Anzeige

Liebeskummer: Die erste Praxis gegen Herzschmerz

Die erste Liebeskummerpraxis hat vor einem halben Jahr Sylvia Fauck, 51, aufgemacht. Welche Menschen mit Liebeskummer zu ihr kommen, und was sie bei ihr suchen, hat Brigitte.de bei einem Besuch erkundet.

Weiße Auslegeware leuchtet im Licht, das durch die Ritzen der Jalousien quillt. Ein Sessel, tiefrot und bequem, strahlt dem Besucher entgegen. An der Wand hängen gerahmte Bilder, die Motive: Herzen, was sonst? Auf dem Tisch steht eine Schale mit Bonbons. Süßes gegen den Schmerz.

image

Sogar die Seife auf der Toilette hat Sylvia Fauck mit Bedacht ausgewählt: Sie ist rosa, mit kleinen roten Herzen darin. Die Penthouse-Wohnung im feinen Hamburger Stadtteil Eppendorf, in der die Liebeskummer-Expertin ihre Besucher empfängt, ist ein heller, freundlicher, mit Liebe gestalteter Ort. Der Besucher kommt allerdings weniger wegen des Ambientes, sondern weil er möchte, dass die Beraterin ihm dabei hilft, sein gebrochenes Herz zu kitten. Damit es wieder so prall, rot und intakt ist, wie die Herzen hinter den Glasrahmen. Und in der Seife.

Wer Liebeskummer hat, erklärt Sylvia Fauck, der fühlt sich, als habe sich der Erdboden aufgetan. Das gilt besonders, wenn der andere die Partnerschaft plötzlich beendet. Wenn es scheinbar keinen Grund gab für eine Trennung. Wenn man keine Erklärung dafür findet: "Das reißt einem förmlich den Teppich unter den Füßen weg. Man hat keinen richtigen Abschluss, nichts, was man greifen kann", sagt Sylvia Fauck, und: "Wer meine Hilfe sucht, fühlt sich belogen, betrogen, hintergangen." Einer ihrer Klienten hat so ein Ende mit einer fristlosen Kündigung verglichen. Ein guter Vergleich, findet Silvia Fauck.

Die 51-Jährige ist staatlich geprüfte Psychologische Beraterin, ihre Diplomarbeit schrieb sie zum Thema "Familienarbeit". Seit November 2004 berät sie ihre Klienten in Sachen Herzschmerz. Vorher hat Silvia Fauck als Coach gearbeitet, aber bald festgestellt, dass ihre Klienten vor allem eines brauchen: Zuspruch in Liebesdingen. Sie beschloss, sich zu spezialisieren, und betreut mittlerweile eine große Zahl an Liebeskummer-Klienten - auch per Hotline. Eine Stunde Beratung bei Sylvia Fauck kostet 80 Euro. Für anderthalb Stunden werden 120 Euro fällig, von Männern und Frauen in Führungspositionen verlangt sie sogar 150 Euro. Da eine oder zwei Stunden Beratung nicht ausreichen, um ein gebrochenes Herz zu kurieren, kommen hier ganz hübsche Summen zusammen - die allerdings von keiner Krankenkasse übernommen werden.

Männer: Beziehungs-Hopper und Gefühlsunterdrücker

Für ihre Lizenz zum Herzen heilen, sagt Sylvia Fauck über sich selbst, seien Ausbildung und Bücherwissen zwar wichtig, entscheidend sei aber die eigene Erfahrung: Grundlos verlassen zu werden, von einem Menschen, mit dem man sich vollkommen glücklich wähnte, dieses Gefühl kennt die Hamburgerin aus eigener Erfahrung. Vor viereinhalb Jahren beendete ihr damaliger Lebensgefährte die Beziehung - per Fax, und völlig unerwartet. Eine persönliche Katastrophe, unter der Silvia Fauck noch heute leidet. Im Job als professionelle "Freundin auf Zeit", wie sie sich nennt, aber helfen die eigenen Erlebnisse. Wenn Fauck ihren Klienten von ihrer abrupt und schmerzhaft beendeten Liebesbeziehung berichtet, fassen die Vertrauen, denn dann wissen sie: "Die kann wirklich verstehen, wie das ist", erzählt sie.

Den wichtigsten Schritt im Kampf gegen Liebeskummer haben Faucks Klienten damit schon geschafft. Denn wer den Schmerz nicht zulässt, der leidet unter Umständen jahrelang. Wer nicht trauert und einfach zum Tagesgeschäft übergeht, sich mit Arbeit und Sport betäubt, den holt der Liebeskummer irgendwann wieder ein. "Deshalb kippen viele Männer mit Mitte 50 um", glaubt die Beraterin. Die meisten ihrer Klienten sind Männer, etwa 70 Prozent. Sie sind zwischen 35 und 65 Jahren alt, "alle intelligent und beruflich erfolgreich", wie Sylvia Fauck versichert. Aber nicht in der Lage, ihre Gefühle zu bewältigen.

