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Hilfe von der Doula

Mütter helfen Müttern und begleiten Schwangere bei der Geburt. Wie eine so genannte Doula Frauen unterstützen kann, erklärt Kristina Wierzba-Bloedorn im Interview.

Früher war es ganz normal für eine Frau, ihr Kind zu Hause im Kreis anderer Frauen zu gebären. Die Hebamme war die Expertin, die anderen Frauen halfen der Schwangeren, indem sie ihr gut zuredeten oder die Stirn abtupften. Heute bekommen die meisten Frauen ihre Kinder im Krankenhaus. Dort ist die Tradition verloren gegangen, eine Frau als Begleitung bei der Geburt dabei zu haben. Viele Frauen fühlen sich in den Kliniken bei der Geburt allein gelassen, da die Hebammen viel zu oft unter viel zu großer Zeitdruck stehen.

Das soll sich mit den "Doulas" ändern. Der Begriff "Doula" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet "Dienerin der Frau": Frauen, die bereits eigene Kinder geboren haben, unterstützen andere Frauen während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett. Indem sie physisch und psychisch stützen, Mut machen, Erfahrungen weitergeben oder einfach nur kontinuierlich da sind.

Der Verein "Doulas in Deutschland e.V." bildet Frauen zur Doula aus. Kristina Wierzba-Bloedorn ist Pressesprecherin des Vereins und seit anderthalb Jahren als Doula tätig. Im Interview erklärt sie, wie eine Doula Frauen bei der Geburt unterstützen kann.

BRIGITTE.de: Der Begriff Doula ist vielen Menschen wahrscheinlich noch gar nicht bekannt. Was machen Sie als Doula?

Kristina Wierzba-Bloedorn: Ich habe keine medizinische Funktion, sondern unterstütze vor allem emotional und durch körperliche Zuwendung. Ganz wichtig ist, dass ich als Doula keine Entscheidungen treffe, sondern den Frauen helfe, herauszufinden, was für sie bei einer Geburt wichtig ist. Während der Geburt bemühe ich mich, dass die Frauen alle nötigen Informationen bekommen, um Entscheidungen zu fällen. Ich möchte, dass sie selbst entscheiden können, wie ihre Geburt verläuft.

BRIGITTE.de: Was machen Sie genau während der Geburt?

Kristina Wierzba-Bloedorn: Ich habe zum Beispiel immer eine große Tasche dabei. Da sind Dinge wie ein Igelball drin, ein Tuch, um bestimmte Wiegetechniken anzuwenden oder ein Kopfmassagegerät. Alles Dinge, die bei der Geburt gut tun können. Oft brauche ich davon aber auch gar nichts. Manchmal muss ich die Frau körperlich stützen. Da sein, damit sie sich an mir festhalten kann. Ich muss immer viele Fragen beantworten oder auch einmal einen Verwandten anrufen. Die Frauen aufbauen und Mut machen, das ist sehr wichtig. Jede Gebärende hat ganz individuelle Wünsche. Eine Frau konnte sich zum Beispiel gar nicht an ihre letzten Geburten erinnern. Für sie war es besonders wichtig, dass ich Fotos mache und die Geburt dokumentiere.

BRIGITTE.de: Eine Frau könnte statt einer Doula auch eine Person, die ihr nahe steht, wie zum Beispiel die Mutter, mit in den Kreißsaal nehmen...

Kristina Wierzba-Bloedorn: Wenn man eine Mutter hat, die einem nahesteht, ist das natürlich eine tolle Vorraussetzung. Und das kann auch sehr gut klappen. Aber ich denke auch, dass es gerade für die begleitende Person schwierig ist, bei der Geburt zu unterstützen, wenn sie die Gebärende zu gut kennt. Zu akzeptieren, dass die Frau in den Wehen auch einen Geburtsschmerz hat, das muss man als nahestehende Person auch erst einmal aushalten. Es gibt sicherlich viele Mütter, die das super machen. Aber ich glaube nicht, dass es immer die beste Idee sein muss, eine nahestehende Person mit in den Kreißsaal zu nehmen.

BRIGITTE.de: Sie betreuen die Frau nicht nur während der Geburt, sondern auch im Vorfeld. Was machen Sie vor einer Geburt?

