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Oskar Holzberg So kommt die Liebe auf uns zu

Oskar Holzberg: Wie man Liebe findet
© zorandim75 / Adobe Stock
In der Kolumne unseres Paartherapeuten Oskar Holzberg dreht sich alles um typische Liebesweisheiten und ihren Wahrheitsgehalt, er seziert Sprichwörter, Songtexte und berühmte Zitate. Diesmal: "Wenn man die Liebe sucht, dann findet sie einen" - Charles Simmons, US-amerikanischer Schriftsteller.

Eines meiner Lieblingszitate. Einfach wahr.

Wir sehnen uns nach Liebe. Dem Wunder der menschlichen Verbindung. Aber wie lautete schon die nicht sonderlich originelle Erkenntnis der Beatles: "Can’t buy me love!" Kaufen, das ist unser gewohnter Umgang mit Wünschen und Sehnsüchten. Wir googeln, wir bestellen, wir bezahlen. Onlinepartner-Supermärkte wie Tinder oder Parship kommen dem Liebes-Shopping schon recht nahe. Doch wie wunderbar wir uns auch präsentieren, wie viele Matching-Points wir auch haben – ob uns die Liebe findet, haben wir nicht in der Hand.

Distanz zur Liebe führt sie nicht zu uns

Andererseits wird uns die Liebe nie finden, wenn wir uns gar nicht erst auf eine Dating-Plattform begeben, wenn wir nicht ausgehen, nicht auf Partys flirten oder uns in der Kantine neben den neuen attraktiven Kollegen setzen. Die Liebe findet uns auch nicht, wenn wir unsere Suche innerlich eingestellt haben. Wenn wir resigniert sind. Wenn wir uns für unattraktiv halten und fürchten, abgelehnt zu werden. Wenn wir vermeiden wollen, uns unglücklich zu verlieben, weil wir Angst vor Bindung haben. Unsere Ängste führen zu unbewussten Strategien, die verhindern, dass uns die Liebe findet.

Michaela reagiert nur auf Männer, die in der Brad-Pitt-Liga spielen – die aber reagieren nicht auf sie. Wenn Karin über ihre One-Night-Stands spricht, dann scheitert die Liebe an ausgeleierten Boxershorts und labbrigem Filterkaffee am nächsten Morgen. Und wenn jemand mit Petra flirtet, fühlt sie sich nicht gemeint oder sie bekommt es gar nicht erst mit.

Doch selbst wenn die Liebe uns gefunden hat: Unsere Suche geht weiter. Denn der Alltag versteckt die Liebe immer wieder, hinter Stress und Missverständnissen. Wir fühlen uns abgelehnt, nicht beachtet, nicht wertgeschätzt, nicht geliebt. Und dann müssen wir uns wieder auf die Suche machen.

Liebe zuzulassen funktioniert nicht ohne sich verletzlich zu machen

Was steht unserer Liebe im Weg? Worüber kommen wir nicht hinweg? Was enttäuscht uns? Was schmerzt immer noch? Weshalb fehlt uns Vertrauen? Damit die Liebe uns jetzt finden kann, müssen wir diesen Fragen nachgehen. Wir dürfen uns nicht verstecken und müssen das ewige Risiko eingehen, unsere Gefühle und Gedanken zu teilen und damit verletzlich voreinander zu sein.

Wir pflegen, trainieren und ernähren uns gut. Aber wir bestimmen letztlich nicht, ob wir gesund bleiben. Und so können wir auch die Liebe nicht einfach herstellen. Aber wir können achtsam miteinander sein, wohlwollend, fürsorglich und vor allem aufrichtig. Unser Suchen ist ein Versuchen, den Menschen an unserer Seite wieder zu erreichen. Und der Weg dorthin ist, ihm zuzuhören, die Welt mit seinen Augen zu sehen und uns davon berühren zu lassen. Wir lernen zuzuhören und verständnisvoll zu sein. Wir gehen auf die Bedürfnisse des anderen ein. Wir suchen in Beziehungsratgebern und auf der Couch der Paartherapeutin nach unserer Liebe, aber ob sie uns findet, bleibt ungewiss.

Wir können gemeinsam ganz bewusst daran "arbeiten", damit unsere Liebe erhalten bleibt. Aber letztlich bleiben wir ihr ausgeliefert. Auf diese doppelte Natur unseres Daseins macht uns Charles Simmons aufmerksam. Wir können die Liebe nicht finden, weil es keinen Ort gibt, an dem sie verborgen ist. Sie findet uns, weil sich zwei treffen, die nach ihr suchen. Und wir müssen daran glauben, dass sie auch nach uns sucht.

Neu in den Partner verlieben: Oskar Holzberg
Oskar Holzberg, 67, berät seit über 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und ist seit über 30 Jahren verheiratet. Sein aktuelles Buch heißt "Neue Schlüsselsätze der Liebe" (240 S., 11 Euro, DuMont).
© Ilona Habben
Brigitte

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