Männer, so Faucks Erfahrung, neigen eher zum Beziehungs-Hopping. Sie verlassen eine Frau erst dann, wenn sie etwas Neues in der Hinterhand haben. Bei Sylvia Fauck bleiben sie meist nur für wenige Sitzungen - bis das "Herzbrennen" weg ist. Dann begeben sie sich erneut auf die Pirsch. Typisch für Männer, die verlassen wurden: Viele hätten das Gefühl, das sei ganz unerwartet geschehen. "Auch wenn ihre Frauen ihnen schon seit Jahren sagen, dass es nicht mehr geht - Männer hören einfach nicht hin. Sie sind oft nicht in der Lage, private Probleme zu diskutieren", beschreibt die Liebeskummer-Expertin das Problem. Schlechter Sex ist in den seltensten Fällen der Grund für eine Trennung. Trotzdem vermuten Männer als erstes, der Neue sei wohl besser im Bett. "Von Männern höre ich das oft, eine Frau hat diese Bedenken noch nie geäußert in meinen Therapiesitzungen. Männer definieren sich eben viel stärker über Sexualität", sagt Fauck dazu.

In drei Schritten zu einer besseren Liebesfähigkeit

Sylvia Fauck hat ein Drei-Schritt-Programm zum Herzen-Heilen entwickelt. Das funktioniert allerdings nicht in schweren Fällen. Menschen, die nicht mehr schlafen können, überweist sie deshalb. Mit den leichteren Fällen arbeitet sie. Am Anfang steht die Trauerarbeit, also die ganz individuelle Aufarbeitung der Beziehung und ihres Endes. "Man ist nur kaputt und am Heulen. Vor allem die Frauen suchen die Schuld bei sich: Was habe ich nur falsch gemacht? Warum musste es so weit kommen?" Diese Fragen bearbeitet Fauck mit ihren Klienten, fängt sie bei der Trauer auf, bietet ein "wertfreies Urteil", wie sie es nennt, das sie zurück ins Leben führen soll.

Anschließend versucht Sylvia Fauck, das Selbstbewusstsein ihrer Klienten wieder aufzubauen. "Am wichtigsten ist es, dass sie erkennen: Ich war nicht schuld!", erklärt Silvia Fauck. Die Verlassene lernt im Gespräch mit ihr zum Beispiel, dass der Ex-Partner nach der ersten Verliebtheit die Flucht ergriff, weil er sich nicht fest binden wollte - und deswegen kein Grund besteht, sich minderwertig zu fühlen. Dann kommt der schwierigste und zugleich wichtigste Teil. Die Zurückgebliebenen müssen lernen, sich selbst und anderen wieder zu vertrauen. "Wer bei mir sitzt, sagt meist: 'Ich will mich nie wieder verlieben!'", beschreibt Silvia Fauck das Problem. Sie bringt ihren Klienten bei, eigene Stärken (wieder-) zu entdecken. "Vor allem Frauen lernen, mehr bei sich zu bleiben und sich nicht kopflos in die nächste Beziehung zu stürzen." Im Idealfall sind sie nach den Gesprächen mit Sylvia Fauck nicht nur bereit für eine neue Liebe - sie haben auch gelernt, besser mit einer neuen Beziehung klarzukommen.

Das schaffen Frauen eher als Männer, wie Silvia Fauck immer wieder beobachtet. Sie suchen nicht nur Hilfe, wenn eine Beziehung schon vorbei ist. Sie kommen auch in die Liebeskummer-Praxis, wenn sie in ihrer Partnerschaft unglücklich sind. Ihr Ziel: Etwas dazulernen, um in der nächsten Beziehung alte Muster nicht zu wiederholen. So wie eine Mittdreißigerin, die zu Silvia Fauck kam, weil sie sich einsam fühlte und aufgefressen von ihrem Job: "Die ist mittlerweile glücklich verheiratet", freut sich die Herzschmerz-Expertin.

Hotline und Linktipps

  • Silvia Faucks Liebeskummer-Beratung ist unter der Hotline 0900 - 5102374 (1,89 Euro pro Minute aus dem Telekom-Festnetz) zu erreichen.
  • Hier geht es zur Homepage der Liebeskummer-Praxis.
  • Tauschen Sie sich in unserer Community aus: Hier geht's zum Forum "Trennung und Scheidung"
Wiebke Peters

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel