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Bleib weg! Wie du erkennst, dass er nicht für eine Beziehung verfügbar ist

Wie du erkennst, dass er nicht für eine Beziehung verfügbar ist
© Doralin / Adobe Stock
Auf der Suche nach der Liebe können wir uns schnell verirren. Wie wir emotionale Unverfügbarkeit erkennen – und warum wir die Zeichen doch so oft ignorieren.

Die Dating-Welt wurde durch all ihre Apps, das Phänomen des Ghostings, Pandemien und anderen – positiv formuliert – "Herausforderungen" nicht unbedingt ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und weiß, wie man sich zu verhalten hat. Die Suche nach der großen Liebe – oder zumindest einer gesunden, funktionierenden Beziehung – ist alles andere als einfach, weiß auch der Therapeut und Beziehungsexperte Ken Page.

In einem Interview mit dem Online-Magazin "mbg" nennt er eine besonders große sogenannte "Red Flags" im Dating-Bereich, also einen Hinweis auf ein besonders hohes Risiko: sich einem Menschen zu verschreiben, der aus unterschiedlichen Gründen für eine Beziehung nicht verfügbar ist. Weil er beispielsweise kein romantisches Interesse hat – oder weil die Person emotional nicht verfügbar ist. Was das bedeutet, wie wir die Zeichen erkennen und warum wir sie so oft ignorieren, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

Wann spricht man davon, dass jemand emotional nicht verfügbar ist?

"Wenn wir sagen, dass jemand emotional nicht verfügbar ist, meinen wir damit, dass die Person sich nicht wohl dabei fühlt, die eigenen Emotionen zu spüren, Emotionen mit anderen zu teilen oder präsent zu sein und auf Emotionen eines anderen Menschen zu reagieren", erklärt die Psychologin Dr. Lindsay Jernigan im Gespräch mit "Psych Central".

Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns überfordert fühlten und vielleicht nicht die Reaktion zeigten, die wir von uns erwartet haben. Ein plötzlicher Trauerfall kann beispielsweise dafür sorgen, dass wir innerlich zunächst "dicht machen" – und sicherlich, in diesem Moment mögen wir emotional nicht verfügbar sein, keinen Zugang zu unseren Gefühlen haben. 

Doch es gibt auch Menschen, bei denen dieser Zustand über einzelne Situationen hinausgeht: Sie haben vielleicht nie gelernt, mit ihren Emotionen gesund umzugehen, sie zu verbalisieren. Oder sie haben durch negative Erfahrungen (beispielsweise in der Kindheit) lernen müssen, dass es "falsch" ist, Emotionen zu zeigen. Ein Kind, dem die eigenen Gefühle abgesprochen wurden oder deren Emotionen nicht ernstgenommen oder kleingeredet wurden ("Weichei!", "Jungs weinen nicht", "Stell dich nicht so an, es gibt keinen Grund, zu weinen"), haben vielleicht auch noch im Erwachsenenalter Probleme damit, ihre Emotionen zuzulassen oder sie zu verbalisieren.

"Viele Menschen, vor allem Personen, die sich mit dem männlichen Geschlecht identifizieren, erhalten kulturell verstärkte Botschaften, dass emotionale Verletzlichkeit 'schwach' ist, und als Reaktion darauf entwickeln sie Muster emotionaler Unverfügbarkeit in dem Versuch, den kulturellen Geschlechtererwartungen gerecht zu werden", so Jernigan. Dennoch sei es ein Irrglaube, dass nur Männer Anzeichen von emotionaler Unverfügbarkeit zeigen würden oder dass nur Männer emotional unzugänglich seien, stellt die Therapeutin klar.

Wer emotional nicht verfügbar ist, kann beispielsweise:

  • im Allgemeinen eher zurückhaltend wirken
  • Probleme damit haben, über die eigenen Gefühle zu sprechen
  • bestimmte Situationen oder Themen meiden, in denen Gefühle zum Ausdruck kommen

Wichtig ist hierbei: Es ist nicht so, dass diese Menschen keine Gefühle hätten. Sie spüren sehr wohl, doch wissen sie nicht einzuordnen, was sie spüren. Das kann das Miteinander natürlich – gerade in einer Beziehung – sehr schwierig machen.

