Weil Zeitstress einer der größten Liebeskiller für eine Beziehung ist - auch wenn sich die tödliche Wirkung eher schleichend offenbart. In einer Umfrage der GfK Marktforschung gab rund ein Viertel der Befragten, die schon einmal ernsthaft eine Trennung von ihrem aktuellen Lebenspartner erwogen hatten, "zu wenig Zeit füreinander" als Grund dafür an. 42 Prozent nannten "häufigen Streit" als potenziellen Trennungsgrund. Beides hängt zusammen: Wer wenig Zeit füreinander hat, streitet mehr.
Leider ist es nicht so, dass wir die kostbare Zeit zu zweit dann auch dafür nutzen, es uns miteinander gut gehen zu lassen. Wenn es nie die Gelegenheit gibt, Probleme zu besprechen oder Missverständnisse zu klären, dann muss man die wenige Zeit, die man miteinander hat, ständig nutzen, um aktuelle Brandherde zu löschen. Also: Öfter mal ins Gespräch kommen, dann staut sich auch kein Ärger an, der später in einem Monsterkrach eskaliert.
Nein, natürlich nicht. Aber wenigstens ein Mal am Tag eine echte Verbindung zueinander herstellen. Das kann ein Gespräch sein, das kann aber auch eine Fußmassage auf der Couch sein oder morgens ein nicht nur flüchtig hingehauchter Abschiedskuss. "Selbst wenn Sie jede Nacht miteinander schlafen würden, könnte eine unerwartete liebevolle Umarmung in der Küche Ihnen viel mehr das Gefühl echter Verbundenheit geben. Und solch einen Moment brauchen Sie täglich", rät die Paartherapeutin Mira Kirshenbaum. Müsste man täglich eine bestimmte medizinische Prozedur durchführen, zum Beispiel Insulin spritzen, würde man das ja auch tun. Warum also nicht ein Mal am Tag eine echte Verbindung zum Partner herstellen? "Für die Gesundheit Ihrer Beziehung ist das mindestens genauso wichtig", erklärt die Paartherapeutin.
Lässt sich aber wissenschaftlich beweisen. Denn Liebe und Partnerschaft haben auch viel mit biochemischen Prozessen zu tun. Beim Sex und besonders beim Orgasmus schütten wir das Bindungshormon Oxytocin aus, das eine Partnerschaft festigt und dafür sorgt, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen. Aber auch wenn wir uns im Alltag flüchtig anfassen, uns umarmen oder küssen, schütten wir Oxytocin aus. Deswegen kann man sich auch im Alltag gar nicht oft genug liebevoll berühren.
Der simpelste Weg wäre: Duscht mal wieder gemeinsam! Das spart nicht nur Wasser und Zeit, ihr habt so auch noch einmal echte zehn intime Minuten miteinander, in denen ihr euch körperlich nah seid. Und gegenseitig Einseifen macht gute Laune für den stressigen Arbeitstag.
Natürlich muss man auch gut für sich selbst sorgen. Nur wer ab und zu ganz allein seine Batterien wieder aufladen kann - beim Sport oder beim Treffen mit der besten Freundin -, hat dem Partner wieder was zu geben. Trotzdem: Nicht die Menge der Zeit, die man miteinander verbringt, ist entscheidend, sondern deren Qualität. Gemeinsames Spülmaschineausräumen ist noch keine Investition in die Partnerschaft.
Ganz egal, Hauptsache, es holt euch aus der Alltagsspirale heraus. Manchmal reicht es schon, zusammen ins Kino zu gehen - dann redet man im Anschluss nämlich über den Film und nicht schon wieder über den Kollegenärger, die Kinder, die dringend nötige Flurrenovierung oder den anstehenden Besuch der Schwiegereltern.
