Anzeige

Expert:innen verraten Worüber Ehefrauen am meisten in Therapiesitzungen klagen

Eine Frau liegt während einer Therapiesitzung auf dem Sofa
© Drobot Dean / Adobe Stock
An einer Ehe müssen Partner:innen stetig arbeiten – und kaum eine Beziehung kommt ohne Streitereien und Kompromisse aus. Manche Probleme sind aber schwerwiegender als andere. Die folgenden vier Gründe sorgen dafür, dass Ehefrauen Rat bei Expert:innen suchen.

Bis sich ein Paar zu einer Therapie entscheidet, vergehen laut einer Studie im Schnitt etwa zwei bis drei Jahre. Vorher versuchen die meisten, ihre Probleme allein zu lösen, was oftmals nicht funktioniert oder das Problem sogar größer macht. Der letzte Schritt ist für viele eine gemeinsame Paartherapie – oder sich allein in Therapie zu begeben, um über die Probleme mit einer neutralen Person zu sprechen und vielleicht eine Lösung zu finden. Diese vier Themen kommen dabei laut Expert:innen besonders häufig auf.

1. Die Ehe ist langweilig

Bis ans Ende unserer Tage. Ein Versprechen, das viele mit der Eheschließung in Verbindung setzen. Doch je mehr Tage ins Land gehen, desto mehr stumpfen die Liebenden oft ab. Muster wiederholen sich. Partner:innen geben sich teilweise weniger Mühe. Das eigentliche Problem: Gut funktionierende Ehen sind solche, in denen die Partner:innen wissen, dass sie egal mit welchem Beziehungslabel weiter an sich und der Partnerschaft arbeiten müssen.

Der Grund: Jede Beziehung braucht neue Erfahrungen, die sie am Leben halten und für Spaß bei den Liebenden sorgt. Wenn der Ehemann keine Lust hat, etwas zu unternehmen oder zu ändern, ist die Frau meist diejenige, die nach einem gemeinsamen Hobby oder anderen Unternehmungen sucht. Life Coach Jean Walters rät in einem Artikel des Online-Magazins YourTango: "Nehmt euch Zeit, um nach einem Hobby zu suchen, das zu den Werten und Interessen beider Partner:innen passt und zu einer spaßigen Aktivität werden kann." Das hält die Ehe interessant und gibt ihr neuen Sinn.

2. "Ich fühle mich ignoriert"

Wie die Psychologin Patricia O'Gorman erklärt, machen viele Ehefrauen ihre Ehemänner dafür verantwortlich, dass die Ehe schlecht läuft. Er schaue am laufenden Band Sportsendungen, spiele ständig nur Poker oder arbeite länger. Das eigentliche Problem, das die Frauen sehen, sei meist Einsamkeit oder ein Gefühl des Verlorenseins, was wiederum zu Wut führe, so die Expertin. Die Frauen würden daraufhin oft mehr mit Freund:innen unternehmen oder für ein blitzblankes Haus sorgen, um das Gefühl von Kontrolle in anderen Lebensbereichen herzustellen. Viele dieser Frauen würden außerdem ihren Ehemännern das abweisende Verhalten im Gespräch vorwerfen, was ein Versuch sei, um eine Art Verbindung herzustellen.

Laut O'Gorman ist es aber wichtiger, nicht nur die Beziehung zu sehen, sondern auch auf sich selbst zu schauen. Fehlt vielleicht auch die Beziehung zum eigenen Selbst? In einer Ehe verlören viele Frauen ihre Identität. Ihre Wünsche, Bedürfnisse, Träume, Möglichkeiten stellen sie oft für die Ehe oder Familie hinten an. Frauen, die sich in der Rolle der Ehefrau selbst verlieren und alles für das perfekte Haus, die perfekte Ehe, die perfekten Kinder tun, würden oft in diese Situation geraten. Selbstliebe und -reflexion sowie professionelle Hilfe können helfen.

3. "Mein Ehemann kennt mich gar nicht richtig"

Viele Frauen hätten laut Paarberaterin Judy Tiesel-Jensen das Gefühl, dass ihr Ehemann ihnen nicht richtig zuhört oder auf sie achtet. Das kann etwas sein, dass sie ihm vor Kurzem erzählt hat oder ein Moment, in dem sie aus ihrer Sicht offensichtlich gestresst, begeistert oder traurig war – und er es nicht bemerkte. Äußerliche Veränderungen wie ein neues Outfit oder eine neue Frisur nimmt er ebenfalls nicht zur Kenntnis. Besonders stark wird das Gefühl, wenn sich der Ehemann gegenüber Freund:innen oder Familienmitgliedern weniger gleichgültig verhält. Während er seiner Schwester mit dem Holzhacken hilft, ignoriert er ihren Wunsch, Staub zu saugen. Die betroffenen Ehefrauen fühlen sich dadurch oft als selbstverständlich genommen und nicht wertgeschätzt. Das macht sich natürlich auch bei ihr bemerkbar. Durch seine Distanziertheit verliert sie das Interesse und er fragt sich, was aus ihrem Liebesleben geworden ist. "Das wird schnell zu einer Negativspirale, die mit Wut und sich weiter auflösendem Respekt zueinander vorangetrieben wird", so Tiesel-Jensen. "Je eher diese Spirale unterbrochen wird, desto besser stehen die Chancen für die Beziehung."

4. Das Sexleben erfüllt nicht die Bedürfnisse

Laut der Familientherapeutin Vikki Stark nehmen viele Paare ihre sexuellen Probleme nicht ernst genug, wie sie auf Psychology Today erklärt. Wenn das Leben dazwischen funkt, das Baby klein ist oder die Arbeit zu stressig, vor alldem aber beide Partner:innen noch Lust aufeinander hatten, sollte das Paar aufhorchen. Oft käme es zu Schuldzuweisungen und Streitereien, anstatt zu klärenden Gesprächen, so die Expertin. Eine Therapie sei außerdem schwierig, da viele Menschen sich nicht trauen würden, das sehr intime Thema vor einer fremden Person zu besprechen – oder sie glaubten nicht, dass ihnen jemand helfen kann. Wieder andere hofften, dass es nur eine Phase ist oder dass darüber zu reden es schlimmer machen könnte. "Die meisten Eheberater:innen wissen, dass das Vermeiden das größte Problem ist", erklärt Stark. "Viele Paare wissen nicht, wie sie über schmerzhafte oder sensitive Themen sprechen sollen, weshalb Jahre vergehen, in denen das Thema umgangen wird." Die Expertin rät zu einem jährlichen Ritual, in dem sich Paare Zeit nehmen, um folgende Fragen zu beantworten:

  • Könnt ihr offen und ehrlich miteinander sprechen?
  • Seid ihr beide zufrieden damit, wie eure Finanzen geregelt sind?
  • Befriedigt euer Sexleben eure Bedürfnisse?
  • Habt ihr das Gefühl, dass ihr beide gleich viel zum Haushalt beisteuert?
  • Falls ihr Kinder habt: Habt ihr gleiche Ansichten bei der Erziehung?

Und falls es hitzig und wenig konstruktiv wird: Sucht euch professionelle Unterstützung. Egal welcher Part in der Ehe es ist, der eine:n von euch unglücklich macht. Es kann sehr angenehm sein, die Gefühle zusammen mit einer neutralen Person zu besprechen und das kann auch erst einzeln passieren, ehe ihr euch gemeinsam dem Thema stellt.

Verwendete Quellen: Psychology Today, YourTango, GoodTherapy

lkl Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel