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Neuer Partner: So verändert die Liebe unser Leben

Neuer Partner: So verändert die Liebe unser Leben
© LilacHome / Shutterstock
Liebe ist
die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle.

Ist eine neue Liebe wirklich ein neues Leben? Na klar! Aber vergessen wir nicht, wie der Text dann weitergeht, den Jürgen Marcus einst trällerte: nananananana! Jetzt mal ausführlich: Alle Farben leuchten. Die Blumen duften intensiver. Der Gedanke, dass sich das Leben leer und sinnlos anfühlen könnte, ist weiter weg als der Mond, der übrigens gerade besonders weise und sehnsuchtsvoll vom Himmel lächelt. Kurzum: Wir sind verliebt. Jemand Bezauberndes hat unser Leben betreten und die Welt gleich mit verzaubert. Ein Mensch, eben noch einer von vielen, ist bedeutend geworden. Und unser Organismus feiert, er gibt eine Runde seines allerfeinsten Hormon-Cocktails aus. Wir sind auf Droge. Und der Grund, uns auf diesen unwiderstehlichen Trip zu schicken: Wir sind dabei, eine Bindung einzugehen. Weil wir soziale Wesen sind, ist Bindung unser wichtigstes psychisches Bedürfnis. Ohne Bindung überleben wir schon die ersten Stunden unseres Lebens nicht. Allein in der Wildnis hätten wir Menschen die letzten Jahrtausende nicht überlebt.

Auch eine neue Liebe hat irgendwann mit den alltäglichen Problemen zu kämpfen

In unserer heutigen Zivilisation kommen dagegen auch bindungslose Großstadt-Eremiten irgendwie zurecht. Aber gute, sichere Beziehungen bleiben unser Königsweg zu einem erfüllten Leben. Abermillionen Songs feiern das neuronale Feuerwerk, mit dem eine Liebesbeziehung beginnt - und zelebrieren den Blues, mit dem sie endet. "If you leave me now, you take away the biggest part of me ..." Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben. Der Paartherapeut Jürg Willi hat einst festgestellt, dass nichts unser Leben so positiv beeinflusst wie eine befriedigende Liebesbeziehung - umgekehrt allerdings auch nichts so negativ wie eine unbefriedigende. In Summe bedeutet dies, dass unser emotionales Leben mehr als alles andere von unseren Liebesbeziehungen bestimmt wird. Auch wenn nach der rosaroten Verliebtheit das "Nananananana" der festen Alltagspartnerschaft beginnt und wir um Macht, Nähe, Verständnis und Autonomie ringen. Dabei droht, dass wir unsere erlernten Verhaltens- und Gefühlsmuster wiederholen und möglicherweise wieder an den gleichen Konflikten wie schon zuvor scheitern. Und die Chance einer neuen Liebe ist vertan.

Es gibt kein "Ich" ohne "Du" - jede Liebe bedeutet ein anderes Leben

Dass jede Liebe ein anderes Leben
ist, bestätigt auch die Wissenschaft.
Die Vorstellung eines autonomen, unabhängigen Individuums ist eine Illusion, das Motto "Liebe dich selbst, dann sind die anderen nicht so wichtig" sinnlos. Bis tief in biologische Mechanismen hinein wächst unsere Erkenntnis, dass wir niemals getrennt von unserer Umwelt existieren. Unsere Umwelt bestimmt,welche unserer Gene wie "angeknipst" werden. Unsere Gehirne gehen mit anderen Gehirnen in Resonanz. Und schon die Anwesenheit eines geliebten Menschen verändert die Reaktionen unseres Organismus. Wir sind nun mal keine unabhängige Einheit, sondern ein Bündel von unendlich vielen gegenseitigen Abhängigkeiten. Die meisten erleben wir nicht bewusst. Aber in unseren Liebesbeziehungen erleben wir den Zauber und den Schrecken, den Begegnung und Verbindung in uns auslösen. Jede Liebe ist ein anderes Leben. Weil wir nie ein Ich waren, dass ohne Du existiert hat.

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