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Paartherapeut erklärt: Das bringen gemeinsame Ziele in der Partnerschaft

Gemeinsame Ziele in der Partnerschaft: Verliebtes Paar
© Austin Urton / Shutterstock
Liebe ist die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle.

Was, wenn der Partner einen Traum nicht mehr leben will? Dann ist Zeit für die gemeinsame Traumdeutung. Damit die Beziehung nicht zum Albtraum wird.

Die enge Stadtwohnung war nie ihr Traum. Das war das eigene Haus. Grün, ökologisch, kinderfreundlich, gut. Und dann hatten sie es gekauft. Natürlich war es teuer. Finanziert bis zum Anschlag, hohe monatliche Belastung, alle Rücklagen investiert. Und mehr Stress gab es auch, ständig der Vorstadt-Taxi-Dienst für die Kinder. Die schönen Urlaube konnten sie sich nun nicht mehr leisten. Als dann noch die Jobs wackelten, zog Toni die Notbremse: "Lass uns das Haus wieder verkaufen, bevor wir hier Wurzeln schlagen. Der Druck ist einfach zu groß." – "Aber ...", sagte Anna. Und meinte, dass Träume doch nicht einfach sterben dürfen.

Der gemeinsame Traum

Die Aufbruchsphase einer Liebesbeziehung ist Traumland. Und der geliebte Mensch ist immer die Illusion der Erfüllung unserer Träume. Wir fühlen uns endlich angekommen, vollständig, und es fühlt sich an, als sei nun möglich, was nie möglich war. Denn unser Seelenpartner oder unsere Seelenpartnerin träumt die gleichen Träume. Jedenfalls erleben wir es so, weil wir Übereinstimmung suchen, wie kleine Kinder interessante Dinge im Staub der Straße. Und wie die Kinder finden wir sie. Die Reise um die Welt oder wenigstens nach Schottland. Auswandern. Kinder. Viele Kinder. Aufs Land ziehen. Ein Ferienhaus an der Nordsee. Die Alpen überqueren. Ein Café eröffnen.

Wie sehr wir an unseren Freunden und unserer Stadt hängen und wie fordernd das Leben mit vielen Kindern sein kann, das ignorieren wir erst einmal. Genauso wie wir nie an die Mücken denken, wenn wir uns den Sonnenuntergang am Seeufer vorstellen. Nicht alle Träume sind Illusionen. Manche werden wahr. Aber schwierig sind die, die wir irgendwann nicht mehr teilen. Muss dann einer seinen Traum aufgeben? Oder der andere seine Bedenken ignorieren? War der gemeinsame Traum nicht wie ein Versprechen? Damals, als wir das größte aller Versprechen füreinander waren. 

Porträt Oskar Holzberg
Oskar Holzberg berät seit mehr als 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und bekommt immer wieder Beziehungsfragen gestellt. Sein aktuelles Buch heißt: "Neue Schlüsselsätze der Liebe".
© Ilona Habben

Kindern bringen wir bei, ihre Versprechen zu halten. Und wenn wir gute Eltern sind, versprechen wir nur, was wir halten können. Doch damit kommen wir als Paar nicht weiter. Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden. Eine, die uns als Paar nicht zerreißt. Was werde ich dir gegenüber in ein paar Jahren fühlen, wenn ich meinen Traum jetzt aufgebe? Was werde ich dir gegenüber fühlen, wenn ich mich an einen alten Traum halte, der sich für mich längst mehr wie ein Albtraum anfühlt?

Kompromisse eingehen

Wir müssen einander diese Fragen stellen. Wir müssen uns unseren Ängsten stellen. Wirst du mich noch lieben können, wenn ich zu schwach bin, unseren Traum durchzuziehen? Wirst du mich noch lieben, wenn ich dich übergehe und an meinem Traum festhalte?

Für die Entscheidung in einer Liebesbeziehung ist meistens das Ergebnis weniger entscheidend als der Prozess der Entscheidung. Nicht was wir letztlich entscheiden, sondern wie wir gemeinsam entschieden haben. Es wird immer etwas wehtun, aber wenn wir verstehen, wie wichtig der Traum des einen ist und wie bedrohlich der Albtraum des anderen, dann können wir entscheiden. Leicht ist es nie. Toni und Anna sind wieder in die Stadt gezogen. Manchmal sind sie traurig darüber. Gut ist es, wenn sie es gemeinsam sind.

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