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Liebe ... oder eher nicht? "Romantische" Gesten in Filmen, die wir nicht mehr sehen wollen

Rachel McAdams und Ryan Gosling in "Wie ein einziger Tag"
© United Archives / imago images
Viele vermeintlich "romantische" Gesten in Filmen wären in der Realität Stalking, Manipulation oder Fremdgehen. Umso wichtiger ist es, dass wir Fiktion Fiktion sein lassen und nicht denken, dass es in einer Liebesbeziehung so sein sollte.

Ganz ehrlich: Der ganze Artikel könnte sich nur um Filme wie "Twilight" oder "50 Shades of Grey" drehen, in denen das Verhalten der männlichen Charaktere überwiegend nur deswegen in Ordnung ist, weil sie gutaussehend oder reich sind – oder eben beides. Würde ein unbeliebter Schuljunge nachts in das Zimmer der Protagonistin schleichen, um sie beim Schlafen zu beobachten, wäre das schlichtweg Stalking – und wenn uns ein Mensch immerzu sagt, dass er uns beschützen muss und das nur kann, wenn wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten, fällt das unter Kontrolle, nicht Romantik. Filme wie diese können wir gern als Unterhaltung genießen, sollten sie aber nicht zu Vorbildern für unsere Beziehungen machen. 

Hinweis: Ab dem folgenden Punkt gibt es gewisse Spoiler zu bekannten romantischen Komödien, die für Beispiele herhalten werden.

"Romantische Gesten", die wir nicht mehr sehen wollen

Nummer 1: "Es ist ja nur ein Kuss"

Wer den Film "Tatsächlich Liebe" gesehen hat, erinnert sich an die Geschichte von Juliet (Keira Knightley) und Mark (Andrew Lincoln). Der beste Freund ist obsessiv in die Frau seines besten Freundes verknallt, obwohl er sie gar nicht richtig kennt. Er hat zuvor laut seinem Kumpel kaum mit ihr geredet und sich ihr gegenüber fies benommen. Das Einzige, was für ihn also zu zählen scheint, ist, dass sie jung und hübsch ist. Nachdem sie von seiner Obsession erfährt, lässt sie ihn in seiner Wohnung zurück – bis er mit Karten vor ihrer Haustür auftaucht. Die erste Karte rät ihr, zu sagen, dass Weihnachtssänger:innen vor der Tür seien. Also: Lüg mal bitte kurz für mich. Und am Ende der "romantischen Geste", die übrigens viel Oberflächlichkeit auf den Karten zeigt, läuft sie nach draußen und küsst ihn. Es ist ja schließlich Weihnachten. Toll. Doch in der Realität hätten er und sie nun dieses Geheimnis, das sie mit sich herumschleppen müssten. Sie beginnt ihre Ehe mit dem Kuss des besten Freundes. Vermeintlich kleine Dinge, die im realen Leben einen Unterschied machen – und zu Gewissensbissen führen würden.

Nummer 2: "Aber ER ist wirklich der Richtige für mich"

In vielen Filmen sind Menschen bereits in einer glücklichen Beziehung mit einer anderen Person – die sich dann als die Falsche entpuppt. Beispielsweise in "Die Braut, die sich nicht traut". Maggie (Julia Roberts) ist in dem Film bereits mit einem Mann verlobt, der sie liebt, aufregende Dinge unternehmen will und denkt, sie zu kennen. Das Problem in der Beziehung ist eigentlich nicht er, sondern, dass sie zu allem Ja und Amen sagt. Sie ist nicht ehrlich, was ihre Bedürfnisse angeht. Er denkt, sie möge all die Dinge, die er auch mag und sei deswegen perfekt für ihn. Sie spielt diese Rolle nur. Anstatt aber an der Beziehung zu arbeiten, als ihr das bewusst wird, entscheidet sie sich für Ike (Richard Gere). Sie küsst ihn während der Hochzeitsvorbereitungen ... vor den Augen von besagtem Verlobten. 

Oft werden anständige männliche Charaktere als "langweilig" dargestellt. Beispielsweise auch in "Wie ein einziger Tag", in dem der Verlobte von Allie (Rachel McAdams) sie unterstützt, liebevoll und verständnisvoll ist – aber all das reicht nicht, denn es fehlt "das Feuer", das sie mit Noah (Ryan Gosling) spürte. Das größte Problem bei diesen Geschichten ist, dass die Personen sich meist noch IN einer laufenden Beziehung für die andere Person entscheiden. Wenn man weiß, dass die laufende Beziehung nichts ist, sollte man sie beenden, BEVOR es dazu kommt.

Nummer 3: "Es war Liebe auf den ersten Blick"

Liebe auf den ersten Blick existiert nicht. Was existiert, ist eine gewisse Anziehung oder dass man die Person attraktiv findet. Wenn wir uns nur auf das Äußere fixieren und deshalb davon ausgehen, dass er:sie die richtige ist, ist das ein sehr verdrehtes Weltbild. Irgendwann lässt diese erste Anziehungskraft in den meisten Fällen nach – und dann erst würden die Charaktere in der realen Welt bemerken, dass diese "Liebe" doch nicht so rosig ist. Liebe ist eine Fähigkeit, die wir mit der Zeit ausbauen. Sie reicht von gegenseitigem Verständnis über Mitgefühl, Respekt und persönlichen Grenzen ... es ist nicht einfach nur: Ich mochte dich sofort und deshalb klappt das mit uns.

Liebesfilme genießen, aber nicht als Vorbild nehmen

Es gibt durchaus Liebesfilme, die gesunde Beziehungen ganz oder in Teilen porträtieren. Oft ist das aber nicht der Fall – und vieles passiert viel schneller als im realen Leben, da der Film ansonsten nun einmal schnell langweilig werden könnte. Auf dem YouTube Kanal "Cinema Therapy" rät der US-Therapeut Jonathan Decker bei romantischen Komödien vorsichtig zu sein, was man aus ihnen ziehe. Denn sie könnten unsere Vorstellungen was die Liebe angeht, beeinflussen. Wichtig sei, sich bewusst zu sein, dass "das reale Leben anders ist". 

Ob das nun das Bild ist, dass Hartnäckigkeit dazu führt, dass die zwei Personen am Ende zusammen kommen – obwohl sie zuvor sehr oft Nein gesagt hat, er das ignoriert und es teilweise mit Drohungen oder Manipulation ändert. Dass ein Liebesdreieck etwas Aufregendes ist und nicht total verwirrend für die Person, um die "gekämpft" wird. Dass eine Frau ihr Äußeres oder ein Mann seinen Charakter verändern muss, damit sie überhaupt das Recht haben, geliebt zu werden. Es ist schön, sich im Moment des Films von dessen Inhalten berieseln zu lassen, aber am Ende sollten wir reflektieren, wie wahrheitsgemäß diese wirklich sind. 

Verwendete Quellen: YouTube/CinemaTherapy, cbr.com, buzzfeed.com

lkl Brigitte

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