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Verliebt in den Ex: Ist das Schicksal?

Zwei Herzen an Wäscheleine
© wk1003mike / Shutterstock
Für viele hat Liebe etwas mit Schicksal zu tun. Besonders schicksalhaft erscheinen uns Begegnungen zwischen Menschen, die sich einst liebten und wieder auseinander gingen - und später erneut zusammenfinden.

Was ist das Besondere an diesen Beziehungen - und was können wir daraus lernen? Zum Abschluss der Serie "Verliebt, entliebt..." sprach Brigitte.de mit BRIGITTE-Psychologin Dr. Eva Wlodarek.

Interview mit Dr. Eva Wlodarek

Eva Wlodarek
Eva Wlodarek
© Privat

Brigitte.de: Den wenigsten von uns passiert es, dass wir uns nach Jahren erneut in einen verflossenen Partner verlieben. Warum haben diese Paare wieder zusammengefunden?

Dr. Eva Wlodarek: Allen drei Geschichten haftet durchaus etwas Magisches an. Das heißt, es gibt eigentlich keine klare Begründung, weshalb ausgerechnet sie wieder zusammengekommen sind. Sie hätten genauso später auch jemand anders kennen lernen können. Dann hätten sie sich, wie die meisten von uns, nur noch an eine verflossene Liebe erinnert. Aber offenbar hat keiner von ihnen jemanden gefunden, der genauso gut passt. Man kann das Zufall nennen, ich würde es eher als Schicksal sehen.

Brigitte.de: Glauben Sie, dass die Paare zusammen bleiben?

Dr. Eva Wlodarek: Ja. Bei allen drei Paaren stimmte von Anfang an die Grundlage, ihre Persönlichkeiten harmonierten miteinander. Dass sie sich damals trennten, lag daran, dass sie sich zur falschen Zeit kennen gelernt haben. Wenn man sich in einer falschen Phase begegnet, dann kann man wunderbar zusammenpassen, aber es klappt trotzdem nicht. Etwa wenn einer sich noch austoben will, der andere nicht. Oder wenn einer sich noch zu unsicher fühlt. Oder wenn die Lebensentwürfe zu sehr auseinander driften. Übrigens passiert das nicht nur in jungen Jahren. Es kann sich auch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben abspielen, wie man am Beispiel von Sheryl Crow und Lance Armstrong sieht - sie wollte ein Baby, er aber nicht, weil er bereits Kinder hat und mit dieser Lebensphase abgeschlossen hatte - deswegen trennten sie sich, so viel man hört.

Brigitte.de: Können wir etwas aus den Geschichten lernen?

Dr. Eva Wlodarek: Ja, aber nicht in dem Sinne, dass man unbedingt wieder die Telefonnummer des Ex herauskramen soll. Normal ist, dass man sich von einander löst, wenn es nicht passt. Und üblicherweise sucht man sich dann einen anderen Partner und wird hoffentlich mit ihm glücklich. Etwas wiederzuholen, das früher schön war, funktioniert meist schon deshalb nicht, weil man sich verändert. So, wie es in den drei Geschichten abgelaufen ist, ist es zwar romantisch, hat aber ausgesprochen Seltenheitswert. Lernen kann man also höchstens: Wenn es passieren soll, dann passiert es auch. Besser, man entspannt sich und betreibt nicht krampfhaft Rückschau.

Brigitte.de: Dazu passt einer der Kommentare zu den Geschichten: Leserin Anne schreibt, sie sei gerade von ihrer großen Liebe verlassen worden und hoffe nun, ihr ebenfalls eines Tages wieder zu begegnen. Das ist also keine realistische Erwartung?

Dr. Eva Wlodarek: Nein, nach meiner Erfahrung passiert das selten. Diese Geschichten sind wirklich Ausnahmen. Man sollte auf keinen Fall denken "Das wird bei mir auch so".

Brigitte.de: Eine andere Leserin fragt, was davon zu halten sei, wenn man eine glückliche Beziehung führt, und dann auf die alte Liebe trifft und merkt, dass die Anziehung enorm ist. Und eine Leserin, die sich mit ihrer alten Liebe wieder treffen wird und gebunden ist, schreibt: "Hoffentlich werde ich mich nicht entscheiden müssen..."