Kristina Wierzba-Bloedorn: Zuerst besuche ich die Frauen und wir schauen, ob die Chemie zwischen uns beiden stimmt. Es ist sehr wichtig, dass wir uns gut verstehen. Ich treffe die Frauen vor der Geburt zwei bis drei Mal. Spielerisch finden wir heraus, was für sie bei der Geburt wichtig ist und wobei ich helfen kann, damit die Geburt nicht negativ erlebt wird. Zum Beispiel ist wichtig, ob die Frauen für sich Schmerzmittel in Anspruch nehmen möchten oder sich wünschen, dass das nur im äußersten Notfall passiert. Ich biete den Frauen auch an, dass wir einen Geburtsplan entwickeln.

BRIGITTE.de: Einen Geburtsplan - sind Geburten denn planbar?

Kristina Wierzba-Bloedorn: Der Begriff ist etwas irreführend, weil man Geburten auf keinen Fall im Detail planen kann. Aber man kann viele Dinge dafür tun, dass eine Geburt gut verläuft. Manche Frauen wollen zum Beispiel, dass ihr Kind im Falle eines Kaiserschnittes bei ihnen im OP verbleibt. Das machen aber nicht alle Kliniken, das muss man zum Beispiel klären.

BRIGITTE.de: Und sind Sie auch nach der Geburt für die Frauen da?

Kristina Wierzba-Bloedorn: Ich besuche die Frauen meistens ein bis zwei Wochen nach der Geburt noch einmal. Sie bekommen eine Liste mit Adressen von zum Beispiel Spielgruppen oder Beratungsstellen. Gerade wenn Frauen ihr erstes Kind bekommen haben, ist es für sie häufig eine überwältigende Situation, sich 24 Stunden am Tag auf ein Kind einzustellen. Wenn sie dann alle Informationen von mir gebündelt bekommen, sind sie meistens sehr froh. Außerdem schreibe ich immer einen Geburtsbericht, den die Frauen bekommen.

BRIGITTE.de: Geburtsbericht - das hört sich sehr bürokratisch an...

Kristina Wierzba-Bloedorn: Tatsächlich ist es aber eine Erzählung für das Kind, die beschreibt, wie ich die Geburt erlebt habe. Wenn ich den Bericht dann an die Frauen übergebe, fangen die meistens an zu weinen. Und ich muss direkt mitheulen. Das ist einfach eine sehr schöne Erinnerung.

BRIGITTE.de: Wie reagieren Hebammen auf Sie? Sie könnten für Hebammen ja auch eine Konkurrenz sein.

Kristina Wierzba-Bloedorn: Ich erlebe schon, dass Hebammen erst einmal zögerlich reagieren und sich vielleicht auch fragen, ob da nun schon wieder eine gelangweilte Hausfrau kommt, die nichts Besseres zu tun hat. Aber immer, wenn ich das Gespräch mit ihnen gesucht habe und erklärt habe, was ich mache, haben sie positiv reagiert. Die Hebammen waren auch schon froh, dass ich da bin, weil alle Kreißsäle voll waren und insgesamt nur drei Hebammen Bereitschaft hatten.

BRIGITTE.de: Sie erzählen mit sehr viel Begeisterung...

Kristina Wierzba-Bloedorn: Es erfüllt mich immer mit sehr viel Dankbarkeit, dass die Frauen mich mitnehmen, obwohl ich ja erst einmal eine fremde Person bin. Ich darf dazu beitragen, dass sie sich gerne an die Geburt erinnern. Ich weiß, dass die Frau ihrem Kind irgendwann mal den Geburtsbericht zeigen wird und das Kind wird wissen, dass es in einer guten Atmosphäre geboren wurde. Das finde ich total schön und erfüllend. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, irgendwas anderes zu machen.

Doula: Informationen und Adressen

Kosten Die Leistungen einer Doula kosten pauschal ca. 450 Euro

Informationen und Kontaktaufnahme zu DoulasVerein Doulas in Deutschland e.V.Gesellschaft für Geburtsvorbereitung, Familienbildung und FrauengesundheitZusammenschluss von Doulas: Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu Doulas bundesweit

Ausbildung zur Doula In Deutschland gibt es bisher zwei Möglichkeiten, eine Ausbildung zur Doula zu machen: Über den Verein "Doulas in Deutschland e.V.": Hier werden Frauen in Kooperation mit dem Dachverband "DONA International" ausgebildet. Die Gesellschaft für Geburtsvorbereitung, Familienbildung und Frauengesundheit ist ein Zusammenschluss von Personen aus verschiedenen Berufen rund um Schwangerschaft, Geburt, Familienanfang und Frauengesundheit.

Interview: Sybille Warnking

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