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Verletzte Gefühle? So heilt deine Seele – auch wenn du's nicht für möglich hältst

Verletzte Gefühle: Frau liegt mit Katze im Bett
© Trusova Evgeniya / Shutterstock
Liebe ist die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle. Die heutige Frage: Wie löse ich mich von meinen verletzten Gefühlen?

Kurz gesagt:

Indem ich sie akzeptiere.

Jetzt mal ausführlich:

Immer wieder fragen Leserinnen: "Kann ich mich nach einer gescheiterten großen Liebe überhaupt noch mal verlieben?" Oder: "Wenn meine Enttäuschung so groß ist, kann ich dann überhaupt je wieder lieben?" Myra hat es erlebt.

Ganz große Liebe und dann ganz groß enttäuscht

Mit 25 hatte sie geglaubt, die große Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Sie wollten gemeinsam in die USA gehen, sie wollten heiraten. Und dann, nach drei Jahren, verschwand er plötzlich. Ohne Begründung, ohne Ankündigung, ohne Dialog. "Ghosting" nennen wir das heute. Danach hatte sie nie wieder eine Beziehung. Als sie es einmal versuchte, kehrte der Mann nach kurzer Zeit zu seiner Ex zurück. Myra dachte nur noch darüber nach, was sie falsch mache, was mit ihr nicht stimme, und dass sie, inzwischen Mitte 30, auf eine Ewigkeit als Single zusteuern würde.

Es ist eine durchaus sinnvolle Tendenz unserer Psyche, herausfinden zu wollen, wie wir einen gemachten Fehler in Zukunft vermeiden können. Doch die Liebe ist zu komplex, zu mehrdeutig, um eindeutige Ursachen für ein Scheitern zu finden. Im Rückblick scheint es häufig so, als hätten wir Signale über­sehen. Aber gab es nicht immer gute Gründe, das zu tun?

Wenn eine Liebe schmerzhaft endet, ist es besser, das wie einen Liebesunfall zu betrachten. Denn Trennungen sind wie Unfälle: irrsinnig schmerzhaft, aber sie geschehen. Trotz aller Vorsicht, aller Achtsamkeit, aller Mühen. Wenn sich Liebespartner von uns abwenden, beschädigt das nicht nur unser Vertrauen in Bindungen. Wir erleben, wie bei Unfällen, vor allem einen überwältigenden Kontrollverlust. Davor können wir uns nicht schützen. Wir können nie sicher sein, dass es nicht wieder geschieht. Aber die meisten Radfahrten gehen gut. Und die meisten Trennungen führen zu neuen Beziehungen.

Nach einer schmerzhaften Ent­täuschung rattert unser Kopfkino, spielen wir endlos die Situationen wieder durch. Wir grübeln dauernd darüber nach, möchten verstehen, was passiert ist. Doch wir können die schrecklichen Gefühle so nicht einfach abschütteln. Wir müssen uns ihnen aktiv zuwenden, genau hinspüren und sie erlauben. Es ist nötig, aber es reicht nicht aus, wenn wir trauern und in die Kissen schluchzen. Wir müssen die schmerzlichen Gefühle als angemessen akzeptieren, als un­umgänglich. Gefühle, die wir nicht angstvoll vermeiden sollten. Da sie uns sonst am Leben hindern, weil sie uns vom Lieben abhalten.

Du trägst nicht allein die Schuld

Dazu müssen wir die sinnlosen Gedankenschlaufen stoppen. Wieso haben wir den Bordstein übersehen? Wieso ist er gegangen? Und vor allem die Anklagen gegen uns selbst. Wir sind nicht schlecht. Eine Liebe ist geendet. Schreiben kann helfen, Distanz zu finden. Aber vor allem Freunde. Und manchmal brauchen wir intensivere Unterstützung, dann kann uns Therapie helfen, unser Selbstbewusstsein wieder aufzurichten. In ihrer lernte Myra zunächst, nicht ständig auf sich selbst zu schauen, sondern auf die Situationen, die sie erlebte und erlebt hatte.

Vor allem müssen wir aber wieder aufs Rad. Ein erstes Date. Vorsichtig losfahren. Abbremsen, wenn es sich nicht gut anfühlt. Aber weiterfahren, weiter einem Kontakt nachgehen, nicht absteigen, weiter eine Liebesbeziehung suchen.

Es gibt keine Garantien im Leben. Aber Mut lohnt sich. Myra ist kein Single mehr.

Podcast

„Paaradox“ ist der neue Podcast mit Oskar Holzberg und seiner Frau Claudia. Sie sprechen offen über die Themen, die Beziehungen immer wieder herausfordern. Lustig, spannend und erkenntnisreich! U. a. auf AudioNow.

Hast du auch eine "Frage der Liebe" für diese Kolumne?

Dann schreib an oskar@brigitte.de

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BRIGITTE 23/2020

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