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Beziehung Angst vor Einsamkeit oder Liebe – was verbindet euch wirklich?

Psychologie: Ein Pärchen auf einer Bank
© Cavan for Adobe / Adobe Stock
Einsamkeit ist ein guter Grund, Beziehungen zu knüpfen – allerdings keine geeignete Basis für eine intime Bindung. Hier erfährst du, welche Signale darauf hindeuten können, dass dich in erster Linie die Angst vor dem Alleinsein mit einem Menschen verbindet, nicht die Liebe zu ihm.

Menschen sind soziale Wesen, ohneeinander können wir nicht leben. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Beziehungen nicht nur einen entscheidenden Einfluss auf unsere Zufriedenheit haben, sondern auch auf unsere Gesundheit – wobei das eine das andere sicherlich bedingen mag. Einsamkeit hingegen kann im Extremfall unsere Lebenserwartung verkürzen, im Regelfall beeinträchtigt sie zumindest unsere Lebensqualität. Insofern ist es grundsätzlich nachvollziehbar und klug, dass wir soziale Kontakte suchen und Beziehungen knüpfen, damit wir uns nicht einsam fühlen.

Um an einer bereits etablierten, intimen Beziehung festzuhalten, ist die Angst vor Einsamkeit allerdings kein besonders guter Grund. Eine Beziehung, die vorwiegend auf dem Vermeiden von Einsamkeit basiert, wird uns langfristig nicht geben, was wir brauchen und uns wünschen – zum Beispiel Sicherheit, Vertrautheit, Geborgenheit, Unterstützung. Die positiven Effekte, die gesunde Beziehungen auf unser Leben haben, werden nicht eintreten. Obwohl es genau das war, was wir vermeiden wollten, werden wir uns früher oder später trotz oder vielmehr wegen dieser Beziehung einsam fühlen.

Folgende Merkmale sind laut Psycholog:innen typisch für Beziehungen, die wir vorwiegend forcieren, um nicht einsam zu sein. 

Beziehung: 5 Anzeichen, dass sie nicht auf Liebe basiert, sondern auf Einsamkeit

1. Du bist in deiner Beziehung nicht du selbst.

Wenn wir uns in einer Beziehung verstellen und uns so geben, wie wir meinen sein zu müssen, damit uns die andere Person nicht verlässt, ist das oft ein unbewusster Versuch, etwas passend zu machen, was eigentlich nicht passt. Eine Bemühung um die Beziehung um der Beziehung willen – nicht um unseretwillen. Ein wesentlicher Aspekt einer gesunden, lebensbereichernden Beziehung ist, dass wir in ihr unser authentisches Selbst zeigen und ausleben können und dass wir uns wohl, angenommen und geliebt fühlen, wie wir sind, denn nur dann bietet sie uns ein Lebensumfeld, in dem unser Selbstbewusstsein und unsere Identität wachsen können. 

2. Du wünschtest, dein:e Freund:in oder Partner:in wäre (jemand) anders.

Alle Menschen sind auf ihre eigene Weise nervig, anstrengend und himmelschreiend dumm sowieso – doch wenn wir eine Person lieben, akzeptieren wir ihre Unzulänglichkeiten, ohne damit zu hadern. Weil das, was wir schätzen, bei Weitem überwiegt. Und weil die Person ohne sie nicht sie wäre. Ertappen wir uns also in einer Freundschaft oder Partnerschaft immer wieder dabei, dass wir uns wünschen, die betreffende Person wäre in maßgeblicher Weise anders, zum Beispiel extrovertierter, ernsthafter oder mehr wie wir selbst, ist das wahrscheinlich ein Signal dafür, dass wir sie nicht aufrichtig lieben und aus einem anderen Grund an der Beziehung festhalten – vielleicht aus Angst vor Einsamkeit.

3. Du leidest unter deiner extremen Eifersucht.

Gelegentliche, maßvolle und an konkrete Situationen gebundene Eifersucht ist in einer gesunden, intimen Beziehung durchaus normal. Sie erinnert uns daran, dass uns eine Person wichtig ist und dass wir sie als liebenswert und attraktiv empfinden. Ständige und geradezu qualvolle Eifersuchtsgefühle sind hingegen oft eine Folge von Verlustangst und dem völligen Fehlen von Vertrauen, was wiederum häufig mit einer übergroßen Angst vor Einsamkeit einhergeht. 

4. Du hast das Gefühl, ständig mit der Person zusammen sein zu müssen.

Das Bedürfnis zu klammern und die Angst, einem anderen Menschen Freiraum zu lassen, sind typischerweise Hinweise auf einen Mangel an Vertrauen sowie eine geringe Wertschätzung gegenüber dem Betreffenden. Der Grund dafür kann ein übermäßiger Fokus auf das Aufrechterhalten der Beziehung aus Furcht vor Einsamkeit sein: Motiviert uns in einer Beziehung vornehmlich das Interesse, Alleinsein zu vermeiden, erschwert uns das oft, den anderen Menschen mit seinen Bedürfnissen und Ansprüchen zu sehen und zu respektieren. Stattdessen versuchen wir, ihn durch Klammern und ständige Nähe an uns zu binden und zu kontrollieren, weil wir so das Gefühl haben, die Beziehung zu kontrollieren. 

5. Du kannst dir nicht vorstellen, wie du ohne die Person zurechtkommen würdest.

Unsere persönlichen Beziehungen sind idealerweise ein essenzieller und wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Sie stärken unser Selbstvertrauen und unseren Mut und vermitteln uns damit ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Empfinden wir eine Beziehung hingegen als unsere einzige Option, als das Fundament, auf dem unser Leben steht, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir vorwiegend aus Angst an dieser Beziehung festhalten. Nur wenn wir wissen, dass wir ohne einen Menschen zurechtkämen, können wir uns frei und aus Liebe dazu entscheiden, unser Leben oder einen Teil davon mit diesem Menschen zu teilen. 

Fazit

Die Angst vor Einsamkeit ist menschlich und verständlich, aktiv und bewusst Maßnahmen zu ergreifen, um nicht einsam zu sein, ist zweifellos sinnvoll. Eine konkrete Beziehung oder einen bestimmten Beziehungstyp zu erzwingen, die oder der uns aus der Einsamkeit retten soll, ist allerdings kein sehr vielversprechender Weg. Je mehr wir uns auf eine Person versteifen, umso wahrscheinlicher ist es oft, dass es besser für uns wäre, diese Person und die Beziehung zu ihr loszulassen und uns anderen Menschen zu öffnen. Menschen und Beziehungen, die wirklich dazu geeignet sind, uns vor Einsamkeit zu schützen, bewirken nämlich nicht, dass wir uns versteifen – sondern dass wir uns entspannen.

Verwendete Quellen: Andrea Huss und Ulrich Hoffmann: "Der Beziehungskompass. Was Wissenschaftler über das Geheimnis von Liebe und Partnerschaft herausgefunden haben.", psychologytoday.com

sus Brigitte

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