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"Mit 40 muss man nicht mehr jeden Sch*** mitmachen" – Warum wir diesen Anti-Ratgeber lieben!

"Mit 40 muss man nicht mehr jeden Sch*** mitmachen" – Warum wir diesen Anti-Ratgeber lieben!
© Getty Images
Die Moderatorin Tanja Mairhofer hat den Anti-Ratgeber "Schluss mit Muss" geschrieben – und uns damit sehr zum Lachen gebracht. Im Interview erklärt sie uns, warum es Sinn macht, nie Fenster zu putzen, den eigenen Bauch super und das Älterwerden befreiend zu finden.
von Tina Epking (Interview)

Warum hast du dieses Buch geschrieben?

Tanja Mairhofer: Ich habe lange Zeit versucht, mich selbst zu optimieren. Deswegen habe ich Unmengen an Ratgebern gelesen. Ich komme ja vom Fernsehen, und alle haben mir erzählt, wie ich sein soll. Dann wurde ich auch noch Mutter im Münchener Speckgürtel, da gibt es auch ganz schönen Druck. Ich als Chaotin habe das aber alles nicht hingekriegt. Da kam mir die Idee zum Anti-Ratgeber.

Ist das nicht auch schon wieder ein Widerspruch?

Klar, weil ein Anti-Ratgeber den Ratschlag gibt, keine Ratschläge zu befolgen (lacht). Tatsächlich kann ich nur zwei Ratschläge geben: Nicht immer hinhören, wenn einem jemand erklären will, wie man sein soll und einfach mal alle Fünfe gerade sein zu lassen.

Du selbst kannst das anscheinend. Du schreibst zum Beispiel, dass du noch nie Fenster geputzt hast?

Ja, das stimmt. Ich habe in sechzehn Jahren mit eigenem Haushalt noch nicht einmal Fenster geputzt. Ich bin allerdings auch oft umgezogen. Saubere Fenster interessieren mich nicht. Ein perfekter Haushalt ist für mich ein Zeichen für ein verschwendetes Leben. Allerdings ist es bei mir trotzdem immer relativ aufgeräumt, weil es auch anstrengend ist, wenn alles zu chaotisch ist. Deswegen besitze ich einfach weniger Sachen, die man wegräumen muss. Irgendwann habe ich angefangen auszumisten. Ich habe zum Beispiel nur ein Paar Schuhe mit hohen Hacken. Das reicht vollkommen.

Manchmal muss man aber Sachen machen, die man nicht machen will...

Klar, das müssen wir alle. Ich musste heute zum Beispiel einen großen Teller Nudeln essen, obwohl ich die ganze Woche jeden Tag Nudeln gegessen habe. Sowas schiebe ich auch nicht auf. Aber mal im Ernst, natürlich muss ich auch arbeiten und Dinge tun, die ich nicht will. Mir geht es darum, dass man nicht ständig im Hamsterrad rennen und irgendwas sein muss, was man noch nicht ist. Ich bin müde von dem ganzen Optimierungswahn. Ich habe da lange mitgemacht, das macht einfach nicht froh. Es klingt sehr nach Dalai Lama, aber ich finde, man kann auch ruhig mal innehalten und dankbar sein für alles, was man hat.

 "Ich mag meinen Wohlstandsranzen"

Aber du selbst bist Moderatorin, Schauspielerin und Yogalehrerin. Klingt alles ziemlich perfekt. Und du siehst dazu auch ziemlich gut aus...

Ja, klar, für die U-Bahn bin ich hübsch genug, aber ich bin schon länger beim Fernsehen – und da musste ich mir wirklich alles anhören. Dass ich nicht nach unten gucken soll, weil ich sonst ein Doppelkinn habe, dass ich falsch spreche, dass meine Nase zu groß ist, dass ich nicht sexy genug bin, dass mein Bauch zu dick ist...

Wie findest du selbst deinen Bauch? 

Ich mag meinen Wohlstandsranzen. Ich habe ihn unter anderem, weil ich gerne esse und meine Tochter dort drin war. Guck dich mal am Strand um, die Menschen sehen einfach nicht aus wie in der Werbung. Ich komme aus einem oberösterreichischen Kaff, wo es egal war, wie Menschen aussehen. Das war schon mal gut. Die Frage ist, mit wem man sich messen möchte. Ich will mich einfach nicht mit einem Victoria's Secret Model vergleichen, das ein paar Tage vor der Show noch ein Baby bekommen hat und die Kilos mit drei Spinatblättern und sehr viel Wasser in Rekordzeit weggekriegt hat. So bin ich ja nicht. Aus einem Mops kann man keinen Windhund machen.

Deswegen gab es eine bestimmte Regel in deiner alten Mädchen-WG?

Genau. Die erste Regel war, dass man nicht schlecht über uns selbst reden und wir uns gegenseitig immer nur Komplimente machen durften. Die zweite Regel lautete, dass immer eine Flasche Gin da sein muss. Die erste dieser beiden sehr sinnvollen Regeln gibt es auch bei uns Zuhause für meine Tochter heute noch.

Das klingt alles theoretisch logisch. Aber irgendwie wollen wir ja alle immer entspannt sein und sind dann doch gestresst, weil wir Angst haben irgendetwas nicht zu schaffen. Gibt es dagegen ein Mittel?

Ja, man muss scheitern. Immer wieder scheitern. Dann merkt man, dass die Welt nicht zusammenbricht, wenn etwas nicht klappt. Ich habe das zum ersten Mal gemerkt, als VIVA2 den Bach runterging und ich keinen Job mehr hatte. Damals saß ich in der Küche und habe ein Buch gelesen und Kaffee getrunken und dachte, dass es gerade genauso schön ist wie es ist – auch wenn ich jetzt nicht mehr mit Bono und Lenny Kravitz auf der Couch sitze.

Apropos Scheitern. Was kannst du selbst überhaupt nicht?

Kochen. Ich bin auch nicht die Supermutter, die immer alles selbst macht. Bei dem Geburtstag meiner Tochter gab es dann eben eine Tiefkühltorte – und trotzdem war die Feier schön. Man muss doch nicht immer den Partyanimateur spielen, Kinder müssen auch mal sich selbst überlassen sein, dann wird es viel lustiger. Bei dem letzten Geburtstag waren wir in einem Funpark, da habe ich zwei Stunden gelesen und die Kinder einfach machen lassen.

Ist das Alter hilfreich, wenn man "Schluss mit Muss" machen möchte?

Ja. Ich bin jetzt 40. Da muss man einfach nicht mehr jeden Scheiß mitmachen. Das finde ich sehr befreiend.

"Mit 40 muss man nicht mehr jeden Sch*** mitmachen" – Warum wir diesen Anti-Ratgeber lieben!
© Alan Ovaska / Privat

Tanja Mairhofer ist Moderatorin, Schauspielerin und Yogalehrerin. Seit zehn Jahren ist sie außerdem festes Ensemblemitglied der "Sendung mit dem Elefanten" beim WDR. Mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie in der Nähe von München. 

Foto: Alan Ovaska 

"Mit 40 muss man nicht mehr jeden Sch*** mitmachen" – Warum wir diesen Anti-Ratgeber lieben!
© Tanja Mairhoffer / PR

"Schluss mit Muss. Warum du alles falsch machst, wenn du alles richtig machen willst von Tanja Mairhofer ist im ZS Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro.

Foto: PR

Barbara

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