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Hadnet Tesfai + Birgit Fehst So führst du eine erfüllte Beziehung – laut Paartherapeutin

Hadnet Tesfai, Birgit Fehst
Hadnet Tesfai und Birgit Fehst
© Richard Hübner/ZDF
Viele Menschen träumen davon, eine erfüllte Partnerschaft zu führen. Paartherapeutin Birgit Fehst und Moderatorin Hadnet Tesfai erklären im Interview mit BRIGITTE, worauf es ankommt – und wie auch du deine Beziehung verbessern kannst.

Das Motto der neuen ZDFneo-Fernsehshow "Love Hunters" lautet "Besser lieben lernen". Denn wer träumt nicht von einer glücklichen und erfüllten Partnerschaft? Tatsächlich ist so eine Art von Partnerschaft – entgegen weit verbreiteter Annahmen – mit harter Arbeit verbunden. Der Alltag mit all seinen kleinen Hürden kann es in sich haben, Streit und Auseinandersetzungen sind dann schnell vorprogrammiert. 

Es erfordert Übung und gegenseitiges Verständnis, mit solchen Herausforderungen richtig umzugehen – und nicht selten scheitert eine Partnerschaft daran. In der neuen Coaching-Reihe "Love Hunters" helfen Paartherapeutin Birgit Fehst und Moderatorin Hadnet Tesfai Paaren dabei, ihre Beziehungen zu verbessern. Im Interview plaudern die beiden aus dem Nähkästen, verraten ihre besten Beziehungstipps und geben nebenbei auch Einblicke in ihr privates Liebesleben. 

Moderatorin Hadnet Tesfai und Paartherapeutin Birgit Fehst im Brigitte-Interview

BRIGITTE: Mit welchen Problemen kommen junge Paare häufig in Ihre Praxis, Frau Fehst?
Birgit Fehst: Viele Paare haben kleine Kinder und sind mit der Gesamtsituation überfordert. Sie entfremden sich, kümmern sich nur noch um die Kinder und wissen nicht, wie sie aus ihren Streitigkeiten wieder rauskommen sollen. Andere kommen, weil sie sehr unterschiedlich sind, zum Beispiel braucht einer viel Raum und der andere viel Kommunikation. Sehr häufig ist aber auch Sex das Thema, besonders Lustlosigkeit und Häufigkeit sind für viele ein Problem. 

Hadnet Tesfai: In der Sendung haben wir versucht, die häufigsten vier Themenbereiche aufzugreifen: Eifersucht, Streitkultur, Sex und das Umstellen von der Paardynamik auf eine Gruppendynamik – sobald Kinder da sind.

Haben Sie sich in dem ein oder anderen Muster wiederentdeckt? 
Hadnet Tesfai: Mein Lebensentwurf unterscheidet sich ja durchaus von dem der Paare, die uns besucht haben und trotzdem habe ich immer wieder gedacht, "Aha, da erkenne ich mich, da erkenne ich vielleicht meinen Partner, da erkenne ich eine Freundin." Egal wie unterschiedlich wir sind, wir sind uns am Ende in den kleinen Problemen, die wir haben, doch so ähnlich. Das war eine Haupterkenntnis für mich.

Lieben will gelernt sein – oder?

Frau Fehst, kann Ihrer Meinung nach jede:r eine Beziehung führen?
Birgit Fehst: Jeder kann eine Beziehung führen. Die Voraussetzung ist, an sich und an der Beziehung arbeiten zu wollen. Etwa die Hälfte der Bevölkerung hat einen unsicheren Bindungsstil. Hier sind Beziehungen mit Ängsten verbunden. Da macht es Sinn, sich unterstützen zu lassen und auch mit dem Partner zusammen die Beziehung sicherer zu machen. 

Haben Sie einen Beziehungstipp, der Ihr "Heiliger Gral" ist?
Birgit Fehst: Es klingt profan, aber "verletzliche Kommunikation" ist das A und O für eine Beziehung. Das bedeutet, wirklich offen über Gefühle zu sprechen, über Wünsche, Bedürfnisse, Störfaktoren und so weiter. Affären zum Beispiel passieren meistens, weil eben das nicht getan wurde. 

Konnten Sie aus der Sendung etwas für Ihre Partnerschaft mitnehmen, Frau Tesfai?
Hadnet Tesfai: Eine Sache, die ich gelernt habe, ist, dass Streit unvermeidlich ist. Wenn man in einer Streitsituation steckt, gibt es kaum etwas, wie "richtig streiten". Wenn die Emotionen überkochen, man genervt und geladen ist, dann kann man nicht mehr konstruktiv diskutieren. Dann hilft es nur noch, eine Notbremse zu ziehen und sich dem Thema ein anderes Mal zu stellen.

Hadnet Tesfai: Wir haben noch keine Paartherapie gemacht, aber nach der Sendung dachte ich, das wäre wirklich nicht das Allerschlechteste

Hatten Sie schon Gelegenheit, das Gelernte anzuwenden?
Hadnet Tesfai: Da müsste ich jetzt meinen Mann fragen. (lacht) Ich dachte mir jedenfalls öfter beim Zuschauen, "Das merke ich mir!" und ich glaube, das eine oder andere habe ich schon umgesetzt.

Sie sind bereits acht Jahre verheiratet. Was ist Ihr persönlicher Nummer-1-Beziehungstipp?
Hadnet Tesfai: Ich würde keinen Tipp in dem Sinne weitergeben. Aber mir ist aufgefallen, wie gut es ist, eine Paartherapie zu machen, bevor die Probleme zu groß sind. Aus einer konfrontativen Situation heraus in eine Therapie zu starten, ist viel schwieriger als von einem Ort der Liebe aus. Also vielleicht nicht erst zur Paartherapie rennen, wenn man den anderen schon nicht mehr ertragen kann.

