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Scheidungsanwalt verrät Diese Ehen enden typischerweise besonders problematisch

Robert Nickel: Eheringe bei Anwalts-Symbolen
© sebra / Adobe Stock
Nichts wie weg. Das ist der erste Impuls, den viele Frauen vor der Scheidung haben. Ein Anwalt verrät, warum das nicht immer der beste Rat ist.

Brigitte Woman: Herr Nickel, Sie sind seit 2009 Anwalt und seit 2013 Fachanwalt für Familienrecht. Gibt es besonders problematische Ehen?

Robert R. Nickel: Die Unternehmerehe ist so ein Klassiker, bei dem einer oder beide selbstständig sind oder in gehobener Position arbeiten. Diese Ehen sind manipulationsanfällig. Hier täuschen Partner ganz gern mal mit Vorlauf, nehmen Einfluss auf die Einkünfte. Die Gerichte sind damit überfordert, sie können keine Detektivarbeit leisten. Deshalb rate ich immer: einen Steuerberater mit ins Boot holen, der gegenrechnet, oder ein Sachverständigengutachten machen lassen.

Wie wird denn da getrickst?

Da gibt es viele Möglichkeiten: Kurz vor der Trennung wird der Dienstwagen kleiner. Statt der S-Klasse ist es plötzlich ein Skoda. Oder die jährlichen Boni werden um zwei, drei Jahre verschoben – wenn man einen guten Draht zum Chef hat. Das muss man dann dem Gericht darlegen.

Sagen wir, es läuft ganz normal durchschnittlich. Was sind Ihre Tipps?

Auf keinen Fall freiwillig auf alles verzichten. Auch wenn man selbst einen guten Job hat. Schließlich muss man umziehen, neue Möbel kaufen, Courtage bezahlen, das Leben neu organisieren. Generell sollte man immer versuchen, zu einer Regelung zu kommen, die für beide Seiten okay ist. Ansonsten sofort einen Anwalt nehmen, die Familiengerichte handeln relativ schnell.

Was raten Sie Frauen, die sagen: Ich will gar nichts, sondern nur weg?

Wer auf alles verzichtet, kommt meist aus einer Beziehung mit sehr hohem Leidensdruck. Gerade bei toxischen Beziehungen kann es sein, dass Frauen lieber ihre Ruhe haben wollen. Dann hängt es vom Umfeld ab, ob es einen motiviert, seine Ansprüche geltend zu machen. Ich rate dann, an sich zu denken, an die Kinder. Wer sich nicht in eine Kanzlei traut oder nicht mehr kann, nimmt seine Schwester, seine Mutter, eine Vertrauensperson mit. Man muss keine Angst vorm Anwalt haben, ist ja kein Zahnarzttermin. Ein Erstgespräch kostet nicht mehr als 190 Euro netto. Und wer sich das nicht leisten kann, für den gibt es Hilfen. Dann weiß man: Was sind eigentlich meine Möglichkeiten? Es verpflichtet ja zu nichts.

Worum sollte ich mich im Vorfeld kümmern?

Man sollte sich dafür interessieren, was der Ehegatte so macht. Wo arbeitet er? Was ist seine Aufgabe? Was hat er noch für Einkünfte? Vielleicht ein Mietshaus? Wenn man merkt, dass die Beziehung in eine Schieflage gerät und der andere schon Vorbereitungen trifft, dann sollte man ein paar Kopien oder Handyfotos machen.

Was, wenn der zukünftige Ex-Mann nicht alles an Einkünften angibt?

Wenn Konten und Immobilien nicht angegeben werden, Auskunft verlangen. Wenn Zweifel an der Richtigkeit bestehen, kann im Verfahren eine eidesstattliche Versicherung im nächsten Schritt verlangt werden. Das diszipliniert, denn es bringt erhebliche Strafen mit sich, wenn die Versicherung falsch ist.

Haben Sie noch einen Tipp zum Abschluss?

Ja: Wer sich einigen möchte, neigt dazu, weniger zu fordern, als ihm zusteht. Daher: erst mal alles geltend machen, was der Anwalt oder die Anwältin errechnet. Nachgeben können Sie immer noch. Aber immer mit realistischen Forderungen losgehen, weil sonst der Gegenstandswert hochgetrieben wird.

Zur Person: Robert R. Nickel ist Fachanwalt für Familienrecht und Inhaber der Lübecker Kanzlei Zank & Nickel

Brigitte

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