Welche Zeichen darauf hindeuten, dass die Person kein romantisches Interesse an dir hat

Emotionale Unverfügbarkeit kann auch ihren Grund darin haben, dass die Person kein Interesse auf einer romantischen/sexuellen Ebene mit dir hat. Das Gefühl, man müsse für die angebetete Person besonders hart kämpfen, sei laut Page ein "besonders ernstzunehmendes Signal, dass es sich um eine Anziehung aufgrund von Entziehung handeln könnte".

Wer Interesse an einer Person hat, sollte sich laut Page diese ehrlichen Fragen stellen:

  • Ist diese Person jemand, die nicht so wirkt, als würde sie sich in mich verlieben?
  • Ist diese Person inkonsistent in ihrem Verhalten und ihren Aussagen?
  • Ist sie jemand, der:die nicht verfügbar ist (bspw. weil die Person in einer monogamen Beziehung ist)?
  • Habe ich das Gefühl, dass die Person sich davor scheut, mit mir eine Verbindung aufzubauen?

Wer auch nur eine dieser Fragen mit "Ja" beantwortet, der verfiel wahrscheinlich der vom Therapeuten so beschriebenen "Anziehung von Entziehung".

Warum wir diese Zeichen so oft ignorieren

Es fühlt sich gut an, sich mit einem Menschen zu verabreden, der neu in das eigene Leben gekommen ist. Es kann aufregend sein, für manche Menschen sogar ein Gefühl des Rauschs – auch dank der Hormone, die wir ausschütten, wenn wir uns in jemanden verknallen, wie Studien gezeigt haben. Aber die sogenannte rosarote Brille sorgt auch dafür, dass unser Blick auf das, was vor uns liegt, getrübt wird. Wir verlieren das große Ganze aus den Augen, verfallen der "Anziehung von Entziehung", wie Therapeut Page es nennt.

Diese Form der Anziehung trete besonders dann auf, wenn die Person, für die wir Interesse haben, "fast verfügbar und fast interessiert und fast verliebt ist – aber nie kommen wir ganz heran", so der Psychologe. Dies könne zu einer "unglaublich süchtig machenden und zwanghaften Art der Anziehung" werden, für die jeder Mensch empfänglich sei. Dabei sei gerade die emotionale Unverfügbarkeit der treibende Faktor, der das eigene Verlangen schürt, so Page weiter. Es gehe dann bei jedem Date, jeder Nachricht, jeder Geste darum, die Person für sich zu gewinnen, ihre Bestätigung und Aufmerksamkeit zu erhalten – und dabei ignorieren wir schnell, was für ein Gefühl sie uns wirklich gibt.

Das Gefühl nämlich, nicht interessant genug, nicht liebenswert genug zu sein. "Man kann sich selbst verlieren, wenn man versucht, jemanden dazu zu bringen, sich in einen zu verlieben", erklärt Page. Dies würde unser Selbstwertgefühl im "höchsten Maße" beeinträchtigen, weil "es uns immer wieder die Botschaft vermittelt, dass wir nicht genug sind, wenn wir einfach so sind, wie wir sind".

Abgewiesen zu werden, ist schmerzhaft. Doch es ist ein vergleichsweise kurzer Schmerz. Anders verhält es sich, wenn wir jede kleine Geste als Bestätigung sehen, dass das "Objekt unserer Begierde" uns doch mag, doch Interesse hat, doch eine Beziehung am Horizont warten könnte. Doch was für eine Basis sollte diese Beziehung haben? In einer gesunden Partner:innenschaft gibt uns das Gegenüber keine Zweifel über unseren Wert, lässt uns nicht "zappeln". Sie bestätigt nur das, was wir im besten Fall schon selbst wissen, nämlich dass wir interessant sind und dass wir liebenswert sind.

Verwendete Quellen: mindbodygreen.com, psychcentral.com, ncbi.nlm.nih.gov

csc Brigitte

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