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Die Patchwork-Lüge: "Gute Scheidungen gibt es nicht"

In ihrer Streitschrift "Die Patchwork-Lüge" geht die Autorin Melanie Mühl mit der Patchwork-Familie ins Gericht. Diese sei keineswegs ein Erfolgsmodell, wie uns von Serien-Drehbuchschreibern bis zum Bundespräsidenten immer alle weismachen wollten. Sondern sie produziere vor allem psychisch gestörte Scheidungskinder. Wir haben ihre Thesen für Sie zusammengefasst.

Die Thesen von Melanie Mühl

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Vorwurf 1: Das falsche Medienbild "Die Medien feiern seit einigen Jahren das Patchworkmodell als Glücksversprechen, als eine neue Idee von Familie, die nichts Muffiges mehr umgibt, weil sie sich aus allen Zwängen befreit hat. (...) Das täuscht darüber hinweg, dass jedem Patchworkglück ein Familienunglück vorausgeht." Vorwurf 2: Verzicht und Stabilität sind nicht mehr zeitgemäß "Wir leben im Zeitalter der Unabhängigkeit, das verleiht uns ein großes Freiheitsgefühl. (...) 'Anything goes' ist zu unserem Leitspruch geworden. (...) Der Glaube, jede Phantasie sei realisierbar, versetzt uns in einen permanenten Unruhe-, in einen Sehnsuchtszustand: Wartet nicht ein besseres Leben auf mich? Warum bin ich aus meinem noch nicht ausgebrochen?... Aber die Familie steht für alles Unzeitgemäße: Stabilität, Bedingungslosigkeit; Loyalität, Verzicht, Nähe." Vorwurf 3: Die eigenen Gefühle stehen über allem "Die gute Nachricht lautet, dass die Ehe nicht an Bedeutung verloren hat. Was verloren gegangen ist, ist ihr institutioneller Charakter. Das ist die schlechte Nachricht. Im Mittelpunkt stehen die eigenen Gefühle, die wir permanent beobachten: Tut mir der andere gut? Bin ich glücklich? Kompromissen gegenüber sind wir skeptisch und ziehen es vor, unsere Liebespartner mit Erwartungen zu überfrachten, als sei der andere nur deshalb auf der Welt, um uns glücklich zu machen. (...) Vermutlich haben wir in einem viel größeren Ausmaß, als wir glauben, die Fähigkeit verloren, Auseinandersetzungen in einer Beziehung für normal zu halten. Doch ohne Auseinandersetzungen sind Beziehungen zum Scheitern verurteilt." Vorwurf 4: Die Familie als Statist "Die Familie spielt in dieser Gesellschaft eine Statistenrolle. Jugendämter, Beratungsstellen, Scheidungsanwälte. (...) sollen die Zerrüttungsfolgen auffangen. Das können sie aber nicht."

Vorwurf 5: Jede Scheidung ist eine Tragödie "Die Behauptung, es gebe auch gute Scheidungen, ist absurd. Für Kinder ist eine Scheidung eine Tragödie. (...) Scheidungskinder wachsen mit der Gewissheit auf, dass nichts von Bestand ist. (...) Scheidungskinder neigen stärker zu Depressionen und Jugendkriminalität, die Missbrauchsgefahr von Nikotin, Alkohol und Drogen ist größer. (...) Auch die Suizidgefahr ist bei Scheidungskindern erhöht. (...) Scheidungskinder wissen nicht, wie Familie funktioniert, wie sich Zusammengehörigkeit anfühlt, was eine Schicksalsgemeinschaft ist, sie haben es nie gelernt. Die logische Konsequenz, die Scheidungskinder aus ihren Erfahrungen ziehen, ist, dass sie seltener heiraten und Kinder bekommen." Vorwurf 6: Scheidungskinder als tickende Zeitbomben "Wir sprechen nicht über ein paar Kindheitstraumata, die nur die Persönlichkeit Einzelner betreffen, wir sprechen über nicht weniger als den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Kinder, die in unverbindlichen Sozialkonstruktionen aufwachsen, die sich selbst überlassen werden, verlieren jedes Gefühl für Bindungen, für Freundschaften, Liebe und Solidarität. Sie sind Vagabundierende, an keinem Ort verankert, ohne feste Beziehungen, nicht einmal zum eignen Ich. Das macht sie zu tickenden Zeitbomben."
 

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