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Beziehung Das sind die 3 häufigsten Gründe, wieso Paare sich entlieben

Entlieben: Ein schleichender Prozess, den viele zu lange übersehen
Entlieben: Ein schleichender Prozess, den viele zu lange übersehen
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Sich zu entlieben ist ein schleichender Prozess. Ein Psychologe nennt die drei häufigsten Gründe dafür.

Das Ende der Liebe kommt nie plötzlich. Im Nachhinein erkennen die meisten Menschen, wenn ihre Beziehung vor dem Aus steht, dass die Zeichen da waren: Wo früher Lachen, Nähe und Spannung war, ist heute nur noch Unmut, Distanz und Langeweile. Um es mit den Worten von Sängerin Nelly Furtado zu formulieren: "Why do all good things come to an end?" (übersetzt etwa: "Warum müssen alle guten Dinge enden?")

Doch sich mit der Zeit zu entlieben ist nicht unbedingt eine "natürliche" Entwicklung für eine Beziehung – es gibt sie sehr wohl: Die Paare, die auch nach Jahrzehnten des gemeinsamen Weges noch immer wertschätzend, rücksichts- und liebevoll miteinander umgehen. In seiner dreißigjährigen Arbeit als Psychologe hat Jeffrey Bernstein naturgemäß eher mit den Paaren zu tun, denen das nicht gelang. Und nennt in seinem Artikel auf "Psychology Today" drei besonders häufig auftretende Gründe, warum sich Paare entlieben.

1. Die Anerkennung bleibt auf der Strecke

Es gibt sie wohl, die Momente, in denen manche Person in einer Beziehung merkt, dass sich ihr Stellenwert für das Gegenüber nicht zum Guten verändert hat. Zu Beginn einer Beziehung fühlt sich die Liebe unseres Lieblingsmenschen grenzen- und bedingungslos an. Jede Begegnung ist voll mit aufregenden Gefühlen, zarten Worten, liebevollen Blicken. 

Doch "die Tendenz ist, dass man den:die Andere:n mit der Zeit als selbstverständlich wahrnimmt", erklärt Bernstein. Wo es früher ehrliche Komplimente für bspw. die Erledigung nervtötender Haushaltsaufgaben gab, gibt es später nur noch ein zur Kenntnis nehmendes Nicken – falls überhaupt das. Dankbarkeit und Anerkennung für die eigene Person, die eigenen Taten und Worte, würden bei einer Beziehung im "Autopiloten", wie es der Psychologe beschreibt, hinter den stressigen Alltag zurücktreten.

2. Toxische Verhaltens- und Denkweisen schleichen sich ein

In einer unglücklichen Beziehung schleichen sich schnell toxische Denkweisen ein
In einer unglücklichen Beziehung schleichen sich schnell toxische Denkweisen ein.
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Es ist nicht immer angenehm, dass der:die Partner:in deine (vermeintlichen) Schwächen, Ängste und innerliche Unsicherheiten so gut kennt. Denn "verständlicherweise fühlt es sich dadurch besonders unangenehm an, wenn die andere Person dich ablehnt, verurteilt oder kritisiert", so Bernstein. Um diese Verletzlichkeit zu kompensieren, so der Psychologe, würden die Menschen, die von ihren Liebsten kritisiert werden, dazu tendieren, toxische Denkweisen zu entwickeln. In seinem Buch "Why Can't You Read My Mind?" (zu Deutsch: "Warum kannst du meine Gedanken nicht lesen?") bietet Bernstein drei Beispiele solcher toxischen Denkweisen:

  1. Die Alles-Oder-Nichts-Falle: Man neigt dazu zu denken, der:die Partner:in würde etwas entweder immer falsch machen – oder nie das richtige. Beispielsweise kann damit gemeint sein, dass der:die Partner:in stets egoistisch und rücksichtslos handeln würde – unabhängig davon, wie realistisch das wäre oder ob es faktisch überhaupt der Fall ist.
  2. Katastrophen-Szenarien: Die negativen Auswirkungen des Verhaltens der anderen Person werden übersteigert auf das eigene Wohl zurückgeschlossen. Das wäre der Fall, wenn der:die Partner:in eher freizügig mit Geld umgeht und die andere Person sich deswegen stets darüber sorgt, dass beide durch dieses Verhalten verarmen werden.
  3. Die "Du solltest aber"-Bombe: Die Person geht davon aus, dass der:die Partnerin ein oder mehrere Bedürfnisse befriedigt – einfach, weil der:die Partnern wissen sollte, was diese Bedürfnisse sind. Diese Denkweise führt sicherlich in einigen Beziehungen oftmals zu Streit: Die Erwartung, dass der:die Andere in den eigenen Kopf blicken kann und dadurch weiß, dass ein: "Mir geht es gut." eigentlich das absolute Gegenteil meint.

