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Phubbing Diese gängige Angewohnheit schadet unseren Beziehungen

Pärchen sitzt unzufrieden auf dem Sofa
© tirachard / Adobe Stock
Die meisten von uns haben es schon erlebt oder selbst ausgeübt, oft ohne viel darüber nachzudenken. Egal, ob unter Freund:innen, bei dem:der Partner:in oder der Familie. Schaut man auf diverse Studien, sollten wir mit diesem Verhalten besser vorsichtig sein.

Wenn wir uns nicht gesehen fühlen, führt das häufig zu Streit oder negativen Gefühlen. Manche glauben, dass der:die andere nicht richtig auf sie eingeht oder nicht zuhört oder, dass unsere Anwesenheit den:die andere offenbar langweilt. Im schlimmsten Fall fragen wir uns, ob es dann überhaupt noch Sinn ergibt, sich zu treffen. Ein bestimmtes Verhalten kann für all diese Annahmen sorgen: der gelegentliche Blick aufs Handy. Für viele wirkt er harmlos, doch die Forschung lässt vermuten, dass die Realität anders aussieht. 

Das Phänomen "Phubbing"

"Phubbing" bezeichnet die Angewohnheit im Beisein anderer aufs Handy zu schauen. Es leitet sich aus den Worten "Phone" ("Telefon") und "Snubbing" her, was unter anderem als "gleichgültig abweisend" übersetzt wird. Laut Forschung kann es unseren Beziehungen durchaus schaden und wir selbst haben sicherlich schon erlebt, was Phubbing anstellen kann. Von Individuum zu Individuum sind die Reaktionen verschieden. Personen, die eher positiv zu der Verhaltensweise stehen, sehen es meist als weniger problematisch an, wenn andere es tun. Andere fühlen sich ignoriert oder bekommen das Gefühl, dass die Interaktion mit ihnen unwichtig ist. Oft kommt es außerdem zu einem Dominoeffekt: Wenn eine Person mit Phubbing anfängt, schauen wir auch selbst auf das Handy, in einer Gruppe geht es teilweise reihum, bis alle einmal das Handy gezückt haben – egal, ob es eine neue Nachricht gibt oder nicht.

Was Phubbing für Beziehungen bedeutet

Einige Forschungsergebnisse haben bereits festgestellt, dass Phubbing negative Konsequenzen auf unsere Freundschaften oder Beziehungen haben kann. Allerdings sind nicht alle Datensätze repräsentativ und auf dem Gebiet muss noch weiter geforscht werden. In einer Studie wurden 308 Menschen nach ihrer Lebenszufriedenheit, der Zufriedenheit in ihrer Partnerschaft sowie der empfundenen romantischen Beziehungsqualität gefragt. Diese Werte wurden mit einer Skala zum Partner-Phubbing verglichen. Die Ergebnisse ließen vermuten, dass das Phubbing einen negativen Einfluss auf die empfundene Beziehungsqualität und die -zufriedenheit hatte. Diese zwei korrelierten wiederum mit der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Das Phubbing wirkte sich also direkt und indirekt auf alle Bereiche aus.

Doch nicht nur im Liebesleben, auch unter Freund:innen, Kolleg:innen oder der Familie kann Phubbing negativ gewertet werden. Manche Menschen fühlen sich ausgegrenzt, was sowohl emotionale als auch verhaltensbasierte Auswirkungen haben kann. Die Ergebnisse einer kleiner angelegten Studie mit 182 Teilnehmer:innen lassen vermuten, dass sich das Phubbing einer anderen Person negativ auf die Stimmung des Gegenübers auswirkt. Das Gefühl von Ausgrenzung wird gesteigert und fundamentale Bedürfnisse werden nicht bedient. Auch Menschen, die sich an eine Situation erinnerten, in der sie zum Handy griffen, gaben eine geringere Bedürfnisbefriedigung und ein stärkeres Gefühl der Ausgrenzung an, allerdings in geringerem Ausmaß. Bei der negativen Stimmung erreichten Phubber jedoch den gleichen Wert, wie die Personen, die sich in einer solchen Situation ausgegrenzt gefühlt hatten.

Viele Gründe sprechen gegen Phubbing

Es gibt noch viele weitere Forschungsfelder, die vermuten lassen, dass eine Handynutzung in Anwesenheit anderer negative Folgen haben kann. Einer Studie der University of California zufolge könnte beispielsweise die Nutzung von Eltern im Beisein ihrer Kinder der emotionalen Intelligenz der Nachkommen schaden. Einige Beobachtungs- und experimentelle Studien geben außerdem Hinweise darauf, dass die elterliche Sensibilität und Reaktionsfähigkeit durch die Smartphone-Nutzung der Eltern negativ beeinflusst werden können.

Was wir gegen Phubbing tun können

Viele Menschen versuchen bereits, den Handykonsum einzuschränken. Manchmal mag das wegen gewissen Verpflichtungen nicht klappen, wenn wir mit anderen unterwegs sind. Die Anzahl der Smartphone-Nutzer:innen liegt laut "Statista" bei rund 67,6 Millionen Menschen – da ist es schwierig, nicht in gewisse Muster zu verfallen, die sich viele mit den Jahren angeeignet haben. Was wir aber tun können, ist auf unser Verhalten zu achten. Wenn wir keine wichtige Nachricht erwarten, kann das Handy beim Essen mit dem:der Freund:in in der Tasche bleiben. Wenn wir wegen etwas auf Abruf sein müssen, kommunizieren wir das am Besten zu Beginn des Treffens oder spätestens, wenn wir tatsächlich zum Handy greifen müssen. Und falls ein:e Freund:in andauernd ihre Nachrichten checkt und uns dieses Verhalten stört, sprechen wir es am Besten an. Vielleicht ist ihm:ihr gar nicht bewusst, was das in uns auslöst. Es kann so schön sein, ohne digitale Ablenkung einfach den Moment zu genießen. Und glücklicherweise können wir uns darin üben, diese wieder häufiger stattfinden zu lassen.

Verwendete Quellen: unibas.ch, frontiersin.org, ncbi.nlm.nih.gov, de.statista.com

lkl Brigitte

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