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Psychologie Kann die "First Sunday Rule" Freundschaften retten?

Psychologie: Kann die "First Sunday Rule" Freundschaften retten?
© Brett Edwards / Adobe Stock
Keine Zeit für ein Treffen mit der besten Freundin? Wie die "First Sunday Rule" uns dabei helfen kann, auch im vollsten Terminkalender Platz für Freundschaften zu machen.

Als Kind war es so leicht: Wir haben mit unseren Freund:innen den Schultag, alle Unterrichtsstunden und Pausen, zusammen verbracht – und dann direkt nach dem Mittagessen wieder bei ihnen geklingelt, um nachmittags gemeinsam zu spielen. 20 bis 30 Jahre später sehen Freundschaften meistens etwas anders aus: Wir versuchen, oft erfolglos, im prall gefüllten Alltag zwischen Job, Care-Arbeit und Beziehung einen Abend zu finden, an dem wir mit unserer Freundin essen gehen können.

Die Sorglosigkeit der Kindertage ohne jegliche Verantwortung ist als Erwachsene leider meist vorbei. Vor allem dann, wenn wir Vollzeit arbeiten und uns zusätzlich vielleicht um eine Partnerschaft, um Kinder und/oder um andere Familienmitglieder kümmern müssen. Was dann – neben Zeit für uns selbst – häufig auf der Strecke bleibt, sind unsere Freundschaften. 

Wir brauchen unsere Freundschaften

So gerne wir unsere Freund:innen haben, auf der Prio-Liste rutschen sie leider schnell nach unten. Das ist ganz natürlich, im Leben der meisten Menschen gibt es Phasen, in denen sie weniger Kraft und Raum für ihre Freund:innen haben. Vielleicht wenn sie Eltern geworden sind, einen neuen, fordernden Job angefangen haben oder eine kranke Person pflegen müssen. Gute Freundschaften halten das aus. Aber auf Dauer müssen wir ein Mindestmaß an Zeit und Energie in unsere Freundschaften investieren, wenn wir sie behalten wollen.

Und das sollten wir, denn als soziale Wesen brauchen wir diese Zeit mit Menschen, die uns guttun. Das können natürlich auch Familienmitglieder sein, aber Freund:innen bieten uns meistens einen besonderen Safe Space, in dem wir aus unserem Alltag ausbrechen und ganz ungefiltert sagen können, was uns durch den Kopf geht. Es gibt verschiedene Studien, die zeigen, dass Freund:innen uns gesünder und glücklicher machen.

Aber wie können wir es schaffen, in unserem übervollen Terminkalender (und oft noch vollerem Kopf) Raum für Zeit mit Freund:innen zu schaffen? Die Journalistin Alexia Dellner hat darauf eine Antwort gefunden, die sie auf dem Portal "PureWow" teilt: die "First Sunday Rule".

Die "First Sunday Rule": Ein festes Zeitfenster zum Socialisen

Diese Regel besagt, dass Dellner sich an jedem ersten Sonntag im Monat ein festes Zeitfenster für ihre Freund:innen blockt. "Das können nur zehn Minuten sein, wenn meine Kinder wie von Zauberhand zur gleichen Zeit schlafen, oder sogar eine Stunde, um mit einem Freund oder einer Freundin zu sprechen, von dem oder der ich lange nichts gehört habe", erklärt Alexia Dellner. Sie ruft die Person dann an oder schreibt ihr. Manchmal ergeben sich daraus spontane Gespräche, manchmal dauert es eine Weile, bis sie von ihrem Gegenüber eine Antwort bekommt. Aber in jedem Fall lässt sie diese Freundin oder diesen Freund wissen: Ich denke an dich.

Auch wenn es sich im ersten Moment wie ein zusätzlicher Stressfaktor anhört: Diesen Timeslot für Freund:innen fix zu blocken, kann uns dabei helfen, das zur Routine zu machen. Wenn wir uns etwas zur Gewohnheit gemacht haben, ist es tatsächlich viel weniger stressig, als uns immer wieder aufs Neue dazu motivieren zu müssen.

Wann könnte deine feste Zeit für Freund:innen sein?

Und die "First Sunday Rule" lässt sich natürlich anpassen und individualisieren: Für manche Menschen mag ein anderer Zeitpunkt besser funktionieren, Dienstagabend oder die Mittagspause am Freitag. Oder eine festgesetzte längere oder kürzere Zeitspanne, beispielsweise jedes Mal genau eine Stunde – oder ein halber Tag. Und wenn es die eigene Energie und der Terminplan zulassen, ist es vielleicht sogar nicht nur ein Gespräch via Telefon oder Chat, sondern ein Treffen mit Freund:innen, das immer in diesem Rahmen stattfindet.

Der Grundgedanke bleibt derselbe: Wir müssen uns bewusst Zeit für die Menschen nehmen, die uns wichtig sind. Ansonsten gehen sie zwischen Alltagsstress und Care-Arbeit verloren. Und das wäre nicht nur schade – es würde uns auch nicht guttun, unsere Freundschaften auf Dauer zu vernachlässigen.

Verwendete Quellen: purewow.com, apa.org

mbl Brigitte

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