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Löcher in T-Shirts und Waschmaschinen-Geister

Woher kommen nur immer diese kleinen Löcher in den T-Shirts? Sind etwa Waschmaschinen-Geister schuld daran? BRIGITTE-Kolumnistin Julia Karnick ist ratlos - und freut sich über Hinweise.

Unser neues Haus ist wieder trocken, nachdem der Klempner es gründlich durchfeuchtet hatte. Wir können dort wieder wohnen, die Trockengeräte sind abgebaut. Nun muss nur noch das komplette Kinderbad herausgerissen und erneuert, die Bodenbeläge im ganzen Erdgeschoss und im halben Obergeschoss müssen ausgetauscht, die Einbauschränke müssen einmal aus- und wieder eingebaut und die in Mitleidenschaft gezogenen Wände neu gestrichen werden - dann ist alles gut.

Der Fußboden wird im Oktober ausgetauscht, in den Herbstferien, damit wir währenddessen in unser Lieblingsferienhaus in Angeln an der Ostsee ziehen können. Bis dahin werden wir damit leben, dass in der Küche ein sehr großes Stück Bodenbelag fehlt und in vielen anderen Räumen mittelgroße Löcher im Fußboden sind und in den Kinderzimmern die Fußbodenleisten abfallen und wir im Arbeitszimmer keine Steckdosen haben, weil die Trennwand, in der die Steckdosen liegen sollen, nicht aufgebaut werden kann, bevor der Fußboden nicht erneuert worden ist. Ich habe aber beschlossen, dass ich mir den nächsten Nervenzusammenbruch frühestens im Herbst gönne. Man darf sich von großen Löchern im Fußboden nicht kleinkriegen lassen, schließlich gibt es viel Schlimmeres. Dass es mir tatsächlich wieder gutgeht, merke ich daran, dass ich mich wieder prima über Kleinigkeiten aufregen kann - zum Beispiel darüber, dass meine T-Shirts in der Waschmaschine ständig kleine Löcher bekommen.

Das Phänomen der löchrigen T-Shirts ist ein extrem geheimnisvolles: 1. Es sind nie Unterhosen, Sporttrikots, Geschirrhandtücher oder Baumwollschals, die nach dem Waschen plötzlich kleine Löcher haben, es sind immer T-Shirts. 2. Die Löcher entstehen nur bei ganz bestimmten T-Shirts, nämlich bei solchen aus sehr leichtem Stoff, also aus sehr billigem oder sehr teurem Material. Normale weiße T-Shirts, wie sie mein Mann trägt, sind nicht betroffen. 3. Die Löcher befinden sich niemals im Ärmel oder am Rücken, sondern immer nur vorn, im unteren Bauchbereich.

Das jüngste Opfer war ein vor drei Wochen gekauftes, sehr schönes, dunkelflaschengrünes T-Shirt aus Baumwolle, das seit dem allerersten Waschen aussieht, als habe sich eine Maus darin verbissen. Es ist ungefähr das fünfzehnte T-Shirt, das ich wegschmeißen muss. Ich erwähnte meinen Ärger gegenüber einer Freundin, ich sagte: "Vielleicht ist etwas Kleines, Spitzes hinter die Waschtrommel gerutscht, ein BH-Bügel oder eine Büroklammer, und da sitzt es nun und reißt beim Waschen Löcher in den Stoff. Aber warum fühle ich es nicht, wenn ich die Trommel abtaste? Und warum zerreißt es immer nur meine T-Shirts, und warum sind die Löcher immer nur vorn? Das ist doch ganz und gar rätselhaft, ein Mysterium sozusagen."

Die Freundin kreischte vor Freude: "Was, bei euch auch? Ich habe das Problem neulich einem Waschmaschinenverkäufer geschildert, der sah mich ganz komisch an und wusste gar nicht, wovon ich rede. Ich dachte schon, ich bin die Einzige, bei der das passiert!" Dann aber habe sie, sagte meine Freundin, im Sportverein ein Kind gesehen, das trug ein T-Shirt mit kleinen Löchern vorn, mit Kennerblick habe sie die Löcher sofort diagnostiziert und die Mutter angesprochen. Es habe sich herausgestellt, dass auch diese Frau eine Betroffene sei: "Die war aber auch völlig ratlos."

Es gibt also mindestens schon drei von uns - drei Haushalte, in deren Waschmaschinen ein Geist haust, der T-Shirts im Bauchbereich zerlöchert. 
 

Teaserfoto:Fadyukhin /istockphoto.com Text: Julia Karnick Foto: Christina Körte Ein Artikel aus der BRIGITTE 19/2011

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