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Paartherapeut verrät Wieder glücklich nach verlorener großen Liebe – (wie) geht das?

Glücklich nach der großen Liebe: ein älteres Paar, dass sich in den Armen hält und glücklich lächeln. Die Sonne scheint
© Fit Ztudio / Shutterstock
Kann man nach einer großen Liebe überhaupt noch glücklich werden? Liebe ist die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle.

Unbedingt!

Die große Liebe hat, wie alles andere Großartige und Erfüllende auch, einen Nachteil: Wir wollen, dass sie niemals endet. Doch dieser Wunsch erfüllt sich nicht immer. Und dann sehnen wir uns nach ihr zurück, wollen sie wiederhaben. Nun lehrt uns das Leben und jeder halbwegs belesene Hilfsguru, dass wir loslassen sollten, was vergangen und verloren ist, und auf das schauen, was wir haben und gewinnen können. Aber das ist nie einfach, und in der Liebe schon gar nicht.

Denn in unserer Erinnerung wird aus einer großen Liebe eine noch viel größere Liebe. Jedes Mal, wenn wir uns daran erinnern, verändern wir dabei genau diese Erinnerung. Und so bleibt allmählich allein das Großartige daran in unserem Gedächtnis, während die nicht so schönen Seiten der Ex-Beziehung immer mehr daraus entschwinden. Wir bekommen das Gefühl, nicht nur eine große, sondern die ideale Liebe verloren zu haben.

Sehnsucht nach der Vergangenheit

Häufig erscheint uns unsere große Liebe als unsere erste Liebe. Alles, was wir vorher für Liebe hielten, verblasst augenblicklich und zählt nicht mehr. Wenn zum ersten Mal die volle Dosis des beglückenden Liebes-Lust-und-Bindungshormon-Cocktails durch unsere Synapsen rauscht, dann wirft uns das um. Dieses erste Erleben ist so neu und eindrücklich, dass keine weitere Liebe ähnlich intensiv erscheint. Und das macht es schwierig. Weil diese Gefühle zu unserem romantischen Mythos passen, demzufolge sich in der Liebe zwei auf einzigartige Weise füreinander bestimmte Menschen treffen.

Demnach haben wir, wenn diese Liebe vorbei ist, den Hauptgewinn verspielt, und alles, was noch kommen kann, ist höchstens das Zweitbeste. Wir zweifeln, je wieder glücklich sein zu können, weil wir den Menschen verloren haben, der Glück für uns bedeutete. Weil unser Gehirn keine abstrakten Gefühle aufrufen kann, bleibt es für immer mit dieser konkreten Person verbunden.

Doch sehnen wir uns tatsächlich nach dem oder der jetzt nicht mehr erreichbaren Partner:in – die uns möglicherweise heute gar nicht mehr begeistern würde? Oder gilt unsere Sehnsucht nicht vielmehr uns selbst? Weil wir gerne wieder wären, wer wir damals waren. Weil wir uns fühlen wollen, wie wir uns damals gefühlt haben. Jede neue romantische Begegnung vergleichen wir mit dieser Vergangenheit und wenden uns enttäuscht ab, weil wir uns nicht so fühlen wie mit der verlorenen Liebe. Wir ziehen uns zurück, bevor wir eine Chance haben, überhaupt anzukommen.

Jede Liebesbeziehung ist einzigartig

Eine große Untersuchung hat gerade gezeigt, dass viele Liebesbeziehungen nicht auf den ersten Blick entstehen, sondern oft durch lange Freundschaft. Also durch Begegnungen, in denen Liebesgefühle wachsen konnten. In der großen Liebe erleben wir unsere eigene Fähigkeit, zu begehren, zu lieben und uns lieben zu lassen. Und diese Fähigkeit können wir nicht durch eine Trennung verlieren. Was wir verlieren, ist eine einzigartige Liebe, wie jede Liebesbeziehung einzigartig ist. Ja, wenn wir daran denken, dass unsere erste Liebesbeziehung diejenige war, die wir mit unseren Eltern erlebt haben, dann wissen wir sogar, dass große Liebe der beste Boden für alle weiteren Beziehungen ist.

Eine große Liebe hindert unser Glück nur, bis wir die nächste gefunden haben. Jede Liebesbeziehung hat die Chance, die nächste, irgendwie andere, große Liebe zu werden, wenn wir uns darauf einlassen.

Neu in den Partner verlieben: Oskar Holzberg
Oskar Holzberg, 67, berät seit über 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und ist seit über 30 Jahren verheiratet. Sein aktuelles Buch heißt "Neue Schlüsselsätze der Liebe" (240 S., 11 Euro, DuMont).
© Ilona Habben
Brigitte

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