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Psychologie 3 Gewohnheiten, durch die sich Trennungsangst in Beziehungen zeigt

Eine Frau sitzt sorgenvoll und gedankenverloren am Fenster
© Paolese / Adobe Stock
Trennungsangst in Beziehungen und damit einhergehende Probleme sind keine Seltenheit – oft sind sie das Ergebnis noch nicht verheilter emotionaler Wunden. Wie wir die Anzeichen erkennen und was gegen die alten Verhaltensmuster helfen kann.

Trennungsangst ist ein Problem, auf das viele von uns schon selbst oder in den Beziehungen von Freund:innen gestoßen sind. Und nicht immer hat sie etwas mit Erfahrungen aus der Kindheit zu tun. Es kann auch eine vorangegangene Beziehung gewesen sein, die uns in der Zukunft zaghafter werden lässt, misstrauisch oder unseren Selbstwert vermindert hat.

Schon denkt er, dass sie ihn verlassen könnte, wenn er seine Probleme offen anspricht – "Schwäche" zeigt. Oder sie wird anhänglicher, weil ihre Unsicherheit und Sorge darum, ihn zu verlieren, mit jedem Moment, den sie mehr für ihn empfindet, steigt. Gegenüber "Psychology Today" erklärt die Beziehungsexpertin und Traumaspezialistin Annie Tanasugarn, wie sich Trennungsangst in Partnerschaften zeigen kann. Dabei spricht sie vor allem über Verhaltensweisen, die durch Kindheitserfahrungen entstehen.

An diesen 3 Gewohnheiten zeigt sich Trennungsangst in Beziehungen

1. Sie haben Schwierigkeiten damit, andere an sich heranzulassen

Menschen, die in der prägenden Zeit ihrer Kindheit vernachlässigt wurden, versuchen meist möglichst wenige ihrer Emotionen preiszugeben. Sie lassen andere, und eben auch nicht ihren Beziehungsmenschen, nicht an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben. Denn sie haben oft gelernt, dass sich andere weiter von ihnen abwenden, wenn sie "Schwäche" zeigen. Dadurch fällt es ihnen schwer, anderen zu vertrauen – oder sie haben im späteren Leben weitere Personen kennengelernt, die ihre Verletzlichkeit und ihre Emotionen gegen sie verwendet haben, um selbst davon zu profitieren. Von sich selbst nichts preiszugeben und Abstand zu halten ist daher zu einer Form des Selbstschutzes für sie geworden.

2. Sie binden sich sehr schnell an andere Personen

Ein gegenteiliges Extrem ist es, dass Menschen mit emotionalen Wunden aus der Kindheit zu viel von sich mitteilen. Sie versuchen, möglichst schnell Nähe zu der Person aufzubauen und sprechen deshalb oft intime Details aus ihrem Leben bereits nach einem kurzen Kennenlernen an. Das kann auf einem ersten Date passieren – oder gegenüber einem:einer Kolleg:in auf der Arbeit. Die Hoffnung ist es, auf schnelle Art und Weise eine Beziehung aufzubauen. Die Verbindung, die sie sich erhoffen, findet oftmals aber nicht statt. Denn die andere Person fühlt sich meist überrumpelt und weiß nicht, wie sie die persönlichen Details aufnehmen soll. Sich zu schnell bindende Menschen haben sich in ihrer Kindheit oft nicht wahrgenommen oder gehört gefühlt, was sie nun bei fremden Menschen versuchen, zu korrigieren. Die Angst, von anderen Menschen zurückgewiesen oder verlassen zu werden, ist sehr groß und kann zu diesem Verhalten führen.

3. Sie haben keine ausgeprägte Selbstidentität

Die Angst, verlassen zu werden, kann dazu führen, dass betroffene Menschen die Interessen, Verhaltensweise und Meinungen ihrer Beziehungsperson spiegeln. So möchten sie dafür sorgen, dass die andere Person sie wertschätzt und akzeptiert – und nicht auf sie verzichten möchte. Das Verhalten nutzen sie möglicherweise auch bei Freund:innen, um diese weiter an sich zu binden. Selbst dann, wenn sie nicht der gleichen Meinung sind, behalten sie ihre Ansicht lieber für sich. Das führt dazu, dass sie oft selbst nicht wirklich wissen, wer sie sind: Ihre Interessen, was sie mögen oder nicht mögen, ihre Hobbys und ihre Werte. In Beziehungen kann es sein, dass sie mit einer neuen Partnerschaft ihr komplettes Selbstbild überarbeiten und für andere Personen kaum wiederzuerkennen sind.

Was gegen die Trennungsangst hilft

Betroffene Menschen verfallen oft in dieselben Verhaltensmuster und stolpern von einer Beziehung in die nächste. Der erste und wichtigste Schritt ist es, die eigenen Fehler zu realisieren und daran selbst etwas ändern zu wollen. Wenn das bisherige Beziehungsleben sehr belastend ist und die Person daran arbeiten möchte, ist professionelle Hilfe die beste Option. Annie Tanasugarn rät Menschen mit Trennungsangst zu lernen, allein zu sein. Denn das sei oft das Hauptproblem. Zeit allein zu verbringen, sorge bei betroffenen Personen oft für Selbstkritik und Selbstsabotage, was ihre Angst verstärken kann. Oft müssen Betroffene sich zuerst ihrer Vergangenheit stellen und verstehen, wie ihre Wunden entstanden sind, um mit diesem Wissen an sich zu arbeiten.

Mithilfe eines:einer Expert:in können sie Selbstvertrauen und Selbstwert steigern und so lernen, aus den alten Mustern auszubrechen. Wir sollten uns öfter daran erinnern, dass wir alle menschlich sind. Fehler zu machen und Ängste zu haben, ist ganz normal. Wie wir darauf reagieren und wie wir mit uns selbst weniger hart umgehen, ist aber etwas, das viele von uns sich erst im Laufe des Erwachsenenlebens aneignen müssen. Und das hat nichts damit zu tun, dass wir weniger fähig sind als andere.

Verwendete Quellen: Psychology Today, Psych Alive, Psych Central

lkl Brigitte

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