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Dating: In wen verlieben wir uns - und warum?

Paar am Strand
© Shutterstock/ Africa Studio
Warum verlieben wir uns in diesen Mann? Und nicht in den anderen, mit dem wir uns so blendend verstehen? Susanne Arndt hat einen Verdacht: Wir wollen Männer, die uns ähnlich sehen.

Tiefliegende Augen versinken in tiefliegenden Augen, volle Lippen in vollen Lippen. Oft denke ich, wenn ich ein Liebespaar betrachte: Irgendwie sehen die sich ähnlich, fast schon wie Geschwister. Klar, gleich und gleich gesellt sich gern, aber gilt das auch fürs Aussehen?

Wenn ich an die Männer denke, in die ich mich verliebt habe, sehe ich Gesichtszüge, oft nur Winzigkeiten, die mir vertraut sind – von meinem Spiegelbild.

Sind wir alle Narzissten?

Für die Ähnlichkeit zweier Sexualpartner gibt es einen wissenschaftlichen Begriff: Homogamie. "Bei Tieren bezieht sich Homogamie oft auf die Färbung und Musterung der Federn oder des Fells, beim Menschen auf Alter, Religion, Bildung, berufliche Stellung, aber auch weltanschauliche Ansichten", steht bei Wikipedia. Demnach entscheidet bei Tieren die Optik, beim Menschen die inneren Werte. Wahrheit oder Wunschdenken?

Das amerikanische Dating-Portal "Find Your Face Mate" verortet uns Menschen jedenfalls in der Welt der Tiere. Es matcht Liebesuchende nach dem Aussehen (sprich: Federn und Fell) und nicht wie andere Dating-Portale anhand von Persönlichkeit und Vorlieben, die in Psychotests abgefragt werden. Eine Gesichtserkennungs-Software scannt die Fotos der Suchenden und findet ähnliche Gesichter. Die Macher berufen sich auf Forschungen, die angeblich beweisen, "dass Leidenschaft sich dann entzündet, wenn wir jemanden mit ähnlichen Gesichtszügen sehen".

Ist das Geheimnis der Liebe wirklich so schlicht?

David Perrett, der Pionier der Gesichterforschung, hat gezeigt, dass es uns gefällt, wenn wir uns im Gegenüber erkennen. Er legte Probanden eine Reihe von Porträtfotos vor – darunter eines mit dem eigenen Gesicht, das vom Computer einer Geschlechtsumwandlung unterzogen worden war. Bingo! Dieses Foto fanden die meisten am attraktivsten.

Auch die Porträtmalerin Suzi Malin zeigte in ihrem Buch "Liebe auf den ersten Blick", dass Paare sich oft ähneln – indem sie aus linken und rechten Gesichtshälften von Promipaaren mehr oder weniger harmonische Gesamtgesichter zusammenbastelte.

Und der Wiener Verhaltensforscher Karl Grammer hat herausgefunden, dass wir innerhalb von zehn Sekunden entscheiden, ob jemand als Sexualpartner für uns infrage kommt oder nicht. Das ist eindeutig zu wenig Zeit, um innere Werte zu checken.

"Gleich und gleich gesellt sich gern und damit hat sich's!", sagt der Verhaltensforscher

Am Telefon äußert Grammer zunächst seine Überzeugung zum Thema Liebesglück: "Gleich und gleich gesellt sich gern und damit hat sich's", sagt er, "es gibt keine einzige negative Korrelation bei glücklichen Paaren. Dass sich gegensätzliche Charaktere ergänzen, ist kompletter Humbug." Es sei schlicht nicht wahr, dass etwa ein dominanter und ein passiver Partner gut zusammenpassten. Je mehr Ähnlichkeit bei den Persönlichkeitsmerkmalen, umso besser die Beziehungsprognose. Basta.

So weit, so gut, aber wie ist das nun mit dem Aussehen? Hier wird Grammer deutlich unentschiedener: "Unsere Forschungen anhand von Fotos haben keine überzeugenden Ergebnisse geliefert. Ähnlichkeit beim Aussehen spielt eine Rolle, aber wie weit das geht, wissen wir nicht." Doch ein kleiner Narzisst steckt offenbar in uns allen.

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