Unbedingt, meint auch der Wissenschaftsjournalist und Buchautor Bas Kast. Er nennt Aufregung im Alltag als eine der wirksamsten Liebesformeln. Denn "Adrenalin bringt die Leidenschaft auf Trab. Nicht nur zu Beginn einer Beziehung, sondern auch in der späteren Partnerschaft." Kast hat wissenschaftliche Experimente gesammelt, die genau das belegen. Bei einem teilten Forscher langjährige Paare in zwei Gruppen. Die eine sollte einmal in der Woche einer Aktivität nachgehen, die die Paare selbst als "aufregend" beschrieben hatten - also bergsteigen, Tanzen gehen, ein Konzert besuchen oder Ski fahren. Die andere Gruppe sollte etwas tun, was lediglich als "angenehm" beschrieben wurde. Also gemeinsam etwas kochen, Freunde besuchen. Nach zehn Wochen wurden beide Gruppen nach ihrem Eheglück befragt, und tatsächlich zeigte sich die erste Gruppe deutlich zufriedener mit ihrer Beziehung, während die Beziehungszufriedenheit bei der zweiten Gruppe gleich geblieben war.
Ja, und das liegt schlicht daran, dass unser Gehirn Angst und Anziehung leicht verwechselt, wie Bas Kast erklärt. Das zeigt das sogenannte Brückenexperiment zweier kanadischer Psychologen aus den 70er-Jahren. In einem Nationalpark ließen sie eine attraktive Frau in der Mitte einer wackeligen Hängebrücke zufällig vorbeikommende Männer ansprechen. Danach wiederholten sie das Experiment auf einer stabilen Holzbrücke. Die Männer von der Hängebrücke zeigten sich in signifikantem Maße interessierter an der Frau als die Männer von der Holzbrücke. "Das Hirn registriert, wie sich der Körper aufregt, und versucht sich einen Reim aus der Erregung zu machen. Es fahndet nach einem Grund. Und findet zwei Möglichkeiten. Die Brücke. Oder die Frau", erklärt Bas Kast. Und da kommt es vor, dass das Gehirn sich eigentlich falsch entscheidet - für die Frau. Diesen Effekt kann man auch in einer langjährigen Beziehung nutzen.
Kommt darauf an, wonach einem der Sinn steht, es muss ja nicht gleich gemeinsames Freeclimbing sein, vielleicht tut es auch eine Paddeltour. Der ehemalige Stuntman Jochen Schweizer hat sich darauf spezialisiert, Menschen zu unvergesslichen Momenten zu verhelfen: "Wir haben auch schon ein romantisches Dinner in einem Heißluftballon mit anschließendem Tandemfallschirmsprung organisiert. Oder ein Paar mit dem Helikopter auf einen Gletscher geflogen, wo ein spektakulär gedeckter Frühstückstisch auf die beiden wartete", erzählt er.
"Man muss es nicht unbedingt krachen lassen, um als Paar etwas Spektakuläres zu erleben. Auch eine gemeinsame Zen-Meditation kann unglaublich berührend und verbindend sein", sagt Jochen Schweizer. Manchmal reicht ja auch schon ein kleiner Kniff, um aus den eingefahrenen Mustern auszubrechen: Statt wie immer zum Lieblingsitaliener zu gehen, kann es ja zur Abwechslung mal das Dunkelrestaurant sein.
Niemand will das Bett noch mit den 356 Facebook-Freunden seines Partners teilen. Trotzdem nehmen 35 Prozent aller Smartphone-Besitzer ihr Gerät mit ins Bett, nutzen es noch vor dem Einschlafen und sogar morgens noch vor dem Aufstehen, wie ein Handyhersteller in einer Nutzerstudie herausfand. In diesem Punkt können wir ausnahmsweise einmal was von der Arbeitswelt lernen: Konzerne wie Volkswagen schalten nach Feierabend ihre Mailserver ab, um dem Burnout ihrer Mitarbeiter durch die ständige Erreichbarkeit vorzubeugen. Warum soll das nicht auch im Familienleben funktionieren? Wenn sich ein Paar auf ein Internetverbot ab 21 Uhr einigt, bleibt immer noch genug Zeit für Facebook und Ebay, ohne dass die Liebe einen Burnout erleidet. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich übrigens vertraglich verpflichtet, seine Frau Priscilla jede Woche auf ein Date auszuführen und mindestens 100 Facebook- und telefonfreie Minuten mit ihr zu verbringen.
Das ist nicht unromantisch, im Gegenteil. Zwei vielbeschäftigte Menschen verpflichten sich, einander regelmäßig uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken. Und wenn sie das schriftlich tun, erhöht das die Chance, dass dieser Termin auch wirklich stattfindet.
