Sie war die erste Frau, die ich in meine Wohnung einziehen ließ. Meine Freunde meinten ja alle, ich müsse lernen, andere Menschen an mich heranzulassen. Ein paar Monate nach ihrem Einzug bekam ich Gelegenheit zu einer Reise in die USA. Sie konnte nicht mit. Der Abschied am Flughafen war tränenreich, immer wieder sagte sie, sie werde die drei Wochen ohne mich nicht überstehen. Als ich dann wiederkam, eröffnete sie mir: "Ich habe mich in jemand anders verliebt. Ich kenne sie erst seit vier Tagen, aber ich weiß, dass sie mir geben kann, was ich von dir nicht bekomme." Ich war so einfallslos, sie zu fragen, was mit unseren gemeinsamen Lebensplänen wäre. Am nächsten Tag hatte sie noch immer keine Antwort, also schmiss ich sie raus. Sie fuhr gleich mit ihrer Neuen in den Urlaub. Ihre Möbel ließ sie bei mir. Da ich einfach nicht wusste, wohin mit meiner Wut, ging ich schließlich zu Karstadt und kaufte diese Axt, um ein bisschen Dampf abzulassen und ihr wenigstens ansatzweise klarzumachen, wie es sich anfühlt, etwas zu verlieren – das Gefühl kannte sie ja offenbar nicht. Während ihres zweiwöchigen Urlaubs zerlegte ich mit der Axt jeden Tag eines ihrer Möbelstücke. Die Trümmer behielt ich in der Wohnung, als Ausdruck meiner seelischen Verfassung. Je mehr zerhacktes Holz sich in ihrem Zimmer zum Spiegelbild meiner gequälten Seele fügte, umso besser ging es mir. Nach exakt zwei Wochen kam sie, um ihre Möbel abzuholen, Sie warteten in ordentlich aufgeschichteten Holzhaufen auf sie. Sie nahm alles mit und kam nicht wieder. Die Axt war zum Therapiewerkzeug geworden. Aus Olinka Vistica und Drazen Grubisic: "Das Museum der zerbrochenen Beziehungen"