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Schmerzhafte Wahrheit Er wird sich nicht ändern – wie du lernst, das zu akzeptieren

Akzeptanz in der Beziehung lernen
Wer lernt, die Mitmenschen zu akzeptieren, wird insgesamt zufriedener.
© nuvolanevicata / Adobe Stock
So sehr wir uns das auch wünschen, Menschen ändern sich meistens nicht. Es liegt an uns, die Sicht auf diese Menschen zu ändern.

Sicherlich gibt es auch in deinem Leben die ein oder andere Person, deren Verhalten du gerne ändern möchtest. Vielleicht sind es nur flüchtige Begegnungen – der drängelnde Autofahrer auf dem Heimweg, die Menschen, für die der Klimawandel nur ein "linkes Märchen" ist – vielleicht sind es aber auch Personen, die einen festen Platz in unserem Leben haben: Der:die cholerische Chef:in, der emotional unerreichbare Beziehungsmensch … 

Es ist ganz verständlich, dass wir uns wünschen, dass Menschen anders sind – schließlich bestätigen Studien auch den innigen Wunsch der meisten Personen, selbst "anders" zu sein – beispielsweise extrovertierter. Manche glauben, dass "eine höhere Extraversion ihre Probleme in Bezug auf Sex, Freizeit, soziale Interaktionen und emotionale Erfahrungen verbessern würde", so eine Theorie der Wissenschaftler Nathan W. Hudson und Brent W. Roberts in deren Studie zu dem Thema. 

Da liegt es nahe, dass wir uns auch von anderen Menschen eine Veränderung wünschen würden. Wir möchten, dass sie freundlicher sind, nahbarer, empathisch und rücksichtsvoller – gegenüber anderen aber oftmals vor allem gegenüber uns selbst. Doch auch wenn Studien nahelegen, dass eine Persönlichkeitsveränderung in Maßen möglich ist, müssen wir lernen zu akzeptieren, dass es nicht an den anderen liegt, sich auf unseren Wunsch hin zu ändern. Wir müssen lernen, anzunehmen, dass sie sind, wie sie sind.

Menschen zu akzeptieren, bedeutet nicht, alles hinzunehmen

Denn allzu schnell kann der Wunsch, beispielsweise den:die Partner:in auf unterschiedliche Weise zu beeinflussen oder zu "verbessern", dazu führen, dass wir immer kritischer gegenüber der Person werden – gerade wenn sie unserer Vorstellung von einem "richtigen" Verhalten nicht entspricht. Nörgelei, Schuldzuweisungen und schlimmstenfalls (gegenseitige) Verachtung können die Folgen hiervon sein.

Wichtig ist jedoch, sich darüber im Klaren zu sein, dass einen Menschen zu akzeptieren nicht bedeutet, mit ihm übereinzustimmen. Wir können und sollten angemessen reagieren, wenn unsere Mitmenschen sich beispielsweise respekt- oder taktlos verhalten, Grenzen setzen und notfalls verbal verteidigen. Kurzum: Akzeptanz ist kein Freifahrtschein für Menschen in unserem Umfeld, sich so zu verhalten, wie es ihnen beliebt. Es geht vielmehr darum, die Realität dieser anderen Person anzuerkennen – ob sie uns nun gefällt oder nicht, ob wir sie nun nachvollziehen können oder nicht, sie uns vielleicht sogar wütend oder traurig macht. 

Wie wir im Kleinen anfangen, Akzeptanz zu üben

Wenn wir erst einmal in der Akzeptanz angekommen sind, können wir uns über ein sehr viel friedvolleres Leben freuen. Und vielleicht hilft es uns sogar dabei, mit diesen Menschen eine bessere – wenngleich nicht unbedingt tiefere – Beziehung aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Doch wie kann man Akzeptanz lernen?

Du könntest beispielsweise mit einer Übung anfangen, die Autor Rick Hanson in seinem Buch "Making Great Relationships: Simple Practices for Solving Conflicts, Building Connection and Fostering Love"* beschreibt: Beginne mit einer für dich einfachen (also emotional unbefangenen), nicht zu leugnenden Erfahrung, zum Beispiel mit der Akzeptanz der Empfindung beim Atmen. Konzentriere dich auf die Atemzüge und auf das Gefühl, den Atem "so sein zu lassen, wie er ist". Wenn du magst, kannst du dir dabei innerlich folgende Dinge vorsagen:

  • Ich akzeptiere das Heben des Brustkorbs
  • Ich akzeptiere das Fallen
  • … das Einströmen 
  • … das Ausströmen 
  • … dass es jetzt einen Atem gibt
  • … die Tatsache, dass ich jetzt atme
  • … die Tatsache, dass dieser Körper Luft braucht
  • … dass ich atmen muss

Der Gedanke dahinter: Das Atmen ist für den lebenden Menschen eine Pflicht, eine unumstößliche Sache – genau wie viele andere Dinge auf der Welt, egal wie sehr wir sie uns anders wünschen würden, eine unumstößliche Tatsache sind. Wie eben auch, dass Menschen sind, wie sie sind. Im nächsten Schritt gilt es sich mit etwas auseinanderzusetzen, dass du schwerer akzeptieren kannst, beispielsweise Autofahrer:innen, die beim Abbiegen nicht auf Fahrradfahrer:innen achten oder Partner:innen, die sehr rational sind und sich schwer damit tun, Emotionen zuzulassen.

Der lange Weg zu mehr Akzeptanz

Noch einmal: Es muss beim Thema Akzeptanz verstanden werden, dass es hierbei nicht um uns und unsere "korrekte" Sicht auf die Welt und den Umgang damit geht. Sondern, dass es Menschen gibt, die eine andere Realität haben und das erst einmal in Ordnung zu sein hat für uns. 

Das kann schmerzhaft sein, in manchen Fällen ist es das auch ohne Zweifel, beispielsweise, wenn wir akzeptieren müssen, dass uns ein Mensch nicht auf die Weise liebt, wie wir es uns wünschen und sicherlich auch verdient haben. 

Doch wie wundervoll ist es, wenn es uns gelingt, diese Akzeptanz für uns anzunehmen. Eine Meta-Analyse stellte fest, dass der Akzeptanz ähnliche Strategien im Durchschnitt wirksamer sind als beispielsweise die Ablenkung oder das Unterdrücken von Emotionen.

Natürlich ist Akzeptanz kein Wundermittel der völligen Zufriedenheit und inneren Balance – natürlich werden wir immer wieder an unsere Grenzen stoßen, immer mal wieder in Konflikte geraten und damit zu kämpfen haben, schwierige Umstände und Dinge hinzunehmen. Doch sie kann dazu führen, dass Konflikte entschärft werden, dass unser Herz erleichtert wird und wir mit klarerem Blick auf unsere Mitmenschen schauen. 

*Übersetzt heißt das so viel wie: "Was großartige Beziehungen ausmacht: simple Praktiken, um Konflikte zu lösen, Verbindung aufzubauen und die Liebe zu stärken".

Verwendete Quellen: truity.com, nathanwhudson.com, journals.sagepub.com, frontiersin.org, greatergood.com

csc Brigitte

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