3. Gegensätze ziehen sich nur bedingt an

So stark die Begeisterung zu Beginn einer Beziehung sein mag – schließlich pumpt durch unseren Körper Oxytocin (auch bekannt als das "Liebeshormon") und wir lernen einen augenscheinlich interessanten und auf uns attraktiv wirkenden Menschen kennen – so schnell kann diese Begeisterung auch verfliegen. Vor allem dann, wenn sich mit der Zeit der Beziehung herausstellt, dass die Gemeinsamkeiten über eine etwaige körperliche Anziehung hinaus kaum vorhanden sind. 

Der eigene Lebensstil, die Prioritäten im Leben, die politische Einstellung – all das sind Dinge, die sich in den Vordergrund drängen, wenn die anfängliche Begeisterung (auch bekannt als die Phase der rosaroten Brille) abebbt. Und beide müssen sich dann fragen, wie realistisch – und glücklich – eine gemeinsame Zukunft am Ende für sie ist.

Tipps, wie du das Entlieben vermeiden kannst

Wie bereits erwähnt, ist das Entlieben nicht die natürliche Entwicklung einer Beziehung. Doch eine glückliche Paarbeziehung ist kein Selbstläufer und auch, wenn man etwaige Zeichen erkennen mag, weiß man vielleicht nicht immer, wie man die eigene Beziehung wieder in eine gesunde Richtung lenkt. Auch hierfür hat Bernstein einige Tipps parat.

1. Achtet auf gemeinsame, schöne Zeit

Es ist nie zu spät, gemeinsam Spaß zu haben
Es ist nie zu spät, gemeinsam Spaß zu haben
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Natürlich ist es schwer, sich nicht vom spröden Alltag einnehmen zu lassen, aber solltest du erste Anzeichen wahrnehmen, dass dein:e Partner:in dich für selbstverständlich wahrnimmt (oder du selbst merkst, dass du dein Gegenüber so wahrnimmst), hilft es, gemeinsam aus dem einnehmenden Alltag auszubrechen. Das kann zum Beispiel gelingen, indem ihr euch gezielt für Dates verabredet – die gerne auch einmal außerhalb der eigenen vier Wände stattfinden können. 

Hilfreich ist es auch, sich der vermeintlichen "Selbstverständlichkeiten", die Partner:innen für uns tun (und andersherum) bewusst zu sein und sie mit Wertschätzung zu behandeln. "Ich bin dir wirklich dankbar dafür, dass du …", kann eine Menge bedeuten.

2. Der:die Partner:in hat gute sowie nicht so gute Seiten

Niemand ist perfekt. Wir selbst genauso wenig wie unsere Partner:innen. Sich nur auf die vermeintlich negativen Aspekte zu konzentrieren, sorgt nur dafür, dass sich unser Bild verzerrt und wir zu (teils unfairen) Urteilen neigen. 

Selten wollen uns unsere Partner:innen mit Verhaltensweisen und Aussagen, die uns nerven/verletzen wirklich etwas Böses. Vielmehr gilt es, dass wir sie als Person sehen, die einen schlechten Tag haben kann, die wütend oder verletzt sein kann und die – sicherlich auch mal – Mist baut. Je realistischer (und ganzheitlicher) unser Bild des:der Anderen ist, desto leichter fällt es uns auch, in konstruktive Gespräche zu gehen und Situationen oder Aussagen, die uns missfallen, anzusprechen und gemeinsam zu lösen.

3. Gemeinsamkeiten schaffen

Es mag sein, dass sich nach der ersten Hochphase herausstellt, dass der:die Partner:in teils ganz andere Sichtweisen auf die Dinge hat und einen gänzlich anderen Lebensstil pflegt, als man selbst. Das kann, muss aber nicht das Ende der Beziehung bedeuten. Zunächst kann man versuchen, Kompromisse zu finden. Deinem:deiner Partner:in mag danach sein, sich körperlich zu betätigen – deins ist das allerdings überhaupt nicht. Wie wäre es stattdessen mit einem Spaziergang? 

Und wenn sich herausstellt, dass dein:e Partner:in und du kaum gemeinsame Interessen haben, dann kann man auch ganz pragmatisch damit umgehen und neue schaffen! Sucht euch ein gemeinsames neues Hobby, vielleicht entdeckt ihr ja etwas, von dem ihr beide vorher nicht dachtet, dass ihr es genießen würdet. Wichtig ist, gemeinsame Erfahrungen und Erinnerungen miteinander aufzubauen – und dazu gehört nicht selten auch, offen für neue Dinge zu sein und sie auszuprobieren.

Verwendete Quelle: psychologytoday.com

csc Brigitte

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