgeschicke Revue passieren zu lassen, kann hilfreich sein. Beispielsweise, weil wir uns dadurch selbst besser verstehen und Fehler beim nächsten Mal eventuell beseitigen können. Doch dieses Musterergebnis ist nicht zwangsläufig immer der Fall. Denn das Gehirn ist generell hervorragend darin, sich negative Dinge besser zu merken als positive.

Wer also bereits ein sehr negatives Mindset hat, Ängste oder vielleicht eine Depression, für den kann eine Achtsamkeitsübung, in der es um das Reflektieren des eigenen Lebens geht, negative Gedanken verstärken. Aus "heute habe ich mich blöd gegenüber meiner besten Freundin benommen" kann eine Gedankenspirale werden, die in Selbstzweifeln oder Verlustängsten der geliebten Person enden. Dann richtet sich das Achtsamkeitsritual schnell gegen die Person, die es ausübt, und kann sehr belastend sein.

Also: Wenn du bei einer Achtsamkeitsübung merkst, dass negative Gedanken überwiegen und dich herunterziehen, brich sie lieber ab. Stattdessen ist es besser, das eigentliche Problem anzugehen und zu überlegen, wie es gelöst werden kann: In diesem Fall beispielsweise durch eine Entschuldigung bei der besagten besten Freundin. Und das bringt uns auch schon zum nächsten Punkt:

2. Achtsamkeit selbst löst keine Probleme

Atemübungen, Pausen und Meditation können schöne kleine Rituale in unserem Alltag sein. Alle Probleme beseitigen, können sie aber nicht. Es ist hilfreich, Zeit für sich selbst zu nehmen. Das macht uns aber nicht unverhofft entspannter und löst all unsere gereizten Nerven in Luft auf. Achtsamkeit ist auch kein Heilmittel gegen Burnout-Symptome oder andere starke Belastungen. Dann kann professionelle Hilfe die richtige Wahl sein, wenn wir die Dinge nicht mehr allein stemmen können oder sollten. In anderen Fällen sind wir vielleicht sehr genervt, weil eine Person uns an den Rand des Wahnsinns treibt. Darüber nachzudenken, kann den Puls letztlich noch weiter beschleunigen. Den Menschen auf seine nervigen Attitüden anzusprechen, senkt ihn aber vielleicht.

3. Achtsamkeitsübungen dienen nicht der Selbstoptimierung

Die Motivation, Achtsamkeitsübungen auszuprobieren, rührt oft daher, dass Menschen sich verbessern wollen. Sie lesen oder hören, dass sie so ihren Stress mildern, sich besser konzentrieren oder sich selbst verstehen können. Wenn das aber nach einigen Übungen nicht eintrifft, fühlen sie sich, als würden sie scheitern und verfallen in Stress. Leistungsdruck hat beim Thema Achtsamkeit aber nichts zu suchen.

Merke dir also: Deine Achtsamkeit zu stärken, sollte keine Pflicht sein und auf deinem Weg ist es völlig egal, wie lange es braucht. Zu hohe Erwartungen steigen uns nur zu Kopf. Für den Anfang reicht es aus, einfach zu atmen und sich darauf zu konzentrieren. Verfällst du in Sorgen oder wirst unruhig? Dann zwinge dich nicht dazu, weiterzumachen.

Wie du stattdessen starten solltest

Achtsamkeit kann, wenn sie nicht durch Leistungsdruck oder negative Gedanken zu einem Problem wird, durchaus positive Effekte haben. Der Schlüssel ist: Klein anzufangen und nicht gleich den Versuch zu starten, eine Stunde zu meditieren, nur um dann frustriert auf dem Boden zu sitzen. Stattdessen kannst du Folgendes ausprobieren:

  1. Fokussiere dich auf den Moment, in dem du gerade bist. Beim Essen solltest du dich beispielsweise nicht mit einer Serie oder einem YouTube-Video ablenken, sondern die Zeit für dich genießen und in dich hineinhorchen.
  2. Drei bis fünf Minuten einer Achtsamkeitsübung reichen am Anfang komplett aus. Wenn dieses Zeitmaß für dich irgendwann gar kein Problem mehr ist und du das Gefühl hast, auch längere Zeit fokussiert sein zu können, dann kannst du das für dich austesten. Zwinge dich aber nicht dazu, immer und immer länger durchzuhalten. Entweder es passiert – oder eben nicht. Selbst fünf Minuten still zu sitzen und denken, können schon eine große Herausforderung sein und sind ein kleiner Erfolg.
  3. Frag dich morgens, wie es dir geht. Warum? Was bringt dir das? Ganz einfach: Wenn wir uns morgens direkt über unseren Gemütszustand klar werden, macht das einen Unterschied darin, wie wir den Tag angehen.

Verwendete Quelle: zdf heute, Brigitte.de

lkl Brigitte

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