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Beziehung Diese überraschende Eigenschaft ist wichtig für eine erfolgreiche Partnerschaft

Beziehung: Ein Paar in einem Bus
© simona pilolla 2 / Shutterstock
Dass Sensibilität im Hinblick auf eine Partnerschaft eine positive Eigenschaft ist, scheint naheliegend. Welcher gegenteilige Charakterzug laut einem israelischen Psychologen überraschenderweise ebenfalls förderlich ist, liest du hier.

Von einer:m ideale:n Partner:in würden sich viele Menschen wahrscheinlich wünschen, dass sie:er möglichst sensibel, einfühlsam, leidenschaftlich und empathisch ist. Verständlicherweise. All das sind tolle und wertvolle Eigenschaften, besonders wenn wir zu einer Person Nähe, Intimität und eine emotionale Verbindung aufbauen möchten. Der israelische Psychologe, Philosoph und Beziehungsforscher Aaron Ben-Zeév sieht allerdings für eine gelingende Partnerschaft einen weiteren Charakterzug als förderlich an, der aus der zuvor genannten Reihe deutlich heraussticht und den vermutlich die wenigsten Menschen bei der Beschreibung ihres:r idealen Partner:in nennen würden: Gleichgültigkeit. Zumindest in einem gewissen Maße.

Zu viel Sensibilität kann Beziehungen überlasten

"Es wird oft angenommen, dass Sensibilität eine Säule von romantischen Beziehungen ist, und das mit gutem Grund, aber zu viel romantische Sensibilität kann eine Partnerschaft überfordern", schreibt Aaron Ben-Zeév in Psychology Today. "Eine gewisse Gleichgültigkeit kann sehr wertvoll sein." Hochsensible Menschen, zu denen statistisch gesehen etwa jede fünfte Person gezählt werden kann, nehmen besonders vieles besonders intensiv wahr. Sie sind typischerweise reflektiert und oft spüren sie, wenn etwas in der Luft liegt, ohne dass sich jemand dazu äußert und bevor es anderen Leuten auffällt. Meist sind hochsensible Personen sehr empfänglich für Kleinigkeiten, Emotionen und Schwingungen – aber auch für Missstimmung und Negatives. Zudem sind sie tendenziell anfällig für Stress und schnell überfordert.

Gerade für eine Partnerschaft, in der sich die Beteiligten in der Regel (räumlich) sehr nahe sind und viel Zeit miteinander verbringen, könne es dem Psychologen zufolge belastend sein, wenn eine:r oder beide auf jeden Reiz anspringen und allem eine Bedeutung zuschreiben. Denn nicht nur mache es das Zusammenleben schwer und kompliziert, häufig fördere es auch Eifersucht, Wut und Misstrauen. Einer ausgeprägten Sensibilität ein gewisses Maß an Desinteresse entgegenzusetzen, sei Aaron Ben-Zeév zufolge hilfreich, um ein gesundes Gleichgewicht herzustellen und ein entspanntes und respektvolles Miteinander zu gewährleisten.

Moderate Gleichgültigkeit fördert Toleranz und Respekt

"Die optimale Herangehensweise, um die Kluft zwischen Hypersensibilität und völliger Gleichgültigkeit zu schließen, ist, eine moderate Indifferenz zu entwickeln, die Coolness, Selbstkontrolle, Respekt gegenüber den Werten der:s Partners:in involviert und Toleranz für kleinere negative Eigenheiten und Verhaltensweisen", schreibt Aaron Ben-Zeév. Im Idealfall sollten wir über Charakterzüge wie Unordentlichkeit oder Unorganisiertheit hinwegsehen können, nicht aber gleichgültig gegenüber wesentlichen Persönlichkeitsmerkmalen wie Rücksichtslosigkeit oder Geiz sein.

"Gemäßigte Gleichgültigkeit ist eine rationale Verhaltensweise, die ermöglicht, eine Reihenfolge von Prioritäten aufrechtzuerhalten: Wir akzeptieren, dass wir, da wir sowieso nicht alles ändern können, weniger sensibel für die schwierigen und anstrengenden Seiten unserer:s Partnerin:s sein sollten", so der Psychologe. Soll heißen: Ist der Mensch, mit dem wir unser Leben teilen, grundsätzlich liebevoll, zärtlich, warmherzig und treu, ist das idealerweise wichtiger für uns als die Tatsache, dass er beim Spaghetti-Essen Tomatensoße verkleckert oder ständig spät dran ist. Klar dürfen uns solche Ticks nerven und wir das kommunizieren, aber im besten Fall sind sie uns relativ gesehen – also in Relation zu anderen Dingen – egal.

Eine gewisse Gleichgültigkeit dient dem Vertrauen

Auch um zu vertrauen, sei ein gewisses Maß an Gleichgültigkeit laut dem Experten wichtig und hilfreich: Da wir die Gedanken unsers:r Partners:in nicht lesen können, werden wir nicht immer verstehen, wieso sie:er sich wie verhält. Selbst wenn es uns wichtig ist und wir nachfragen, kann es vorkommen, dass wir nicht in der Lage sind, es hundertprozentig nachzuvollziehen. Können wir in so einer Situation empfinden okay, ich muss ja nicht alles verstehen, wird es uns leichter fallen, Dinge auf sich beruhen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass unser:e Partner:in gute Absichten verfolgt und aus Liebe zu uns handelt.

Eine weitere positive Wechselwirkung zwischen Gleichgültigkeit und Vertrauen erkennt Aaron Ben-Zeév in den Ergebnissen einer Studie von 2015: Darin zeigte sich, dass Paare, die schon lange zusammen sind, gleichgültiger gegenüber anderen möglichen Partner:innen sind als Singles oder unverbindlich Liierte und dass sie andere Menschen als weniger anziehend empfinden. Wer sich mit dem zufrieden geben kann, was sie:er hat, hört auf, nach etwas Besserem Ausschau zu halten und ist weniger empfänglich für Reize und Verlockungen. 

Fazit

Es ist klar, dass wir in einer Partnerschaft ebenso wie in jeder intimen zwischenmenschlichen Beziehung Einfühlungsvermögen, Sensibilität, Interesse und Mitgefühl brauchen, um einander zu verstehen und aufeinander einzugehen. Allerdings kommt es wie in fast allen Dingen auch dabei auf die Dosis an. Ein gewisses Maß an Gleichgültigkeit und an selektivem Desinteresse trägt dazu bei, dass wir den wirklich wichtigen Dingen mehr Aufmerksamkeit schenken können, weil wir Nebensächlichkeiten leichter ausblenden und gut sein lassen. Wir werden zudem einfacher ein Grundvertrauen entwickeln, wenn wir den Anspruch ablegen, alles, was die andere Person in unserer Beziehung tun, bis ins letzte Detail verstehen zu wollen.

Verwendete Quelle: psychologytoday.com

sus Brigitte

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