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Paartherapeut verrät Ist in einer Beziehung Platz für eine dritte Person?

Dritte Person in einer Beziehung: zwei Frauen gehen mit einem Mann in ihrer Mitte in einem Park spazieren
© Pixel-Shot / Shutterstock
Liebe ist die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle. Heute geht es um die Frage: Brauchen wir eine dritte Person in unserer Beziehung, die immer ein Wörtchen mitzureden hat?

Diese Frage wird in Varianten immer wieder gestellt, je nachdem, wer der oder die "Dritte" ist. Mal geht es um den Einfluss der Ex oder der Eltern, um Freundinnen oder Geschwister. Oft aber geht es um Nebenbeziehungen oder drohende Affären. Und dass uns diese Frage dann umtreibt, muss so sein. Denn wir sind als Paar ja die wichtigsten Menschen füreinander. Wir teilen unser Leben - emotional, ökonomisch, sexuell. Wir sind fürsorglich und unterstützend. Wir entscheiden gemeinsam. Indem wir loyal und ehrlich miteinander sind, schaffen wir eine Art intime Beziehungsblase um uns herum. In ihr vertrauen wir einander alles an. Und wir teilen nicht alles mit anderen, was in unserer Beziehung geschieht. Unsere Paarblase schließt uns zusammen und die anderen aus.

Einige der anderen sind wichtige andere. Unsere Kinder, unsere Familien, unsere besten Freundinnen und Ex-Lover. Doch wenn diese wichtigen anderen noch wichtiger scheinen als wir füreinander, dann ist die Sicherheit unserer Beziehungsblase bedroht. Dann wird die schützende Intimität zerstört. Dann werfen wir einander vor: "Ich bin im Grunde mit deiner Mutter verheiratet." – "Für deine Freunde hast du immer Zeit, für mich nie!" – "Ingrid sagt dies, Ingrid sagt das, jeden Abend telefoniert ihr, zieh doch gleich mit ihr zusammen!" – "Die Kinder können doch auch mehr bei deiner Ex sein, dann hätten wir auch mal Zeit miteinander."

Vollends bedrohlich wird es, wenn da offenbar ein neuer Stern am Beziehungshimmel aufgeht. Die neue Kollegin, die immer netter wird. Der so einfühlsame Yoga-Lehrer, bei dem kein Kurs ausgelassen wird. Ziehen wir eine Grenze und verlangen, dass dieser andere Kontakt aufgegeben wird? Oder teilen wir unseren Lieblingsmenschen?

Wo zieht man die Grenze?

Die Grenze zu ziehen ist nicht einfach. Wir wollen unsere:n Liebste:n ja nicht daran hindern, liebevolle Kontakte, tiefe Freundschaften und erfrischende Begegnungen zu haben. Wir möchten einander nicht einengen, wir möchten vertrauen und versuchen lieber, unsere Ängste zu verdrängen. Aber es fühlt sich nicht mehr sicher an.

Was kann dann helfen? Offenheit. Schon wenn wir auf Dauer nicht ertragen, dass Schwiegermama oder die Ex-Frau unseren Liebsten bestimmen, brauchen wir die Offenheit, das anzusprechen, und die Gewissheit, dass unserem Partner unsere Gefühle nicht gleichgültig sind. Erst recht brauchen wir dieses emotionale Commitment, wenn der Verdacht einer Affäre besteht. Und unumgänglich wird diese Offenheit, wenn wir unsere Beziehung für Sexualität oder Liebe zu anderen öffnen wollen. Gerade offene Beziehungen haben nur dann eine Chance, wenn die Partner offen miteinander umgehen.

Die Frage, wie wichtig ein Dritter, eine Dritte werden darf, kann also kein:e Liebespartner:in allein beantworten. Sie ist immer eine Aufforderung, sich der inneren Dynamik und den Schwächen der eigenen Beziehung zuzuwenden. Denn gleichgültig, ob wir uns in unserer Intimität und Vertrautheit gestört fühlen oder uns für Polyamorie entscheiden und unsere Beziehungsblase gegenüber anderen öffnen: Wenn wir uns nicht darüber verlieren wollen, muss die Offenheit miteinander umso größer sein, je wichtiger andere werden.

Neu in den Partner verlieben: Oskar Holzberg
Oskar Holzberg, 67, berät seit über 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und ist seit über 30 Jahren verheiratet. Sein aktuelles Buch heißt "Neue Schlüsselsätze der Liebe" (240 S., 11 Euro, DuMont).
© Ilona Habben
Brigitte

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