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Escort-Mann Sascha im Interview "Frauen buchen Männer nicht einfach für Sex"

Escort-Mann Sascha im Interview: "Frauen buchen Männer nicht einfach für Sex"
© Privat
Sascha hat einen ungewöhnlichen und seltenen Job. Er ist Escort-Mann. Welche Frauen zu ihm kommen, was sie bei ihm suchen, wie er zu dem Job gekommen ist und was er über Beziehungen denkt, hat er unserer Redakteurin im Interview verraten.

Auf seiner Website stellt sich Sascha als sinnlicher Begleiter vor. Den Begriff Callboy mag er nicht – er sagt: "Mit meinen 51 Jahren bin ich schon lange kein Boy mehr“. Gefragt ist er dennoch. Frauen buchen ihn als Begleiter für Business-Trips und Freizeit, zum Beispiel Events, Ausgehen, ein Abendessen aber auch für sinnliche, erotische Stunden. 

Brigitte.de: Escort-Damen kennt man, Escort-Männer weniger. Wie bist du zu dem ungewöhnlichen Job gekommen?

Sascha: Ich liebe die Begegnungen mit Menschen und habe immer sehr viel Spaß und Freude an Gesprächen. Doch die Gespräche mit Frauen finden auf einer anderen Ebene statt, als die mit Männern. Mich fasziniert, was Frauen aus ihrem Leben erzählen, wie sie sich zeigen, wie sie Gefühle zeigen, da ich sehr neugierig und interessiert bin und mich gerne inspirieren lasse. Gleichzeitig bin ich ein sehr sinnlicher Mensch, der Körperlichkeit liebt. Als dann eine Frau aus meinem weiteren Bekanntenkreis zu mir sagte: "Mensch, du könntest eigentlich mal als Escort-Mann tätig sein“, und sich bei mir beruflich und privat einiges verändert hatte, habe ich beschlossen, das einfach mal auszuprobieren. 

Wie war dann das erste Mal? Ich stelle mir das sehr aufregend vor.

Das war es auch. Ich habe natürlich vorher im privaten Bereich schon die ein oder anderen Treffen gehabt, weil ich mich auch von diesen klassischen Beziehungskonstrukten, die wir haben – lange Beziehung, feste, monogame Beziehung – gelöst habe, um zu gucken, welche anderen Formen von Leben es gibt. Da habe ich schon ein bisschen experimentieren dürfen und deswegen sind diese Begegnungen, auch wenn die Vorzeichen ein wenig anders sind, für mich wie ein Date, bei dem zuallererst das sich Aufeinander einstimmen und sich Miteinander wohlfühlen im Vordergrund steht.

Natürlich habe ich mich gefragt, was das mit mir macht, wenn die Frau äußerlich nicht so ganz meinen Vorstellungen entspricht. 

Hast du dir beim ersten Mal Gedanken gemacht, wie es wäre, wenn dir die Frau nicht gefällt? 

Natürlich habe ich mich gefragt, was das mit mir macht, wenn die Frau äußerlich nicht so ganz meinen Vorstellungen entspricht. Oder wenn wir auf der persönlichen Ebene nicht so schnell eine Verbindung zu einander finden. Und in der Realität war es dann genauso, wie gedacht. Das Spannende für mich war dann aber, festzustellen, dass ich es mag, das Besondere und Anregende an einer Frau zu entdecken. Und es gibt immer etwas einzigartiges und besonderes an einem Menschen, ob das nun auf der geistigen, intellektuellen Ebene ist, auf der emotionalen oder auf der körperlichen. Und dann wurde es eine schöne Begegnung und für mich ja auch eine Art Prüfung, nach der ich gemerkt habe, dass das, was ich tue, mir entspricht.

Wie haben Familie und Freunde auf deinen neuen Job reagiert?

