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Jemanden kennenlernen - Flirttipps von Experten

Jemanden kennenlernen - Flirttipps von Experten
© gpointstudio / Shutterstock
Sie möchten endlich jemanden kennen lernen wissen aber nicht so recht, wie Sie das anstellen sollen? Drei Experten geben Tipps.

Die Ausgangssituation:

Anna Birkenfeld ist seit drei Jahren Single. Sie hat einen siebenjährigen Sohn und einen tollen Job. Doch immer öfter schleicht sich die Sehnsucht nach einem Partner an, mit dem sie das Leben gemeinsam genießen kann. Ihr größter Wunsch: Endlich jemanden kennen lernen.

Anna ist eine lebenslustige Frau, der eigentlich nur eins fehlt: der richtige Partner. Auch wenn sie seit ihrer Jugend immer wieder langjährige Beziehungen hatte, der Mann fürs Leben war noch nicht dabei. Bis auf einen vielleicht. Als Anna den aber fragte, ob er sie heiraten wolle, kippte er kreidebleich vom Barhocker. Ist sie bei Freunden eingeladen, trifft sie dort nur noch Paare. Im Internet zu suchen, hat sie bisher hartnäckig abgelehnt - aus Sorge, die Männer könnten real ganz anders sein, als sie sich dort beschreiben.

Doch im echten Leben kommt Anna auch nicht weiter: Nur selten sieht sie jemanden, den sie spontan interessant findet. Und während sie unter Frauen ganz sie selbst ist, verändert sie sich unbewusst, sobald interessante Männer in ihre Nähe kommen. Ein lockeres Kennenlernen scheint so kaum möglich. Anna sagt: "Bei meinen bisherigen Beziehungen haben stets die Männer den ersten Schritt getan. Mir fehlt wohl der Mut zum Flirten. Aber immer allein auf dem Sofa, das kann es auch nicht sein ..."

Das rät der Lebenscoach

Anna wünscht sich zwar, jemanden kennen zu lernen, verhält sich Männern gegenüber aber oft distanziert. Unbewusst schaut sie durch eine innere Analyse-Brille und sortiert die Männer in Schubladen, ohne sie wirklich zu kennen: entweder "nett und verständnisvoll" - fast zu perfekt also - oder "arrogant". Bei Letzteren geht sie sofort auf Abstand, signalisiert Desinteresse.

Anna bekommt die Aufgabe, sich Männer künftig genauer anzuschauen, ohne sie vorschnell zu beurteilen. Sie sollte sich auf die eigene Wahrnehmung konzentrieren, realisieren, wie sie den Mann tatsächlich kennen lernt. Dabei stärkt sie der Satz: "Ich mache es für mich!" Je mehr Übung sie damit bekommt, desto selbstbewusster kann sie Männern begegnen und sich authentisch und aufrecht fühlen.

Tom Diesbrock, Diplompsychologe und Lebenscoach, Hamburg, Autor des Buchs "Freiheit! Eine Gebrauchsanweisung"; www.diesbrock.de

Das rät der Schauspieler

Anna ist eine attraktive sympathische Frau, die fest im Leben steht und weiß, was sie will. Im Gespräch aber macht sie sich manchmal kleiner, als sie ist. Sie sitzt dann mit rundem Rücken, Kopf und Blick gehen zur Seite, ihr Lachen wird nervös. Sie fühlt sich dem anderen nicht ebenbürtig, weil der das scheinbar Schlauere sagt, entzieht sich ihm körperlich und sprachlich. Die Folge ist: Sie wird kaum wahrgenommen. Denn über 50 Prozent unserer Kommunikation sind Mimik und Gestik.

Wer beim Kennenlernen den ersten Schritt macht, ist egal. Viel wichtiger ist, im Gesprächsverlauf auf Augenhöhe zu bleiben. Das schafft Anna, indem sie den Blick länger hält und präsent bleibt. Durchatmen, sich aufrichten, bewegen und - wenn es passt - freundlich und klar ein "Jawohl, so sieht das aus" in den Raum stellen. Anna wird spüren, dass sie durch diese kleinen Kniffe intensiver wahrgenommen wird.

Thomas Reinecke, Schauspieler und Trainer, Scharlatan Theater, Hamburg, www.thomasreinecke.biz

Das rät die Singleberaterin

Der erste Schritt in Richtung Partnerschaft ist Selbstklärung. Denn die meisten Menschen konzentrieren sich darauf, wie der Partner sein soll, aber nicht auf sich selbst. Das kann dazu führen, dass man in ein Partner- Ideal hineinrutscht, das nicht zur eigenen Persönlichkeit passt.

Die Selbstreflektion sollte möglichst konkret sein, auch mit Beispielen aus dem Alltag. Online-Singlebörsen bieten hier oft Tests. Stellen Sie sich die Frage: Wie sieht mein typischer Sonntagvormittag aus? Wie ist meine Wohnung eingerichtet? Anna sollte genau diese Vorliebe in ihrem Online-Profil weitergeben. Z. B. hat sie dort ergänzt, dass ihr Sohn "in die 1. Klasse geht und Fußball (St. Pauli) genauso liebt wie ich". Anhand dieser individuellen Aussagen und Vorlieben erkennen Suchende schnell, ob sie auf der gleichen Wellenlänge liegen.

