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Die richtigen Signale Du willst ehrliche Antworten? – Stell diese Fragen!

Ein Frau schaut nachdenklich aus dem Fenster
© Paolese / Adobe Stock
Wie wir Fragen stellen, scheint einen Einfluss darauf zu haben, ob die Antwort der Wahrheit entspricht oder nicht. So gelingt es dir, sie richtig zu formulieren.

Warum wir Fragen stellen, liegt auf der Hand: Wir wollen konkrete Informationen von unserem Gegenüber. Vielleicht von dem:der Partner:in, Freund:in oder einem Familienmitglied. So können wir lernen, neues Wissen ergattern und uns unter Umständen sogar verbundener mit der anderen Person fühlen. Doch nicht immer sind die Antworten das, was wir uns erhofft haben. Teilweise können wir das aber beeinflussen – beispielsweise durch Signale, die wir dem:der Gesprächspartner:in geben, oder indem wir uns unseren eigenen Hintergründen für die zu stellende Frage bewusster werden.

Welche Signale können helfen?

Zu wissen, welche Signale deine Frage beinhaltet, ist ein erster Schritt. Beispielsweise kannst du in ihr mitschwingen lassen, dass du bereits ein gewisses Grundwissen hast, aber eben nicht alles zu der Situation weißt. Damit zeigst du deinem Gegenüber, dass du nicht so leicht übers Ohr zu hauen bist. Denn du hast eine Basis, auf der die nächste Aussage aufbaut. Deine Kompetenz wird klar und macht es ihm:ihr schwerer, dir auszuweichen – oder schwammig oder unehrlich zu antworten.

Ein weiterer häufiger Fehler von Menschen ist es, die Frage so zu formulieren, dass du bereits die von dir gewünschte Antwort implizierst. Oft springt die andere Person darauf an (unter anderem aus Sympathie) und antwortet so, wie sie denkt, dass du es dir wünschst. Die Art und Weise (oder die Tiefe) eurer Beziehung spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Je mehr dem:der anderen daran liegt, dir zu gefallen, desto eher wird sie vermutlich auf solche Hinweise anspringen.

Beispiele für häufig falsch gestellte Fragen

  1. Falsch: Wie wütend hat dich das gemacht?
    Richtig: Wie hast du dich gefühlt?

    Bei Frage eins wird direkt ein Gefühl unterstellt. Die antwortende Person wird vermutlich darauf anspringen und über ihre vermeintliche Wut sprechen. Bei Frage zwei muss sie aber erst selbst überlegen, wie es ihr in der Situation ging – und gibt dir eine ehrlichere Antwort. Bei Menschen, die schlecht über ihre Gefühle sprechen können, kann es hilfreich sein, über die körperliche Reaktion zu sprechen und dadurch gemeinsam Rückschlüsse zu ziehen.
  2. Falsch: Du hast keine Schmerzen mehr, oder?
    Richtig: Welche Schmerzen, falls du welche hast, fühlst du gerade noch?

    Diese Frage kann beispielsweise wegen einer vorangegangen Krankheit oder einer seelischer Belastung relevant sein. Die erste Frage geht erneut von deiner Vorstellung der Antwort aus und kann auch ein Gefühl von "Jetzt ist aber mal gut" beim Gegenüber vermitteln. Die zweite hingegen fragt die andere Person ganz neutral danach, wie sie sich fühlt.
  3. Falsch: Werde ich mich um wütende Kund:innen kümmern müssen?
    Richtig: Wie oft werde ich mit wütenden Kund:innen telefonieren müssen, die es leid sind, zu warten?

    Bei der ersten Version ist die Antwort einfach nur ein: Ja. Das gehört in dem Job in dem Beispiel einfach dazu. In der zweiten Frage geht die Person aber bereits davon aus, dass sie in diese Situation kommen wird und will stattdessen einen durchschnittlichen Wert erfahren. Die Antwort wird also mehr Gehalt haben. Fragen, die akkurat auf ein Problem eingehen, führen meist zu weniger schwammigen Aussagen – denn dein Gegenüber geht von einem gewissen Vorwissen aus.

Unangenehme Themen leichter machen

Stellen wir uns vor, du hast Sorge darum, dass eine dir liebe Person an illegale Drogen geraten ist oder geraten könnte. Anstatt zu fragen, ob er:sie schon einmal illegale Drogen ausprobiert hat, kann es besser sein, die gesamte Palette an legalen und illegalen Substanzen abzugrasen. So wirkt der Konsum weniger stigmatisiert. Also frage nicht nur Ersteres, sondern auch nach Alkohol, Zigaretten, Marihuana und härteren Substanzen.

Lässt du deine eigenen Erfahrungen oder solche aus deinem Freund:innen- oder Bekanntenkreis neutral mit einfließen, sorgst du dafür, dass ihr euch angenehmer dem Thema nähern könnt. Es kann auch helfen, zuerst Vermutungen über ähnliche andere Personen zu erfragen. Beispielsweise: "Was glaubst du, wie viele andere Menschen in deinem Alter Marihuana konsumieren?" – so kommt ihr ungezwungen ins Gespräch, und der:die andere fühlt sich weniger in die Enge getrieben. Neutralität und Feingefühl sind bei vielen sensiblen Themen sehr wichtig.

Sensible Themen bleiben nicht bei einer Person

Bei sensiblen Themen kann es schwerfallen, konkrete Fragen zu stellen. Wichtig ist dabei vor allem, dass sie sensibel gestellt werden und Intimität aufbauen können. Sie sollten Neugier oder Interesse vermitteln, nicht einen Verdacht oder ein Misstrauen von deiner Seite. Letzteres kann dafür sorgen, dass die angesprochene Person nicht daran glaubt, dass du ihrer Antwort trauen oder sie respektieren wirst – und deshalb unehrlich wird.

Es mag zu Beginn unangenehm sein, etwas Belastendes in Erfahrung bringen zu wollen. Bedenke außerdem, dass es bei diesen Fragen passieren kann, dass dein Gegenüber dir ähnliche Rückfragen stellt. Das schweißt euch möglicherweise näher zusammen. Du solltest aber überlegen, ob du dazu bereit bist. Die Pros: Es kann eure Beziehung stärken, mehr Vertrauen aufbauen und zeigen, dass du dich um die andere Person sorgst und dich für sie interessierst.

Verwendete Quellen: Psychology Today, Science Direct, Harvard Business Review

lkl Brigitte

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