Männer denken ja angeblich ungefähr alle sieben Sekunden an Sex (während der Pubertät doppelt so oft). Und wenn sie eine Frau ansprechen, dann immer mit dem Hintergedanken, sie ins Bett zu kriegen. Diese Vorstellung ist so verbreitet und in unseren Köpfen verankert, dass wir uns, wenn er nicht mit uns schlafen will, manchmal sogar fragen: Findet er mich etwa nicht attraktiv? Und dass wir es als "typisch männlich" ansehen, auf Sex aus zu sein.
Doch es wird höchste Zeit, uns davon zu verabschieden! Und das sagen nicht wir, sondern einer, der es wissen muss: Jed Diamond, 73, Psychiater, Therapeut – und ohne jeden Zweifel ein Mann. In einem Blog-Eintrag auf "goodmanproject" schreibt Diamond: "Wie oft hören wir die Aussage 'Männer wollen immer nur Sex?'. Als ich 17 war, war ich sicher, sie ist wahr. Als ich 37 war, ahnte ich, dass sie falsch sein könnte. Heute, mit 73, weiß ich sicher, dass sie nicht wahr ist."
Das wünschen sich Männer: Sicherer Hafen statt Sex
Was seine Lebenserfahrung sowie seine zahlreichen Gespräche mit Patienten und anderen Vertretern seines Geschlechts ihm offenbart haben: Mehr als alles andere wünschen sich Männer Sicherheit und Geborgenheit, ein Zuhause und einen "sicheren Hafen". Diese Sehnsucht, so Diamond, stecke letztlich auch hinter ihrem Begehren mit jemandem zu schlafen.
Sex "vermittelt uns ein Gefühl von Frieden und zu Hause ankommen, das weit über die sexuelle Lustbefriedigung hinausgeht", schreibt der Psychologe. Er sei eine Art Pause und Entspannung vom Leistungs- und Konkurrenzdruck, unter dem insbesondere Männer oft stünden (das lassen wir mal so stehen – bezweifeln aber entschieden, dass der gesellschaftliche Wettbewerbsdruck für Männer wirklich größer ist als für Frauen!!!). Doch eigentlich könnten Männer auf den Geschlechtsverkehr genauso gut verzichten – wenn sie dafür Geborgenheit bekämen.
"Eines der Dinge, die ich am meisten liebe, ist, meinen Kopf in den Schoß meiner Frau zu legen und sie ihn kraulen zu lassen", schreibt Diamond. Kein Sex, dafür sicherer Hafen. Stellt sich nur die Frage: Wenn Diamond Recht hat, warum hören wir dann so selten von Männern Sätze wie "Lass uns heute mal nur kuscheln" oder "Bitte sei einfach nur für mich da"?
Angst vor Unmännlichkeit
Weil, so der Experte, eine der größten Ängste vieler (insbesondere heterosexueller) Männer darin besteht, unmännlich rüberzukommen. Und sich bemuttern zu lassen und eingestehen, dass man sich Schutz und Sicherheit wünscht, gilt nun mal als nicht besonders männlich ...
Womit wir auch schon bei den Gründen wären, mit denen Diamond zu erklären versucht, warum es Frauen oft schwer fällt, Männern den so heiß ersehnten sicheren Hafen (ohne darum gebeten zu werden) zu geben: "Frauen fürchten sich vor Männern, die sich nicht männlich fühlen. Sie wissen, dass die meisten Männer, die gewalttätig werden, Männer sind, die sich schwach und abhängig fühlen", so der Psychologe. Außerdem vermutet er, dass sich Frauen tatsächlich eher "männliche" Partner wünschen, weil sie sich sonst eher wie eine Mutter anstatt wie eine Partnerin fühlen würden.
Das Schöne an Diamonds These ist: Es ist völlig egal, ob sie stimmt oder nicht. Arbeiten wir an dem dahintersteckenden Problem, können wir nur gewinnen! Denn wenn Angst, sowohl bei Männern als auch bei Frauen, der Hauptgrund ist, warum Männer auf ihren Sextrieb "reduziert" werden und nicht bekommen können, was sie sich wirklich wünschen, ist die Lösung klar: Wir brauchen alle einfach ein bisschen mehr Mut (z. B. zu Ehrlichkeit und Anderssein). Mehr Mut und (Selbst-)Vertrauen!