Für mich ist es nicht ein "Job" oder "Beruf", sondern Berufung. Meiner Familie und meinen Freunden habe ich direkt am Anfang erzählt, was ich mache. Mir tut es nicht gut, wenn ich irgendwas aus meinen Gesprächen raushalten muss. Ich möchte authentisch sein. Deswegen war für mich klar, dass ich das nicht verheimliche. Außerdem habe ich schon bei Diskussionen mit Freunden, Bekannten oder Unbekannten über anderen Themen, wie beispielsweise verschiedene Formen von Liebesbeziehungen gemerkt, dass da ein ganz großes Interesse ist. Dennoch brauchte ich Mut mich zu "outen". Als ich es erzählt habe, war ich aber trotzdem überrascht, wie viel Neugierde und Offenheit mir entgegengebracht wurde. Bei Freunden habe ich schon eher gedacht, die sind da cool mit. Aber selbst meine Schwestern und meine erwachsende Tochter waren aufgeschlossen.

Das Spannende ist ja, dass wir oft einen Glaubenssatz im Kopf haben, wie andere vielleicht reagieren könnten und dann kommt was ganz anderes bei raus. Aber auch wenn mich beispielsweise Fremde fragen, was ich beruflich mache, dann sage ich das. Interessanterweise wird das bei mir immer als was Spannendes, Cooles wahrgenommen. Wenn eine Frau diese Tätigkeit ausübt, hat das meist etwas Anrüchiges, was ich aber anders sehe.

Escort-Mann Sascha im Interview: "Frauen buchen Männer nicht einfach für Sex"
© PR

Ja, da hat sich noch nicht so viel geändert. Was sind das für Frauen, die sich bei dir melden?

Ich würde sagen, das sind vor allem Frauen, die ihr Leben selbstbestimmter gestalten wollen und selbstbewusst sind. Im Sinne von „sich über sich selbst bewusster werden", über das, was sie selbst mehr zulassen und was sie z.B. an limitierenden Glaubenssätzen ziehen lassen möchten. Auch dahingehend erlebe ich die Treffen als sehr lebendige Begegnungen, weil das Frauen sind, die sich auf den Weg machen und sich weiterentwickeln wollen. 

Buchen dich vorrangig Frauen in deinem Alter? 

Im Schnitt sind die Frauen, die sich bei mir melden zwischen 30 und 55, aber Ausnahmen in beide Richtungen gibt es auch. Von der Geschäftsführerin, der Managerin, der Angestellten, der Selbstständigen bis zur Studentin ist alles dabei. Ich erlebe die unterschiedlichsten Hintergründe und unterschiedlichsten Motivationen, sich dieses Erlebnis zu gönnen, das ja auch nicht ganz günstig ist. Für viele ist es auch eine Art der Selfcare: Sich um nichts kümmern müssen, im Mittelpunkt stehen, endlich mal keine Verantwortung übernehmen oder Erwartungen erfüllen müssen.

Frauen möchten ein besonderes Erlebnis

Was suchen die Frauen bei dir, was ihnen andere oder auch ihre eigenen Männer nicht bieten können? 

Generell möchten sie eine besondere Zeit, ein besonderes Erlebnis. Wie das aussieht, ist wiederum ganz unterschiedlich. Frauen buchen Männer in diesem High Class Bereich, nicht einfach für Sex, sondern für ein niveauvolles, sinnliches und leidenschaftliches Erlebnis auf der geistigen, emotionalen Ebene und gegebenenfalls auch auf der körperlichen Ebene. Da herrscht offensichtlich, zumindest erlebe ich das so, großer Männermangel. Die Frauen suchen einen Mann auf Augenhöhe, jemanden, der auf diesen Ebenen reif ist, sich mitteilen und über Gefühle sprechen kann und dabei auch Freude an diesen Gesprächen empfindet. Einen Mann, der emotional verfügbar ist.

Ist das bei Männern anders, die Escort-Frauen buchen?

Ich möchte uns Männern ja nicht zu nahe treten, aber wir Männer sind recht einfach strukturiert (Sascha lacht). Wenn wir eine Escort-Frau suchen, schauen wir uns schöne Bilder im Internet an. Da muss auch nicht viel Text stehen. Wir Männer können dann die Entscheidung treffen: Okay, die möchte ich jetzt kennenlernen. Bei einer Frau braucht es ein Gesamtpaket und dann auch noch die Möglichkeit, sich Dinge offen lassen zu können. Also sagen zu können: Hey, ich würde dich gerne bei einem Abendessen kennenlernen und dann gemeinsam schauen, wo das jetzt eigentlich hinführt. Deswegen haben die Treffen einen sehr lebendigen, sehr natürlichen Charakter, wo alles sein kann und nichts muss.

