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Beziehung Kind mag neuen Partner nicht – was tun?

Kind mag neuen Partner nicht: Küssendes Paar mit Kind
© UfaBizPhoto / Shutterstock
Liebe ist die Antwort auf alle Fragen? Nicht ganz. Sie stellt auch ziemlich viele. Psychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg beantwortet sie alle.

Was mache ich, wenn meine Kinder meinen Partner nicht mögen? Es ist nicht der Mensch, es ist der Partner an Ihrer Seite, den Ihre Kinder nicht mögen.

Kinder in unbekanntem Gefühlsdreieck

Kinder brauchen stabile, also verlässliche, liebevolle Beziehungen. Wenn sich die Eltern trennen, geht ein Teil ihres Halts verloren, selbst wenn beide Elternteile ihre Kinder liebevoll und in Harmonie weiter betreuen. In Kindern bleibt der Wunsch lebendig, dass die Eltern wieder ein Paar werden. Diese Sehnsucht nach der ursprünglichen Sicherheit verlässt sie nicht. Neue Partner*innen an der Seite der Eltern verunsichern sie daher. Denn dann wird zur schmerzhaften Gewissheit, dass Papa und Mama nie mehr ein Paar werden – Grund genug, die "Neue" oder den "Neuen" schrecklich zu finden.

Hinzu kommt, dass sich die Kinder durch diesen neuen Menschen plötzlich in einem unbekannten Gefühlsdreieck wiederfinden. Ihr altes Mama-Papa-Kind-Dreieck haben sie zerbrechen sehen. Unbewusst sind sie jetzt wieder mit dieser schmerzhaften Erfahrung konfrontiert. Und nicht zuletzt müssen sie auch ganz real einen Platz in dieser neuen Konstellation finden. Wer vorher mit einem alleinerziehenden Elternteil gelebt hat, muss überhaupt erst mal lernen zu teilen, was zuvor ausschließlich für einen selbst und allenfalls noch für die Geschwister da war.

Kleinkinder sind da geschmeidiger und öffnen sich trotz ihrer Ängste leichter gegenüber dem neuen Mann an Mamas Seite. Ältere Kids und Pubertiere können dagegen mit gnadenloser Ablehnung reagieren. Insbesondere wenn sie glauben, dass die "Neuen" Schuld an der Trennung der Eltern haben. Sie lehnen die Freundin von Papa ab und bleiben solidarisch mit Mama, denn eine gute Beziehung zur neuen Partnerin könnte ja das Verhältnis zur Mutter gefährden.

Balance-Akt zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen

Neu in den Partner verlieben: Oskar Holzberg
Oskar Holzberg, 67, berät seit über 20 Jahren in seiner Hamburger Praxis Paare und ist seit über 30 Jahren verheiratet. Sein aktuelles Buch heißt "Neue Schlüsselsätze der Liebe" (240 S., 11 Euro, DuMont).
© Ilona Habben

Es ist also aus all den genannten Gründen nur zu verständlich, wenn dem/der neuen Partner*in kein begeisterter Applaus entgegenschlägt. Der oder die "Neue" ist dann eben doof, finden die Kids. Was es dann braucht, ist Geduld. Wir müssen Verständnis dafür äußern, dass es schwer für die Kinder ist, sich auf einen fremden Menschen einzulassen, der plötzlich so nah rückt. Dass wir nicht erwarten können, dass er von ihnen gemocht wird. Aber dass er uns wichtig ist – und dies nichts an ihrer Bedeutung für uns ändert.

Die Kinder sollten dann erleben, dass in der neuen Patchwork-Situation die Bedürfnisse von allen Beachtung finden. Wenn wir der Ablehnung der Kinder zu sehr nachgeben, dann geben wir ihnen eine Macht, die sie gar nicht haben wollen. Wenn wir ihre Ablehnung bekämpfen, verlieren wir die gute Bindung an sie und verkennen, dass sie berechtigte Ängste erleben.

Beziehungen sind immer ein Balance-Akt zwischen unterschiedlichen Bedürfnissen. Im Beziehungs-Patchwork wird das besonders deutlich. Die schwierigen Gefühle brauchen ihren Raum. Die der Kinder, die des neuen Partners – aber auch unsere Gefühle sollten wir nicht verbergen, so schwer es auch gerade sein mag. Und das ist vielleicht das Wichtigste: Es hilft, nie zu vergessen, dass sich auch Kinder gute Beziehungen und ein lebenswertes Miteinander wünschen. Und sie unsere Bemühungen um dieses Miteinander anerkennen werden.

"Paaradox" ist der Podcast mit Oskar Holzberg und seiner Frau Claudia. Sie sprechen offen über Themen, die Beziehungen immer wieder herausfordern. Lustig, spannend und erkenntnisreich! U. a. auf Audio Now.

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BRIGITTE 12/2021 Brigitte

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