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Laut Studie Warum dir Gesellschaft nicht gegen Einsamkeit hilft

Eine Frau liegt schlaflos im Bett und hält ihr Handy
© Dirima / Adobe Stock
Hilft es, sich mit Freund:innen zu treffen, wenn wir uns einsam fühlen? Nicht unbedingt, wie eine neue Studie zu zeigen scheint. Wir erklären, was die Forschenden herausgefunden haben.

Wenn wir uns sehr einsam fühlen, können manche Dinge den Zustand noch verschlimmern ... unter Umständen auch ein Treffen mit Freund:innen. Was uns guttut, wenn wir uns einsam fühlen und was nicht, haben Forschende in einer Studie untersucht.

"Du musst nur mal wieder rauskommen", "unternimm doch mal was", "lass uns was machen, dann fühlst du dich besser". Stimmt es, was diese Aussagen versprechen? Dass soziale Kontakte oder Interaktion uns aus dem Tief holt? Generell ist es individuell, wie ein Mensch auf eine Situation reagiert. Es gibt also sicherlich nicht eine Universallösung, die wie das Rezept gegen Einsamkeit angewandt werden kann. Nichtsdestotrotz liefern Forschende einer neuen Studie der niederländischen Tilburg University spannende Ergebnisse.

Auswirkungen stark empfundener Einsamkeit

Laut den Ergebnissen dreier Studien der Tilburg University hängt eine Verbesserung empfundener Einsamkeit damit zusammen, wie stark diese ausgeprägt ist. Proband:innen, die eine starke Einsamkeit empfanden, fühlten sich nach einer sozialen Interaktion mit Menschen schlechter. Diejenigen, die sich weniger einsam fühlten, empfanden den Zustand danach als besser. Die Einsamkeitsskala fassten die Wissenschaftler:innen über die Ausprägungen verschiedener Emotionen zusammen: beispielsweise Wut, Trauer oder auch ihre Freude zum befragten Zeitpunkt.

In allen drei Versuchsmodellen kamen sie zu folgendem Ergebnis: Geringe Einsamkeit in Verbindung mit sozialem Kontakt sorgt für eine Abschwächung der empfundenen Einsamkeit. Während eine moderate empfundene Einsamkeit sowie eine starke den Zustand in Zusammenhang mit sozialen Interaktionen verschlechterten.

Wie die Forschenden vorgingen

Die Wissenschaftler:innen nutzten drei verschiedene Versuchsmodelle. Bei der Auswahl der Teilnehmenden griffen sie auf das "German Socio-Economic Panel - Innovation Sample" (kurz: GSOEP-IS) zurück. In dieser Datenbank sind mehr als 20.000 Personen abgelegt. Insgesamt nahmen 3.035 Personen an den Versuchen teil:

  • Modell 1: Teilnehmende sollten in kleinen Abschnitten von ihrem gestrigen Tag erzählen. Dabei zählte ebenfalls, ob jemand anderes anwesend gewesen war oder nicht – sowie Fragen zu den verschiedenen Emotionen, um eine Einsamkeits- und Wohlbefinden-Skala zu erstellen.
  • Modell 2: Über sieben Tage wurden Teilnehmende gebeten, kurze Fragebögen zu beantworten, an sieben willkürlichen Zeitpunkten pro Tag. 265 Personen aus dem GSOEP-IS-Sample nahmen an diesem Versuchsaufbau teil.
  • Modell 3: Über eine Smartphone-Anwendung wurden Teilnehmenden täglich Push-Nachrichten gesendet, die sie an die fünfminütige Umfrage erinnerten. Sie bekamen fünf Nachrichten pro Tag – die Studie wurde an sieben aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt. 272 Proband:innen aus dem Vereinigten Königreich nahmen teil.

In den Fragebögen gaben die Teilnehmenden ebenfalls an, wer anwesend war: ein:e Freundin, ein:e Partner:in oder beispielsweise Arbeitskolleg:innen. Es konnte aber keine Verbindung festgestellt werden, die auf bestimmte Kategorien zurückzuführen war.

Sind soziale Interaktionen nun immer schlecht?

In den Studien konnten Interaktionen sowohl mit nahestehenden Personen als auch Bekannten sein – außerdem scheint es keine Unterscheidung zwischen tiefgehenden Gesprächen oder oberflächlichen Interaktionen zu geben. Beispielsweise wird die bloße Anwesenheit des:der Partner:in beim abendlichen TV-Programm vielleicht wenig zur Besserung der Einsamkeit beitragen, während ein Zusammensetzen und Sprechen über das Problem einen anderen Effekt haben könnte.

Hier sind einige Tipps, die laut Expert:innen helfen sollen, mit Einsamkeit besser klarzukommen:

  • Lernen, sich wohler in der eigenen Gesellschaft zu fühlen
  • Lernen, sich anderen gegenüber zu öffnen
  • Lernen, es langsam anzugehen
  • Lernen, sich nicht unter Druck zu setzen
  • Öfter Dinge unternehmen, die der Person selbst Freude bringen

Wir müssen nicht alle gut darin sein, mit anderen zu plaudern und uns Vorwürfe machen, wenn es nicht gelingt. Und wenn die soziale Batterie leer ist, sollten wir uns die Zeit nehmen, um sie wieder aufzuladen. Zeit, um sich zu erholen, ist genauso wichtig wie Zeit, um etwas zu unternehmen. Ansonsten fühlen wir uns schnell ausgelaugt. Für wen es sehr schwierig ist, sich anderen gegenüber zu öffnen und die Einsamkeit zu reduzieren, kann über professionelle Hilfe nachdenken – beispielsweise in Form einer Therapie.

Verwendete Quellen: greatergood.berkeley.edu, mind.org.uk, helpguide.org, nhs.uk

lkl Brigitte

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