Wie merke ich denn, dass ich meine Beziehung vielleicht besser beenden sollte?
Birgit Fehst: Die Antwortmöglichkeiten sind hier zahlreich, also nenne ich mal nur zwei davon: Wenn meine Bedürfnisse und Grenzen missachtet werden und ich mich nur noch nach dem anderen richten muss, und der auch nicht gewillt ist, daran zu arbeiten. Und wenn die Beziehung toxisch ist, ein ewiges Auf und Ab und mein Partner mich respektlos behandelt. 

Beziehungen im Wandel der Zeit

Vermutlich ist es eher ungewöhnlich, dass sich junge Menschen dazu entscheiden, eine Paartherapie zu machen? Woher rührt der Wandel?
Hadnet Tesfai: Ich habe das Gefühl, dass in der jungen Generation Therapie viel normaler ist, dass das Stigma beim Wort weitestgehend weg ist. 

Birgit Fehst: Therapie als solche hat inzwischen einen anderen Stellenwert als früher. Es ist ziemlich normal geworden, sich unterstützen zu lassen. Bei Beziehungen haben wir ja sogar die Themen von jedem Einzelnen und von der Paardynamik, also eine ganze Menge. Da lohnt es sich schon, genauer hinzuschauen, besonders weil Emotionen schon ein wenig betriebsblind machen. Und Beziehung ist etwas, das man lernen kann und sollte, und dafür macht ein Lehrer viel Sinn. 

Haben Sie das Gefühl, dass Social Media und Co. zu falschen Vorstellungen von Partnerschaften führen? 
Birgit Fehst: Social Media und Co. führen auf jedem Gebiet zu falschen Vorstellungen. Harmonische Paar-Postings sagen nichts, aber auch gar nichts darüber aus, wie die Beziehung in der Realität aussieht. 

Hadnet Tesfai: Mit der Sendung möchten wir weg von genau diesen #relationshipgoals, die man auf Instagram und Co. sieht. Beziehungen werden oft idealisiert. Bis man merkt, dass das, was man zu Hause hat, echt normal ist. Das haben fast alle zu Hause – auch die, von denen man denkt, dass sie #relationshipgoals haben.

Mussten Sie das auch erst lernen?
Hadnet Tesfai: Klar. Paaren, denen eine vermeintlich perfekte Beziehung nachgesagt wird, die arbeiten hart dafür. Das fliegt einem nicht zu. Sich mit sich selbst und dem anderen zu beschäftigen, das ist emotionale Arbeit – und nicht unbedingt ultraromantisch. Paare, bei denen alles scheinbar toll und mühelos funktioniert, die sprechen wahnsinnig viel miteinander, die haben Excel-Tabellen, synchronisierte Kalender und Co.. Mühelos würde ich das nicht nennen.

Zwischen Beziehungsarbeit und Single-Dasein

Studien sagen, dass es unter jungen Menschen immer mehr Singles gibt. Was denken Sie, woran das liegen könnte?
Birgit Fehst: Dating-Plattformen bieten ja einen Supermarkt an möglichen Partnern und da wird beherzt zugegriffen und zum nächsten weitergegangen, wenn der letzte nicht so perfekt war. Irgendwie wird die Tatsache, dass Beziehungen wirklich Arbeit bedeuten, ein wenig vergessen. Das ist schade. 

Es hört sich immer so einfach an, aber wie arbeitet man denn am besten an seiner Beziehung?
Birgit Fehst: Am wichtigsten ist es, eine gute Kommunikations-Kultur zu schaffen. Einmal die Woche hinsetzen und reden. Immer zum gleichen Zeitpunkt. Da kann man auch Absprachen treffen in Bezug auf Freiräume. Wann hat jeder Zeit für sich, wann wird getrennt etwas unternommen. 

Birgit Fehst: In der Partnerschaft Eigenständigkeit zu bewahren ist wichtig

In welcher Form gehört "Beziehungsarbeit" zu Ihrem Alltag, Frau Tesfai? Haben Sie Erfahrungen mit Therapie gemacht?
Hadnet Tesfai: Wir führen, glaube ich, eine ganz gute Beziehung und sprechen viel miteinander. Uns ist das beiden wichtig. Aber ja, ich kann mir schon vorstellen, wenn noch ein paar Jahre ins Land gehen, dass wir an dem Punkt sind, an dem eine Therapie helfen kann – jetzt gerade nicht – aber sag niemals nie. Es würde uns mit Sicherheit nicht schaden.

Und wie schaffen Sie es, zwischen Job und zwei Kindern Zeit für Ihre Partnerschaft einzuräumen?
Hadnet Tesfai: Wir schicken uns Memes. (lacht) So blöd das klingen mag, aber für mich ist das eine Art von Love Language. So nach dem Motto: "Ich habe das gesehen und an dich gedacht und gedacht, das bringt dich zum Lachen." Ansonsten schauen wir, dass wir kurze Momente im Alltag einbauen. Es muss nicht immer das große Ding sein. Aber wenn wir beide zu Hause sind, dass wir dann sagen, "Lass uns zusammen Mittag essen" oder "Komm, wir gehen die Kinder abholen". Und dann laufen wir da Händchen haltend hin.
 

Alle vier Folgen von "Love Hunters" gibt es ab Mittwoch, den 7. Februar 2024, in der ZDF Mediathek. 

Brigitte

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