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Paartherapeut verrät Kann eine Dreiecksbeziehung jemals gut gehen ...?

Dreiecksbeziehung - kann das gut gehen?: Mehrere Hände fassen einander
© Vershinin89 / Shutterstock
Liebe ist die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle.

Kurz gesagt:

In Liebesbeziehungen leiden wir immer. Aber zu dritt sind die Chancen darauf noch größer.

Jetzt mal ausführlich:

In "Dandy", einem Hit der 60er-Jahre, besangen die Kinks einen notorischen Aufreißer mit der Zeile "Two girls are too many, three’s a crowd and four you’re dead". Frei übersetzt: "Zwei sind zu viel, bei dreien blickst du nicht mehr durch und vier machen dich fertig." Damals begann gerade die sexuelle Revolution. Heute ist es nicht ungewöhnlich, zumindest eine Zeit seines Lebens so polygam wie der "Dandy" zu leben. Und einige wollen sich auch in festen Beziehungen nicht auf einen einzigen Partner beschränken.

Doch wenn aus zwei drei werden, kommt nicht einfach nur einer hinzu, sondern das gesamte Beziehungsgeflecht verändert sich. Denn statt einer Beziehung gibt es jetzt drei. Wenn man die Beziehung als wechselseitig betrachtet – also der, die ich zu dir habe, und der, die du zu mir hast –, sind es dann schon sechs Beziehungen. Wenn wir noch die Beziehungen betrachten, die jeder zu den Beziehungen der anderen hat – dann wird es langsam vollends unübersichtlich. Und je komplexer ein System ist, umso leichter kommt es auch zu Spannungen, Missverständnissen und Konflikten.

Porträt Oskar Holzberg
Oskar Holzberg berät seit mehr als 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und bekommt immer wieder Beziehungsfragen gestellt. Sein aktuelles Buch heißt: "Neue Schlüsselsätze der Liebe".
© Ilona Habben

Hinzu kommt, dass Dreierbeziehungen häufig keine wirklichen Dreierbeziehungen sind. Weil oft nur eine oder einer von den dreien intime, intensive Beziehungen mit den beiden anderen hat. Die wissen zwar voneinander, haben aber keine eigenständige Beziehung zueinander. Und immer, wenn zwei zusammen sind, ist der Dritte ausgeschlossen, was ja auch die klassische Affärensituation ist. Sich ausgeschlossen zu fühlen, erleben wir emotional als bedrohlich. Selbst wenn der Kopf sagen mag, dass wir nicht vergessen sind: Wir verlieren das Gefühl der sicheren Bindung. Und das ist der Boden, auf dem Eifersucht und Trennungsängste sprießen, wo Wut und Hass entstehen.

Die meisten von uns kennen eine Dreierbeziehung aus ihrer eigenen Kindheit: im Dreieck Mama-Papa-Kind. Aber in vielen Familien war auch die nicht unbedingt ein Knüller, sondern eher eine Erfahrung, die jede spätere Dreierkonstellation schon schwierig macht, bevor sie überhaupt begonnen hat. Das Kind ist Papas Vertraute, und Mama ist raus. Oder es ist Mamas Augenstern, und Papa ist raus. Manche Elternpaare bilden so eine feste Einheit, dass das Kind immer zwei gegen sich hat, und es ist raus. Eltern trennen sich, und dann herrschen unüberbrückbare Spannungen im ehemaligen Dreieck der Liebe. Triangulierung wird der Prozess genannt, in dem ein Kind lernt, seine Liebe auf zwei zu verteilen. Dreierbeziehungen sind ohnehin immer schwieriger als einfache Paarbeziehungen. Und wenn Mama oder Papa oder alle beide dabei versagt haben, dann weckt jede spätere Dreierbeziehung diese alten Ängste und Unsicherheiten.

Von Doppelbett bis Doppelzimmer, wir leben in einer Pärchen-Kultur. Von Zweisamkeit handeln unsere Popsongs, unsere Literatur. Sie lernen wir unbewusst. Die Dreisamkeit – ein Wort, das mein Rechtschreibprogramm sofort rot unterkringelt, weil es gar nicht existiert – ist fremdes, unbekanntes Gebiet. Wir verirren uns darin, es fällt uns schwer, hier die emotionale Sicherheit zu finden, die wir in Liebesbeziehungen suchen. Und ja, dann leiden wir.

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BRIGITTE 16/2020

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