Melden sich viele verheiratete Frauen bei dir?

Ja, bei mir melden sich auch viele Frauen, die verheiratet oder in langjährigen Beziehungen sind. Einige von ihnen sagen auch, dass sie einen tollen Mann zu Hause haben und sich auch nicht trennen oder eine Affäre beginnen wollen. Es geht ihnen mehr darum, wieder die Sinnlichkeit und Körperlichkeit zu erleben, die in der Beziehung aus unterschiedlichen Gründen abhanden gekommen ist und das in einem geschützten und diskreten Rahmen, ganz nach ihren Vorstellungen. 

Hat ein Treffen mit dir schon mal zu einer Trennung geführt?

Es ist natürlich eine zutiefst menschliche Begegnung, die ich so erlebe und die auch mich bewegt. Und die kann durchaus etwas in Gang setzen. Manche Frauen überprüfen dann, ob das Leben, das sie führen, wirklich das ist, was sie wollen. Aber zu mir kommen nicht die verzweifelten Frauen, die unglücklich zu Hause sitzen, sondern vielmehr die, die ihr Leben wieder mehr in die Hand nehmen möchten, die neugierig und abenteuerlustig sind, die sich weiterentwickeln und ihren Horizont erweitern wollen.

Wenn wir im Vorfeld das Gefühl haben, wir bekommen keine Verbindung zustande, dann bin ich in diesem Fall nicht der Richtige.

Wie läuft das ab, wenn man dich buchen möchte?

Die Frau kann mich ganz einfach per Mail, per WhatsApp, oder über Callboyz.net, einer seriösen Plattform für Escort-Männer, kontaktieren und dann klären wir erstmal, wie ein Treffen aussehen könnte oder ich mache Vorschläge. Es gibt unterschiedliche Anfragen. Einige suchen beispielsweise eine Begleitung für Events im Business-Kontext oder für Veranstaltungen wie Geburtstage, andere wiederum eine sinnliche Begleitung für einen Wellnesstag, eine Urlaubsbegleitung, ein romantisches Abendessen mit offenen Ausgang oder ein Abenteuer im Hotelzimmer oder ähnliches. 

Wenn wir im Vorfeld miteinander schreiben, telefonieren oder einen Videocall machen, bekommen wir ein Gefühl dafür, ob es stimmig ist und wir uns treffen. Bin ich in der Nähe, gibt es für die Frau auch die Möglichkeit eines unverbindlichen Kennenlernens im Café und sie kann später über eine Buchung entscheiden.

Was, wenn es gar nicht matcht? Hast du schon mal ein Treffen abgelehnt?

Wenn wir im Vorfeld das Gefühl haben, wir bekommen keine Verbindung zustande, dann bin ich in diesem Fall nicht der Richtige. Das ist sehr selten. Und falls ja, ist es keine Abwertung von mir oder meinem Gegenüber. Menschen sind einfach manchmal sehr unterschiedlich. Dann kommt es auch nicht zu einem Treffen. Und ich kann auf diese Weise dazu beitragen, dass bisher noch kein Treffen abgebrochen wurde oder sich nicht stimmig angefühlt hat.

Wie gelingt es dir, dich jedes Mal neu auf unterschiedliche Frauen einzustellen? Ich stelle mir das sehr anstrengend vor, vor allem auch emotional.

Das geht nur, indem ich mir auch meine freie Zeit nehme. So eine Begegnung hat auch was Ekstatisches, in die wir gemeinsam eintauchen. Dementsprechend nehme ich mir die Pausen, um mich zu erden und um Dinge zu tun, die mir guttun und in denen ich für mich sorge.

Hat sich eine Frau schon mal in dich verliebt? Oder andersherum?

Ein solches Treffen ist eine sehr menschliche Begegnung. Und ich bin dann auch emotional verfügbar. Das heißt, ich lasse Emotionen zu. Dadurch entstehen oft sehr faszinierende Begegnungen. Ich kann dann wirklich mal ins Schwärmen geraten über das, was ich da gerade erlebe. Die Frage ist, muss ich das, was ich jetzt gerade erlebe, in irgendwas anderes transformieren oder weiterentwickeln, z.B. eine Liebesbeziehung? 