Dr. Eva Wlodarek: Zunächst mal: In eine gut funktionierende Beziehung kann kein Dritter einbrechen. Allerdings schwächt der Alltag auch die Gefühle etwas ab. Es ist nicht mehr so aufregend. Die alte Liebe ist in diesen Fällen so etwas wie ein schöner Traum vom aufregenden Glück. Aber sie musste der Realität noch nicht standhalten. Und wer weiß, ob sie es tut? Es ist riskant, dafür eine Beziehung aufzugeben, die sich bewährt hat, in der Liebe und Vertrauen vorhanden sind. Woanders ist das Gras auch nicht unbedingt grüner! Wegen einer starken Anziehung alles aufs Spiel zu setzen, ist gefährlich. Was natürlich nicht heißt, dass eine Frau an einer bestehenden Beziehung festhalten muss, in der ihr etwas Entscheidendes fehlt, oder wenn sie wirklich sicher ist, dass sie mit dem Ex wesentlich glücklicher wird.

Brigitte.de: Manche Single-Frauen neigen dazu, sich wehmütig an die große Liebe von früher zurückzuerinnern, und sie zu verklären - je länger die Single-Phase dauert, umso mehr. Wie kann man sich davon freimachen?

Dr. Eva Wlodarek: Der beste Verbündete gegen unfruchtbare Träumerei ist der Kopf: Man sollte sich klarmachen, dass man ja gar nicht weiß, wie der Verflossene jetzt ist. Das Schwärmen von alten Zeiten eine reine Projektion: Alle Wünsche werden auf diesen Menschen übertragen. Das bringt nicht weiter, ist höchstens ein Trostpflaster für die traurige Seele. Besser: Überlegen, was denn so toll an dem Ex war. Nach diesen Eigenschaften sollte man dann bei neuen Partnern suchen. Das bringt mehr, als sich an Phantom zu klammern.

Wenn der Ex plötzlich vor einem steht - und man weiche Knie bekommt...

Checkliste

Machen Sie sich klar: Die Vergangenheit ist vorbei. Wenn diese Vergangenheit plötzlich vor der Tür steht, heißt es gut überlegen. Lebt man in einer glücklichen Beziehung, kann es gefährlich sein, sich auf zuviel Nähe zur alten Liebe einzulassen. Es kommen viele Träume ins Spiel, die sich später meist nicht erfüllen. Wir neigen dazu, unsere Vergangenheit zu verklären: Nach Erkenntnissen aus der Hirnforschung erinnern wir uns am besten an Dinge, die mit großen Gefühlen verbunden sind.

Prüfen Sie: War es mehr als Äußerlichkeit? Gerade als Teenager verliebt man sich, weil ein Kerl ein tolles Mofa hat oder einfach ein Hübscher ist. Das ist typisch für junge Lieben und vollkommen okay, reicht aber für eine tragfähige Beziehung im Erwachsenenalter nicht aus. Starke Gefühle empfindet man gerade als junger Mensch bei der Liebe, doch sie bedeuten nicht, dass man auch besonders gut zusammenpasst. Häufig entstehen sie, weil man in jungen Jahren unbelastet ist, und unbeschwert von Zukunftserwartungen.

Versuchen Sie herauszufinden, aus welchen Motiven Sie sich getrennt haben. Haben Sie sich einfach nicht verstanden, oder hatten Sie verschiedene Interessen? Dann wird es auch Jahre später mit diesem Mann wohl nicht passen.

Man muss einen gemeinsamen Ort für die Liebe finden können - arbeitet er im Ausland, und Sie leben glücklich in ihrem Heimatdorf, kann es kaum etwas werden. Liebe braucht auch Nähe.

Buchtipp

Eva Wlodarek "Den richtigen Mann finden"

Eva Wlodareks Programm in sechs Schritten hilft Ihnen, durch bessere Selbsterfahrung den passenden Partner zu finden. Ein Buch für alle, die ernsthaft Schluss machen wollen mit dem Alleinsein!

223 Seiten, Fischer Tb., 8,95 Euro, ISBN: 3596140803.

Linktipp

Eva Wlodareks Homepage finden Sie unter www.wlodarek.de

Text/ Interview: Wiebke Peters Fotos: Photocase.de (1)

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