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"Shadow Work"-Trend Wie er dir hilft, dich selbst besser zu verstehen

Eine Frau liegt entspannt auf dem Sofa
© Chanelle M/peopleimages.com / Brigitte
Oft verstehen wir nicht, warum sich andere so verhalten, wie sie es tun. Umgekehrt verstehen wir aber auch oft nicht, warum wir uns eigentlich in gewissen Situationen so seltsam benehmen. Das sogenannte "Shadow Work" soll helfen, uns unser eigenes Verhalten klarer zu machen und unserer Persönlichkeit helfen, zu wachsen.

Hattest du dich schon einmal nach einem gewissen Moment gefragt: Warum habe ich mich da eigentlich so aufgeregt? Oder ist dir aufgefallen, dass du bei Überforderung oft in das gleiche Verhaltensmuster verfällst? Das ist ein guter Anfang! Denn Selbstreflexion ist ein wichtiger Teil des eigenen Lebens. Sie hilft uns dabei, uns selbst besser einzuschätzen. 

Beim "Shadow Work"-Trend, der sich auf den Sozialen Medien großer Beliebtheit erfreut, geht es ebenfalls darum, sich selbst besser zu verstehen. Allerdings, indem wir unser Unterbewusstsein zu unserem eigenen Vorteil nutzen. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat und wie es dir gelingen kann.

Die Idee vom "Shadow Work"

Es gibt Dinge, auf die wir nicht stolz sind oder über die wir nicht gern nachdenken möchten. Häufig sind es die Teile in uns, die durch einen Trigger-Moment zum Vorschein kommen können, wenn wir es gar nicht wollen. Wir versuchen oft, sie in unserer Persönlichkeit in den Hintergrund zu drängen – in ihr Schattendasein. 

Doch wenn wir uns nicht um sie kümmern, kommen sie irgendwann wieder ans Licht. Oft in Form von emotionalen Ausbrüchen. Beispielsweise, wenn eine Situation etwas angestoßen hat, das wir verdrängen wollten. Unsere Schatten entstehen meist schon in der Kindheit. Vielleicht wurden wir für ein Verhalten ausgeschimpft oder haben andere negative Erfahrungen mit einer Eigenschaft gemacht. Und deswegen versuchen wir, diese Verhaltensweisen in Zukunft zu unterbinden. Beim "Shadow Work" geht es nun darum, unsere Schatten zu identifizieren und anzunehmen. Das soll zu mehr Klarheit und Authentizität verhelfen.

Wie wir mit unseren Schatten arbeiten

Was bringt es uns, an den unbeliebten Stellen unserer Persönlichkeit innezuhalten? Eine Menge – denn verdrängte Emotionen oder mangelnde Selbstliebe für diese vermeintlichen "Schandflecken", kann sich auf die Psyche auswirken. Indem wir mit unseren Schatten arbeiten, üben wir uns in Selbstakzeptanz sowie Selbstliebe und stärken unsere Eigenwahrnehmung. Dadurch, dass wir das Negative begutachten und unseren Frieden mit den "Mängeln" und "Fehlern" finden, steigern wir unser Wohlbefinden und unsere mentale Gesundheit.

Diese einfache Übung soll dabei helfen, sich mit den eigenen Schatten zu verbinden:

  1. Denke an eine Person, die du wirklich nicht ausstehen kannst.
  2. Schnappe dir ein Blatt Papier und schreibe all die Dinge auf, die du an ihr nicht magst, denen du nicht traust, die Persönlichkeitsmerkmale, die dir zuwider sind, all das Negative, das dir zu der Person einfällt.
  3. Schreibe deinen eigenen Namen oben auf das Blatt.
  4. Jetzt hast du eine bessere Vorstellung davon, wie deine Schatten aussehen.

All das, was man an anderen nicht wertschätzen kann, ist also auch Teil von uns? Ungefähr so erklärte es der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung, der Schöpfer des Konzepts:

Wenn du nicht lernst, deine eigenen Schatten zu konfrontieren, wirst du sie weiterhin in anderen sehen, weil die Außenwelt nur eine Reflexion der Welt in uns ist.

Sinn der Übung ist es, sich der eigenen "Schwächen" bewusst zu werden, die wir verdrängen. Ein Beispiel: Vielleicht haben Eltern ihr Kind dafür ausgeschimpft, ihnen die Meinung zu sagen – und seitdem fühlte das Kind sich nicht mehr sicher dabei, dies zu tun. In dessen Zukunft kann es deshalb passieren, dass meinungsstarke Menschen negative Emotionen bei ihm:ihr auslösen. Denn der innere Schatten will ebenso seine Meinung kundtun, hat aber verlernt, wie das funktioniert.

Vorteile von "Shadow Work"

Sich mit den eigenen Schatten zu verbinden, kann viele Vorteile haben: mehr Selbstverständnis, -akzeptanz, -liebe. "Shadow Work" kann sogar die eigene Intuition fördern, wenn diese zuvor vergraben wurde. Der Trick: Wir werden selbst Herr:in über das ehemals Unbewusste. Wir wissen nun, dass es existiert und wir es angehen wollen. Und nicht immer ist alles im Schattendasein negativ. Menschen mit einem geringen Selbstvertrauen neigen oft dazu, positive Dinge in ihren Schatten zu stellen und ihre Stärken zu vergraben. Was Menschen herausfinden, ist also immer ganz individuell. Und was eine Schwäche oder eine Stärke ist, ist sowieso meist eine Frage der Perspektive.

Wichtig ist es, sich wegen der eigenen Schatten nicht zu schelten, sondern sie zu akzeptieren. Fehler gehören zum Menschen dazu. Wir können gütig und freundlich sein und im Grunde ein anständiger Mensch – und trotzdem in manchen Situationen vielleicht vor Aufregung unkontrolliert viel reden oder patzig reagieren, wenn wir uns ungehört fühlen und nicht wissen, wie wir das kommunizieren können. Wir sind alle komplexe Wesen. Das zu erkennen und an sich arbeiten zu wollen, ist bereits ein wichtiger Schritt. Und zu akzeptieren, dass es nicht nur Licht in uns gibt, sondern auch Schatten.

Verwendete Quellen: betterup.com, psychologytoday.com, mindbodygreen.com

lkl Brigitte

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