Stellen Sie sich Ihr Kind in zehn Jahren vor, wie es zu Ihnen sagt: "Schade, dass das mit dir und Papa nicht hingehauen hat und ihr euch trennen musstet. Aber ich bin total dankbar, dass ihr abends immer zu Hause wart und mit mir 'Uno' gespielt habt!" Und, ist das eine realistische Vorstellung? Nein? Eben!
Das klingt vielleicht nach wenig, ist aber realistisch - gerade für berufstätige Paare mit Kindern. Und bei dem Programm, das wir alle haben, ist vielleicht noch nicht mal das wirklich zu schaffen. "Heute stecken die meisten Paare in einer enormen Dreifachbelastung. Beide wollen Karriere, Kinder und Beziehung gleichermaßen gut stemmen. Das ist eine enorme Herausforderung", sagt Coach und Prozessberaterin Christin Colli. "Bei den Kindern kann man nicht sagen: Och, ich mach jetzt mal Pause! Im Beruf kann man sich auch nicht gut ausklinken, also geht das meistens auf Kosten der Zweierbeziehung.
Warum denn nicht? Wir planen doch auch sonst alles: unsere Karriere, den Alltag, die Kindererziehung, wann wir Freunde treffen, wer was im Haushalt erledigt. Warum sollte sich ausgerechnet die Zeit zu zweit zufällig ergeben? "Es ist eine Illusion, zu glauben, die Zeit füreinander und auch die Zeit für Sex wird schon irgendwo abfallen", sagt Christin Colli. "Wenn wir dem keine Priorität geben, wird es auch nicht passieren."
Tja, wenn Sie frisch verliebt sind, werden Sie das Problem nicht kennen, da ist man ja ohnehin permanent scharf aufeinander. Aber in langjährigen Beziehungen ist zwischen Steuererklärung und Wäsche oft nicht mehr besonders viel Raum für spontane Quickies auf dem Küchentisch. Erotische Spannung fällt dann nicht mehr vom Himmel, man muss sie bewusst herstellen. Wer für Mittwochabend Zeit für Sex einplant, hat den ganzen Mittwoch Zeit, um sich innerlich schon mal in Stimmung zu bringen.
Vielleicht liegt immer noch Ärger in der Luft, oder irgendein Erlebnis des Tages lässt Sie noch nicht los. Dann schaltet der Körper nicht auf Knopfdruck um in seinen "Sexy und leidenschaftlich"-Modus." Gerade Frauen brauchen vor dem Sex eine wirkliche Begegnung", sagt Christin Colli. "Man kann einfach in Ruhe zusammensitzen und sich gegenseitig zuhören. Jeder darf erzählen, was ihn gerade bewegt, und der andere hört einfach nur zu, ohne zu unterbrechen. Der Wunsch, sich auch körperlich miteinander zu verbinden, entsteht nach so einem echten Zwiegespräch deutlich leichter.
Das muss nicht sein. Im Gegenteil: Es kann auch von einer tiefen Verbundenheit zeugen, wenn man einfach gut miteinander schweigen kann. Nur weil man sich pausenlos gegenseitig vollquasselt, heißt das ja noch nicht, dass man sich wirklich etwas erzählt. "Wenn man einander einfach nur in die Augen sieht, zeigt man sich dem anderen auch. Da findet etwas statt, wozu Worte ohnehin zu begrenzt sind, eine echte Herzensverbindung", sagt Coach Christin Colli.
Natürlich kann sich ein Paar auch inmitten einer großen Gruppe miteinander verbunden fühlen. Es gibt diese magischen Momente, in denen sich Paare über eine volle Tanzfläche oder quer durch eine Partygesellschaft ansehen - und all die anderen Menschen um sie herum scheinen für einen kurzen Moment wie ausgeblendet zu sein. Ein "Du und ich, Baby!"- Moment sozusagen, indem man in einem Raum voller Menschen echte Zweisamkeit spürt.
Stimmt, man kann nicht ständig zusammen Achterbahn fahren. Gemeinsames Rumgammeln und Entspannen ist auch wichtig. Und wenn Ihnen das vor "Bauer sucht Frau" gut gelingt - warum denn nicht? Dafür könnten Sie ja die Werbepausen nutzen, um ein nächstes gemeinsames Abenteuer zu planen, und sei es nur der nächste Urlaub - oder um sich einfach mal wieder fest und innig in die Augen zu gucken.