"Bitte, schenk mir niemals Blumen!" Das war einer der ersten Sätze, die ich zu meinem jetzigen Mann damals gesagt habe. Er war irritiert. Blumen - das sei doch sozusagen das materialisierte Glück jeder Frau. "Und genau da liegt das Problem!", war meine Antwort. Denn es ist ja ganz einfach mal so: Ich bin nicht JEDE Frau. Und ich möchte auch keine Geschenke bekommen, die für jede Frau passend wären. Ich finde, dass Geschenke etwas sehr Persönliches sein sollten. Und unter persönlich verstehe ich nicht die Kategorisierung in das blumenliebende und blumenschenkende Geschlecht.
Blumen sind toll - daran liegt es nicht
Ich bin jetzt auch nicht ganz doof. Blumen finde ich durchaus schön. Vor allem solche im Topf, die weiterleben dürfen. Pflanzen beim Sterben zuzusehen, ist in meinen Augen nämlich kein wirklich ästhetisches Erlebnis. Wobei Blumen im Topf in meinen untalentierten Händen auch nicht die allergrößten Überlebenschancen haben, um ganz ehrlich zu bleiben. Das Problem an Blumen ist, dass sie meiner Meinung nicht das ausdrücken, was für mich das Wesen eines Geschenks ausmacht, nämlich: Ich hab mir Gedanken über dich gemacht. Und das hier ist das, was ich zu deinem Glück beitragen möchte.
Mein Mann kann
Ich will jetzt nicht angeben mit meinem männlichen Exemplar. Obwohl, na gut, ich will ehrlich gesagt doch: Mein Mann kann das mit dem Nachdenken vor dem Schenken. Ich bin so froh, dass ich niemals Blumen von ihm bekomme. Vielleicht wüsste ich sonst gar nicht, wie gut er mich kennt.
Einmal hat er mir (kurz vor der Geburt unseres ersten Kindes) eine Packung Bifi geschenkt, weil man ja schwanger keine Salami essen darf und ich mich so danach sehnte. Er packte die Packung in meine Krankenhaustasche und ich habe am Tag der Geburt gemerkt: Zusammen Bifi essen kann sehr romantisch sein. Blumen hätten mich nicht halb so sehr erfreut.
Ein anderes Mal bekam ich eine ganze Dose voller Gutscheine, die ganz persönlich waren. Mein Lieblingsgutschein: "Heute darfst du alles und mich einen Kopf kürzer machen, ohne dass mich das ärgert" Den Gutschein habe ich mir nach dem Ausspielen schon drei Mal heimlich zurückgeholt. Das Recht auf meine fünf Minuten Unsachlichkeit ist mir sehr heilig.
Die große Ausnahme
Ein einziges Mal habe ich doch Blumen bekommen. Und das war schön! Warum? Weil es trotzdem ein persönliches Geschenk war. Ich hatte ihm irgendwann mal erzählt, dass ich früher auf dem Schulweg immer gebummelt hatte und deshalb viel zu spät nach Hause kam. Um meine Mutter gnädig zu stimmen, habe ich auf dem Weg oft einen Strauß Wildblumen gepflückt, weil es mir so leid tat, dass sie sich Sorgen gemacht hat. Als mein Mann als Polizist während G20 stundenlang unerreichbar gewesen war und ich ihm zwanzig besorgte Nachrichten geschrieben hatte, kam er am nächsten Tag mit einem Strauß Blumen zurück. "Es tut mir leid, dass du dir Sorgen machen musstest", sagte er. Diese Blumen waren das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe. Und das, obwohl es Blumen waren.