Nicole Schiller-Köble, Single-Coach des BRIGITTE.de-Kooperationspartner Parship, Hamburg, www.parship.de

...und das hat's gebracht:

Nach einer Woche:

Ich bin froh, mein Problem nicht weiter vor mir herzuschieben, sondern es konkret anzugehen und auch über mich selbst nachzudenken: zu überlegen, was bin ich für ein Typ, und welche Eigenschaften - vor allem auch charakterliche - hat der Mann, den ich mir wünsche. Mich erstaunt, wie offen ich durch das Single-Coaching plötzlich bin: Ich schließe eine Suche im Internet nicht länger aus, denn ich denke, dort kann mir eigentlich nichts passieren, was ich nicht möchte. Es ist ein Weg, aber nicht der einzige. Mein Profil zu erstellen, hat sogar Spaß gemacht. Witzig ist, dass das Kennenlernen hier von hinten aufgezäumt wird, man erzählt sich erst etwas, und dann trifft man sich persönlich. Ein Mann hat mir auch schon geschrieben. Der passte zwar nicht, aber ich merke, dass ich gut damit umgehen kann, und ich nehme mir auch vor, mindestens einen selber anzuschreiben.

Ich habe auch das Gefühl, ich werde bereits von Männern anders angeschaut, vielleicht hat sich auch meine Wahrnehmung schon verändert. Ich bin jedenfalls sehr viel mehr bei mir und gar nicht so unsicher, wie ich immer dachte. Ich kann tatsächlich mit fremden Männern reden, ohne dass ich mich dabei komisch verändere. Die beiden männlichen Experten sind dafür gute Gegenüber.

Ich habe vor dieser Woche auch noch nie über meine innere Analyse-Brille nachgedacht. Zwar weiß ich, dass ich dazu neige, Leute in Schubladen zu sortieren, aber was für Ausmaße das hat, habe ich nicht geahnt. Ich stand mir dadurch vermutlich mächtig im Weg und hab durch mein Denken "Wie sieht der denn aus?" wohl viele Chancen vertan. Das versuche ich jetzt zu ändern. Es gelingt mir erstaunlich gut, die innere Brille zur Seite zu legen und mir die Leute um mich herum genauer und unvoreingenommen anzuschauen.

Nach einem Monat

Mein erstes Blind Date liegt hinter mir! Das hab ich nach kurzem Mailwechsel sogar selbst vorgeschlagen. Vor dem Treffen war ich aufgeregt, dann aber völlig entspannt, das hat mich positiv überrascht. Nur der Typ war anders als erwartet, wirkte in Selbstbeschreibung und E-Mails sympathischer, als ich ihn beim Treffen fand. Aber: Eine gute Übung, und ich bin stolz, den ersten Schritt einmal selbst getan zu haben. Danach habe ich mich noch zweimal mit mir unbekannten Männern zum Mittagessen verabredet. Auch hier stimmten Chemie und Stil nicht ganz, drum bin ich froh, dafür Mittagspausen und keine Abende gewählt zu haben.

Ich habe erkannt, dass ich so, wie ich bin, genau richtig bin. In meinen bisherigen Beziehungen hab ich mich eher angepasst, jetzt denke ich, es muss sich auch mal jemand auf meine Wünsche einstellen. Ich bin nun sicher, dass ich das alles wirklich für mich mache und nicht, weil Freunde meinen, ein Mann sei doch gut für mich. Ich bin selbstbestimmter, aktiver, gehe nach der Arbeit nicht gleich nach Hause, sondern verabrede mich noch. Erstaunlich ist, wie viele Männer mich im Vorbeigehen angrinsen. Ich vermute, dass sie das schon immer getan haben, ich es nur nicht gemerkt habe.

Meine Körperwahrnehmung ist ausgeprägter als vorher. Wie punktgenau der Schauspiel-Coach mit seiner Analyse der Körperhaltung meinen Schwachpunkt getroffen hat, war schon fast unheimlich. Auf einer Party hab ich mir endlich mal Raum genommen und bin offensiv auf eine Frau zugegangen, mit der ich mich schon lange mal unterhalten wollte. Ein gelungener Abend! Auch auf einem Elternabend habe ich mich stärker gefühlt als sonst und einer super Argumentation entgegengehalten: "Sie haben das toll erklärt, aber ich fühle etwas ganz anderes." Ich übe, meine Meinung zu äußern, und bin viel offener und selbstbewusster geworden. Nicht nur Männern gegenüber. Bei Treffen und Gesprächen traue ich mich, selbst Regie zu führen. Das ist neu und fühlt sich gut an! Und so ganz nebenbei überlege ich, wie das wohl sein wird, wenn da plötzlich wieder ein Mann bei mir auf dem Sofa sitzt, und wie er dann wohl sein wird. Eine sehr spannende Frage...

BRIGITTE Balance 03/08 Text: Stefanie Wiggenhorn

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