Ich habe gelernt dankbar zu sein, für das was gerade ist, was wir im Moment einzigartiges miteinander teilen und ich kann mich darauf einlassen und danach auch wieder loslassen. Und ich erlebe die Frauen oft auch als selbstbewusst und reflektiert, dass sie das auch so tun. 

Die Frauen machen sich vorher natürlich auch Gedanken und sind sich dann schon bewusst, worauf sie sich einlassen. Das Setting ist in diesem Rahmen klarer im Vergleich zu einem klassischen privaten Date, wo der Wunsch nach Verlieben eher eine Rolle spielt. Hier geht es für die Frau mehr um das Erleben und für sich, ihre Sinnlichkeit und Körperlichkeit zu sorgen.

Sinnlicher Wellnesstag, ein erotischer Abend oder Business Date – alles geht, nichts muss

Wenn du Frauen auf Events begleitest, wie bereitest du das vor? Was sagt die Frau, wer du bist?

Wir überlegen uns vorher gemeinsam eine Geschichte. Die Frau will mich ja gar nicht unbedingt als ihren Freund vorstellen, sondern als irgendeinen Bekannten, den sie lange nicht getroffen hat. Oder ich bin der ehemalige Arbeitskollege, der gerade in der Nähe ist, oder der gute Kumpelfreund. In der Regel begleite ich auch nicht auf Geburtstagsfeiern in kleinem Kreis, sondern zu grösseren Veranstaltungen, zum Tanzen oder zu einer Hochzeit, wo dann aber vielleicht die beste Freundin auch eingeweiht ist.

Wie ist es mit Körperlichkeiten?

Es kann auch zu Intimität und Erotik kommen, wenn es für beide stimmig und gewünscht ist. 

Und das funktioniert so auf Knopfdruck?

Nein. Sympathie und Anziehung spielen ein große Rolle, wenn es spontan über ein "Social Date", wie z.B. ein Event, ein Abendessen oder eine Begleitung zum Tanzen hinausgeht. Beide sollten selbstbestimmt sein und sich authentisch fühlen. Auch im Kontext einer Buchung, das macht es zu einer sehr menschlichen, sinnlichen und wertschätzenden Begegnung. Küsse, Berührungen braucht es, damit sich unsere Sinne öffnen können, wir das empfinden können, was wir in dem Moment brauchen und zulassen möchten.

Kann man, wenn man diesen Job ausübt, noch an die monogame Beziehung glauben? Oder ist das für dich gar nicht erstrebenswert?

Es gibt keine bessere oder schlechtere Beziehungsform. Ich habe großen Respekt vor Paaren, die nach Jahren oder nach Jahrzehnten noch eine lebendige monogame Liebesbeziehung pflegen, sowohl geistig, emotional als auch körperlich. Schauen wir uns jedoch in unserem Dunstkreis um und sprechen mit dem einen oder anderen Freund, Freundin oder Bekannten offener, erkennen wir, dass es die Wenigsten schaffen. 

Jede Beziehung, ob exklusiv, offen oder polyamor, hat ihre eigenen Herausforderungen. Dass Spannende bei einer nicht exklusiven Beziehung ist, mit den eigenen Ängsten und Unsicherheiten umgehen zu lernen. Deswegen sind Liebesbeziehungen, wenn du da hingucken kannst und ein bisschen Mut hast, das beste Lernfeld. In Liebesbeziehungen kommt der ganze alte Shit hoch, den wir so mit uns herumschleppen und wir ansonsten noch gut verbergen können. Auch ein Grund für die vielen Crashs in Beziehungen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es egal ist, welche Beziehungsform du lebst, solange du kommunizierst, achtsam bist, deine Bedürfnisse und Fallstricke einigermassen kennst und den passenden Menschen an deiner Seite hast.

Sascha ist erfahrener Escort-Mann und bietet unterschiedliche Arten von Begegnungen an. Wer sich eine genaueres Bild machen möchte, findet alle Infos auf seiner Website www.sinnlichkeit-leben.com.

Brigitte

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