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Liebe und Sucht: Suchtkranker Partner

Liebe und Sucht: Suchtkranker Partner
© neelz/photocase.com
Was Sie für einen suchtkranken Partner tun sollten, und wie Sie sich selbst damit stärken können.

Hier lesen Sie, was Sie konkret tun können, wenn Ihr Partner drogensüchtig ist. Die Tipps stammen von BRIGITTE-Psychologe Oskar Holzberg.

Hören Sie auf zu helfen

Lassen Sie ihn ins offene Messer rennen

Er kommt völlig betrunken nicht aus dem Bett? Sie schützen beim Chef keine Erkältung vor. Er liegt fantasierend im Badezimmer? Sie reden ihn bei den Freunden nicht mit dem unangekündigten Besuch der Schwiegermutter heraus. Und stottern Sie nichts von Medikamenten und Nebenwirkungen, wenn er sich lallend auf dem Partybuffet abstützt. Sucht schafft Probleme. Und die soll der Suchtkranke auch zu spüren bekommen. Sie helfen ihm nicht damit, wenn Sie die Konsequenzen seiner Sucht decken.

Kontrollieren Sie ihn nicht

Zählen Sie keine Flaschen, schließen Sie keine Medikamente weg. Ein Suchtkranker kommt immer an seine Mittel. Jeder Versuch, die Kontrolle für den anderen zu übernehmen, laugt Sie aus – und gibt ihm die Möglichkeit, seine Verantwortung auf Sie abzuwälzen.

Streiten Sie sich

Lassen Sie sich nichts versprechen, hoffen Sie nicht im Stillen, sondern konfrontieren Sie ihn deutlich mit den Problemen, die Sie mit seinem Verhalten haben. Aber nur, wenn er nüchtern ist.

Ziehen Sie sich zurück, wenn er drauf ist

Feiern Sie nicht mit. Ist er berauscht, gehen Sie raus und machen die Tür hinter sich zu. Mit dem zugedröhnten Mann wollen Sie nichts zu tun haben. Entziehen Sie ihm Ihren Trost, wenn er mit Drogendepressionen angekrochen kommt.

Bringen Sie ihn zum Zweifeln

Sagen Sie nicht: Jetzt will ich erst mal sehen, ob er das auch durchhält. Oder: Das muss er mir erst mal beweisen. Unterstützen Sie vorbehaltlos jede Bewegung, die in die richtige Richtung geht: Selbstkritik, innere Auseinandersetzung, Zweifel, Suche nach Hilfe und Therapie.

Brechen Sie das Schweigen

Sprechen Sie mit Freunden, Familie und Arbeitskollegen über seine Sucht. Mitwisser zu haben, entlastet und befreit. Versuchen Sie in Gesprächen mit vertrauten Menschen herauszufinden: Was kann ich aushalten? Was bin ich bereit, noch mitzutragen? Die Grenzen des Erträglichen lassen sich nicht mit dem Partner abstecken. Er wird nur seine Sucht verteidigen.

Drohen Sie mit Konsequenzen

Sie haben einiges in die Waagschale zu werfen. Ihre Bereitschaft zuzuhören, mit ihm in einem Bett zu schlafen, für ihn einzukaufen, für ihn Geld zu verdienen - das alles können Sie ihm entziehen. Er ist jeden Abend blau? Trennen Sie die Schlafzimmer. Stellen Sie alle Flaschen, die herumliegen, zu ihm ins Zimmer. Halten Sie einen gepackten Koffer bereit. Aber drohen Sie nie mit etwas, was Sie nicht realisieren werden.

Leben Sie Ihr Leben - ohne ihn

Verabreden Sie sich, gehen Sie aus. Machen Sie, was Ihnen gut tut - ohne ihn dabei einzuplanen.

Lassen Sie sich helfen

Wichtigste Anlaufstelle ist die regionale Suchtberatung. Dort finden Sie konkrete Hilfsangebote für Ihren Partner und für sich selbst: individuelle Beratung, die nächstgelegene Selbsthilfegruppe und psychotherapeutische Unterstützung.

Eine Liste der Suchtberatungsstellen in Deutschland gibt es auf den Internetseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.bzga.de („Service“ anklicken, dann weiter auf „Beratungsstellen“). Oder telefonisch: 02 21/89 20 31, Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

Fachkräfte beraten Betroffene unter der Sucht- und Drogen-Hotline 018 05/31 30 31 (12 Ct./Min.)

Informationen über Abhängigkeit, Suchtstoffe und Hilfsangebote gibt auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Westenwall 4, 59065 Hamm, www.dhs.de, Tel. 023 81/90 15-0

Hilfe für Angehörige von Alkoholkranken bieten die Al-Anon-Familiengruppen, Emilienstr. 4, 45128 Essen, www.al-anon.de (für Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe auf „Gruppen“ klicken) oder Tel. 02 01/77 30 07. Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 15 Uhr

Ausstiegs- und Check-yourself-Programme gibt es beispielsweise auf folgenden Internetseiten: www.drogen-und-du.de und www.drugcom.de

Foto: photocase.de BRIGITTE Heft 08/07

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