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"Ich hasse baggern": Fünf Fragen an Christian Ulmen

Wie steht der Schauspieler Christian Ulmen zu den Themen Heiraten, Sex und Älterwerden? Fünf Fragen, fünf ehrliche Antworten.

BRIGITTE: Woran merkt man, dass man die Frau zum Heiraten gefunden hat?

Christian Ulmen: Daran, dass sie Ja sagt, wenn man ihr einen Antrag macht. Das ist doch eine ideale Voraussetzung. Das Schöne am Heiraten ist ja, dass man weg vom Markt ist. Ich muss nie mehr rumbaggern. Ich hasse baggern und ich hasse auch, was viele als schön beschreiben, die kranken Schmetterlinge im Bauch und dieser ganze Nervkram. Für mich war das nichts als Schwitzen. Wieso sagt die jetzt nichts? Sage ich das Richtige? Wieso guckt die so komisch? Endlich muss ich nicht mehr in irgendwelchen Latte-macchiato-Läden Frauen treffen und hoffen, dass die mich gut finden.

BRIGITTE: Wird Sex umso besser, je älter Sie werden?

Christian Ulmen: Na ja, man weiß alles besser zu schätzen, was weniger wird.

BRIGITTE: Auf was haben Sie verzichtet dadurch, dass Sie Kinder bekommen haben?

Christian Ulmen: Ich habe auf nichts verzichtet, aber ich habe etwas verloren, nämlich meine Hypochondrie. Die habe ich auf meinen Sohn verlegt. Früher glaubte ich beim kleinsten Jucken, dass ich sterben muss. Jetzt fürchte ich stattdessen um mein Kind. Aber meine Frau ist unglaublich lässig. Sie kann sehr gut einschätzen, ob unser Sohn einen ganz normalen Schnupfenhusten hat, während ich zuerst von einem bösen Rasseln ausgehe, das sich der Arzt anhören muss. Sie hat dann natürlich den Doppelstress: Sie muss das Kind beruhigen und mich. Manchmal habe ich mich auch durchgesetzt. Dann saßen wir nachts in der Notaufnahme bis der Arzt sagte: Sie können wieder nach Hause fahren, und nächstes Mal lassen sie Ihren Sohn doch einfach schlafen.

BRIGITTE: Wann haben Sie in Ihrem Leben versagt?

Christian Ulmen: Mein Leben ging nie in die komplett falsche Richtung. Aber im Kleinen habe ich natürlich versagt und tue das auch immer noch gern. Manchmal denke ich, dass ich eine Figur aus ulmen.tv in bestimmten Momenten anders hätte spielen sollen. Das mache ich dann beim nächsten Dreh wieder gut. Und wenn ich gefragt werde: Du kommst doch heute Abend?, versage ich oft, weil ich automatisch ja klar sage, auch wenn ich überhaupt keine Lust habe. Ich bin ein Nein-Versager.

BRIGITTE: Was würden Sie im Grunde Ihres Herzens empfinden, wenn Ihre Frau deutlich mehr Geld verdienen würde als Sie?

Christian Ulmen: Da habe ich noch nie drüber nachgedacht. Es ist politisch absolut unkorrekt, aber spontan wäre mein erster ehrlicher Gedanke, dass ich das wohl doof finden würde. Ich müsste meine Befindlichkeit mit Kraft der Ratio überstimmen. Es ist doch so, selbst wenn der Vater viel da ist, wie ich viel da bin für meinen Sohn; Wenn er sich den Kopf stößt, wo rennt er zuerst hin? Zur Mutter. Ich kann mir dann sagen: Na gut, dafür sorge ich dafür, dass Milch im Kühlschrank ist. Die Rolle des Haupternährers quasi als Kompensation. Wenn die Frau Trösterin, Stillerin und Ernährerin ist, was wäre denn dann noch mein Part?

Christian Ulmen, 33, ist Schauspieler, Produzent und Moderator. Mit seiner Frau und dem vierjährigen Sohn lebt er in Potsdam. Seit 2008 betreibt er unter www.ulmen.tv seinen eigenen Fernsehsender. Gerade ist seine DVD "Best of Ulmen.tv" erschienen, auf der Ulmen in unterschiedlichen Männerrollen zu sehen ist, darunter der Proll Uwe und der Adelsschnösel Alexander von Eich

Interview: Madlen OttenschlägerFoto: Cinetext

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